1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Sachsen-Anhalt: Helen Mirren und Christopher Plummer in Sachsen-Anhalt: Tolstois "The Last Station" wird in Pretzsch gedreht

Sachsen-Anhalt Helen Mirren und Christopher Plummer in Sachsen-Anhalt: Tolstois "The Last Station" wird in Pretzsch gedreht

Von Katrin Löwe 14.05.2008, 20:48
Christopher Plummer und Helen Mirren verkörpern in dem Kinofilm «The Last Station» Leo Tolstoi und dessen Frau Sofia Andrejevna. (ARCHIVFOTO: ANDREAS STEDTLER)
Christopher Plummer und Helen Mirren verkörpern in dem Kinofilm «The Last Station» Leo Tolstoi und dessen Frau Sofia Andrejevna. (ARCHIVFOTO: ANDREAS STEDTLER) CARDO

Pretzsch - Zwölf Stunden Dreh hat sie hinter sich, als sie am Abend noch kurz zum Journalistengespräch kommt. Die Tasse Tee in der Hand wippt Helen Mirren mit ihremStuhl und zeigt ein bezauberndes Lächeln, als die erwartete Frage kommt: Was ist dennnun mit "Sexy-Anhalt", wie die Britin es nochvor kurzem aus Versehen nannte?

"Sachsen-Anhaltist für mich wirklich sexy", sagt sie lachend. Und schwärmt - vom Moorbad in Bad Schmiedeberg, von der "wunderschönen Elbe", sogar von denWindrädern. Gemeinsam mit Christopher Plummer,der trotz einer gerade erlittenen Knieverletzung zum Gespräch kommt, tröstet die 62-jährige Oscar-Preisträgerin damit wohl auch die Journalisten nach stundenlangem Warten.

Der Weg zu den Hollywood-Stars, das haben die Medien zuvor erfahren, ist gepflastert mit Hindernissen. Dem ersten begegnet man kurz vor dem Bahnhof Pretzsch: Zäune riegeln das Gelände ab, Security-Mitarbeiter kontrollierenden Einlass. Autos müssen stehen bleiben -ein Shuttle-Service bringt die Reporter beim einzigen Pressetermin während des Drehs zum bis dahin geheim gehaltenen Ort des Geschehens: einem Feld kurz vor Pretzsch. Dort steht die schnaufende Dampflok, 85 Komparsen schwitze nbei 25 Grad in warmen russischen Mänteln und warten auf den nächsten Einsatz.

Es ist der drittletzte Drehtag in Pretzsch, wo die entscheidenden Szenen für den Film"The Last Station" rund um die letzten Lebenswochendes russischen Schriftstellers Leo Tolstoi im Jahr 1910 gedreht werden. Es ist ein Film über die "komplizierteste Ehe der Geschichte", so Regisseur Michael Hoffman, "über die Schwierigkeit, mit der Liebe zu leben, und die Unmöglichkeit, ohne sie zu sein".

Der von der halleschen Egoli Tossel Film GmbHp roduzierte Streifen zeigt das drohende Scheitern der Ehe, als Tolstoi gegen den Willen seiner Frau die Einnahmen aus seinen Büchern demVolk zugänglich machen will. Er zeige Tolstoi, wie er noch weniger bekannt sei, sagt dessen Ururenkel Maxime Mardoukhaev, der als Berater agiert und selbst einen Dokumentarfilm über die Dreharbeiten produziert. Sein Dokumentarfilm wird im August beendet bei einem Treffen von 300 Nachfahren auf Tolstois russischem Landsitz.

In Pretzsch steht an diesem Mittwoch die Eingangsszene von "The Last Station" auf dem Plan: Der Zug, in dem Tolstoi (Christopher Plummer) mit seiner Frau Sofia (Helen Mirren) sitzt, wird auf freier Strecke von Arbeitern und Bauern gestoppt. Für Drehteam und Komparsen ist das ein langer Tag für rund zwei Minuten Szene. "Die Hälfte davon ist reine Wartezeit", sagt Sven Barycza, Einzelhändler aus Dessau, der in die Rolle eines russischen Bauern schlüpft. "Spannend ist es trotzdem", ergänzt Oliver Stroyny aus Halle, "vor allem merkt man, dassso ein Film richtig Arbeit ist - nicht dieTraumfabrik Hollywood."

Und auch wenn sie mitunter nur wenige Meter entfernt von denStars stehen: Persönlichen Kontakt gibt esnicht. Journalisten müssen beim Dreh 100 Meter vor dem Waggon stehen bleiben, in dem Mirren und Plummer sich gerade befinden.

Und ein Blick auf Helen Mirren? "DerDrehplan musste wegen der Lichtverhältnisse geändert werden", sagt Medienbetreuerin Karen Rudolph. Die Szene, in der die Stars aus dem Zug steigen, ist schon abgedreht. Pechgehabt. Der Drehplan ist eng, jede Störung soll vermieden werden. Am Ende haben Produzent Chris Curling, vor allem aber Mirren und Plummer ein Herz für die Fotografen: Einmal unterm Sonnenschirm an deren Kameras vorbei - alle sind glücklich.

Die Produzenten sind es längst: Curling lobt die Unterstützung des Landes, das den 13-Millionen-Euro-Filmüber die Mitteldeutsche Medienförderung mit rund 800.000 Euro fördert. "Und wir hatten einen sehr schönen Empfang hier. Es könnte nicht besser sein", ergänzt Phil Robinson aus dem Produktionsteam. Samstag ist im Pretzscher Bahnhof der letzte Drehtag in Sachsen-Anhalt. In einem kleinen Zimmer wird Tolstoi sterben- an der letzten Station - "The Last Station". (mz)