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Harz Harz: Minister kümmert sich um Motorradfahrer

Von KATRIN LÖWE 19.06.2011, 17:08

HASSELFELDE/MZ. - Die Spuren des Dramas sind auf dem Asphalt noch als Striche der Unfalluntersuchung zu sehen: Ende April starben zwei Menschen, weil ein Autofahrer beim Abbiegen das entgegenkommende Motorrad übersah. Diesmal stehen an der Einfahrt Polizisten: Verkehrskontrolle. Ein Stück weiter, an der B 81 kurz vor Hasselfelde (Harz), ist Polizeihauptkommissar Heiko Sundhaus am Geschwindigkeitsmessgerät. Sundhaus hat Fotos dabei. Eines zeigt einen Motorradfahrer, der im März auf der B 81 mit Tempo 245 gemessen wurde. Dank spezieller Technik war der Mann zu identifizieren und wurde bestraft. "Mit einem so hohen Tempo auf einer Bundesstraße, das ist Wahnsinn", sagt Sundhaus.

Kooperation mit Nachbarn

Die Beispiele zeigen zwei Seiten einer Medaille und ein Problem: Im Harz verunglücken Motorradfahrer besonders häufig. 48 der landesweit 341 Motorradunfälle in den ersten fünf Monaten 2011 gab es allein in diesem Kreis. Viele und tückische Kurven machen ihn gefährlich. Dazu kommt starker Ausflugsverkehr. Mehr als 60 Prozent der hier verunglückten Kradfahrer sind von außerhalb. Mit Kontrollen wie am Samstag versucht die Polizei gegenzusteuern. "2003 und 2004 hatte sich hier die Zahl der getöteten Kradfahrer sehr erhöht", sagt Uwe Dreiling, Leiter des Verkehrsdienstes beim Polizeirevier Harz. Allein vier Tote gab es 2004 auf der B 27 bei Blankenburg. 2005 wurde die Verkehrssicherheitsaktion "Sicher durch den Harz" gestartet, seit 2009 gibt es eine länderübergreifende Kooperation mit Polizeiinspektionen in Thüringen und Niedersachsen. Jährlich finden Aktionstage statt. Zudem wurden 11,3 Kilometer Unterfahrschutz in Kurven auf den Bundesstraßen 27, 81 und 242 installiert. Er verhindert schwerste Verletzungen, wie sie Motorradfahrer an herkömmlichen Leitplanken erleiden.

All das hört am Samstag auch Landes-Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Er kommt mit Anwohnern wie Thomas Pöttmesser ins Gespräch, der 90 Prozent der Motorradfahrer für vernünftig hält. Auch die in größeren Gruppen. "Die Einzelkämpfer, das sind die Wahnsinnigen", glaubt Pöttmesser. Stahlknecht spricht auch mit Motorradfahrern. Sinniert über PS-Stärken, die manche "zu Tempo verleiten". Und stößt bei einer Gruppe aus dem Norden auf Zustimmung. PS nach Alter zu staffeln, hielte etwa Sönke Werner für sinnvoll.

Hobby-Biker überschätzen sich

Allerdings, schränken die Polizisten ein, sind es nicht unbedingt jugendliche Raser, die verunglücken, es ist oft die Altersklasse ab 35 aufwärts. Hobbyfahrer, die sich mit vielen Jahren unfallfreiem Autofahren fürs Motorrad gerüstet sehen - und sich überschätzen. Hauptunfallursache, heißt es, sei zu schnelles Fahren, überwiegende Verursacher die Motorradfahrer selbst.

Die Kontrolle am Samstag nehmen die gelassen. Auch Dieter Brammsen. "Warum nicht? Wir brauchen keine Angst zu haben." Schnelles Fahren, sagt der aus Husum stammende Mann, der mit Freunden unterwegs in den Westerwald ist, "habe ich mit 69 Jahren nicht mehr nötig". Die Fehltritte halten sich an diesem Samstag denn auch in Grenzen: Nur drei von über 1 000 Autos und Motorrädern sind zu schnell. 20 Verstöße, unter anderem wegen vergessener Papiere, werden geahndet, fünf Mängelscheine ausgestellt.