Halle Halle: Umzug in den Mitteldeutschen Frauenknast

Halle/ddp. - Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen hatten sich im Herbst2008 über die Einrichtung einer zentralen Justizvollzugsanstalt (JVA)für Frauen in der sächsischen Stadt verständigt. In Chemnitz stehen370 Haftplätze zur Verfügung, davon 330 im geschlossenen und 40 imoffenen Vollzug mit jeweils fünf Haftplätzen inMutter-Kind-Bereichen.
Die 19-jährige Michelle aus Dessau, die eine zweieinhalbjährigeHaftstrafe absitzt, ist eine der ersten, die ihre Tasche packt. «Ichgehe bereits am Donnerstag nach Chemnitz», sagt die Jugendliche undfügt hinzu: «Dort will ich den Hauptschulabschluss erreichen.» EineAusbildung als Köchin habe sie schon einmal angefangen, doch dann seiihre Drogensucht gekommen. Mit Zwölf habe sie bereits Haschisch undSpeed genommen, erzählt Michelle. 2008 habe sie mit Heroin harteDrogen konsumiert. Nun setzt sie auf eine Therapie. Nach Dessau wollesie nach ihrer Haftentlassung nicht wieder zurück. Sie wolle einenNeuanfang wagen, sagt Michelle.
Michelle ist eine von vier weiblichen Gefangenen, die amDonnerstag nach Chemnitz umziehen, sagte der Leiter der HaftanstaltHalle I, Hans-Jürgen Stach, am Mittwoch bei einem Besuch vonJustizministerin Angela Kolb (SPD). Allein in Halle sitzen 50 Frauenim Alter von 17 bis 59 Jahren im geschlossenen Vollzug. Nach demUmzug bleibt das helle zweistöckige Gebäude am Rande der 1843eröffneten Haftanstalt «Roter Ochse» weiter den Frauen vorbehalten.Untersuchungshäftlinge würden dann dort untergebracht.
Einige Türen weiter sitzt Petra R. aus Halle in ihrem Haftraum.Wegen Betrugs war sie zu sechseinhalb Jahren verurteilt worden. «Inzwei Monaten komme ich raus,» sagt sie und schreibt weiter am Brieffür ihren Liebsten, wie sie sagt. Der Umzug bleibe ihr erspart.
40 Prozent der Insassen der JVA Halle I. gehen derzeit einerArbeit im Gefängnis nach. Auch dort ist das konjunkturelle Tal zuspüren. «Wir streben eine Quote von 60 bis 70 Prozent an», sagtStach. In einem Keller der Anstalt sitzen Frauen an Nähmaschinen undschneidern an Trikots für Eishockeymannschaften, Schals für denHalleschen Fußballclub und an Wimpeln. Weltmeisterschaften undOlympische Spiele brächten viel Geld, sagt der Anstaltsleiter. Allewollen Fähnchen oder T-Shirts haben. Dann floriere das Geschäft inder Anstaltsschneiderei.
In Sachsen-Anhalt verbüßen derzeit 85 Frauen in Hallebeziehungsweise Volkstedt Haftstrafen. Insgesamt sitzen in denGefängnissen in Sachsen-Anhalt etwa 2250 Häftlinge.