Halle Halle: Proteste gegen neuen Thor-Steinar-Laden

HALLE/MZ. - Die neuen Kunden habenes an diesem Vormittag nicht leicht, in dasGeschäft mit dem Namen "Oseberg" zu gelangen.Etwa 100 Menschen haben sich vor dem Ladenversammelt, der am Donnerstag auf Halles Boulevarderöffnet worden ist. Sie protestieren mitTransparenten und Sprechchören gegen das Geschäft,in dem Kleidung der in der rechten Szene beliebtenMarke Thor Steinar verkauft wird.
"Lieber braun essen"
Initiativen, Vereine und Gewerkschaftenhatten zu diesem "kreativen Protest" aufgerufen.Und so verteilt eine Demonstrantin unter demMotto "Lieber braun essen als braun denken"Halloren-Kugeln und andere Pralinen. JungeProtestler entrollen später vor der Ladentürein Transparent mit dem Spruch "Thor Steinarbraucht keiner". Etwas deftiger ist der Kübelmit Kuhmist, der vor dem Geschäft steht unddie Aufschrift trägt: "Thor Steinar ist Mist- man sieht es und man riecht es".
Offenbar haben die Mitarbeiter des Geschäfts,das den Namen einer Ortschaft in Norwegenträgt, mit solchen Reaktionen gerechnet. Währendaus der Menge auch Rufe wie "Nazis raus!"laut werden, geben sie sich gelassen. AufMZ-Nachfrage, wer der Chef sei und ob manihn sprechen könne, wollen sie aber nichtantworten. Ein modisch-sportlich gekleideterMann, der scheinbar etwas zu sagen hat, eiltherbei und zischt den Mitarbeitern zu: "Nichtssagen!"
Die Kundgebung, zu der sich auch Mitgliederder Antifa sowie Punks eingefunden haben,verläuft weitgehend friedlich. Die Polizeiist mit rund 30 Beamten präsent. Als jedochversucht wird, ein Plakat an das Geschäftzu kleben und ein rohes Ei gegen die Schaufensterscheibefliegt, bilden Polizisten eine Absperrreihezwischen Laden und Protestlern. Nach Pöbeleienteils angetrunkener Demonstranten werden zudemmehrere Platzverweise verhängt. Am frühenNachmittag, als die offiziell angemeldeteKundgebung längst vorbei ist, lösen Beamtedie letzten verbliebenen Gruppen auf.
Obwohl Thor Steinar als Wiedererkennungs-Labelunter den Rechten gilt ist die Ladeneröffnunglaut Halles Innendezernent Bernd Wiegand nichtangreifbar. "Straf- und gewerberechtlich istdas sauber", sagt Wiegand, der ebenfalls vorOrt ist. Die Gewerbeanmeldung sei unmittelbarvor der Eröffnung erfolgt.
Die Stadt geht auf Distanz
Wiegand wiederholt die Ablehnung durchdie Stadt: "Wir wünschen solche Geschäftenicht." Aber mehr als genau zu prüfen, oballe gewerberechtlichen Kriterien eingehaltenwerden, könne man nicht tun. Der Protest inHalle ruft indes den Streit um einen im Hundertwasser-Hausin Magdeburg eingerichteten Thor-Steinar-Ladenin Erinnerung. Dort setzten die Vermietereine Kündigung wegen arglistiger Täuschungdurch. Die Mieter hatten nur angegeben, Modefür Jugendliche zu verkaufen.
Nach MZ-Informationen hat sich die Ladenbetreiberfirmabei dem privaten Hauseigentümer in Halle ähnlichvorgestellt. Demnach sei von einem Geschäftmit Outdoor-Kleidung die Rede gewesen. Wieder Eigentümer darauf reagieren wird, istoffen. Er war bislang für eine Stellungnahmenicht erreichbar.