Halberstadt Halberstadt: Beulen und gestresste Ohren
Halle/MZ. - Als im Sommer bei einem Konzert mehrere Glocken des Halberstädter Doms beschädigt wurden, kochten die Emotionen in der Stadt hoch. Dabei ging es auch um ein Kunstprojekt, das nur Anlass für jenes Konzert war: Seit 2001 erklingt in einer Halberstädter Klosterkirche ein Orgelstück des Komponisten John Cage - für 639 Jahre. Tonwechsel ist aller paar Monate. Diese Art Dauerbeschallung - wenn auch ganz leise - finden einige Einwohner, gelinde gesagt, merkwürdig.
Sie wird auch kaum besänftigen, was am Donnerstag Ralf Lindemann von der Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt bekanntgab: "Bei den Beulen an den fünf großen Domglocken handelt es sich um optische Schäden, die keinen Einfluss auf den Klang haben." Sie waren bei besagtem Konzert mit Hämmern bespielt worden. Es ist zwar nicht nötig, die Glocken zu reparieren - doch sie werden auch ihre Schäden behalten. Eine kleine Chorglocke indes muss beim Fachmann geschweißt werden, was laut Lindemann rund 2 000 Euro kosten wird. Sie hatte bei dem Konzert einen 45 Zentimeter langen Riss davongetragen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, wer für die Schäden aufkommen muss.
Unerfreulicherweise hat bei all dem Wirbel auch das John-Cage-Projekt Schaden genommen. Man muss diese Art Kunst zwar nicht mögen, aber zugeben: Eine Menge Leute finden die Idee eines 639-Jahre-Stücks wunderbar schräg. Denn tausende Besucher aus aller Welt kommen jährlich in das einstige Kloster, um den Nonstop-Ton einmal zu hören.