Glosse zum "Casablanca"-Klavier Glosse zum "Casablanca"-Klavier: Sam hat es nicht einmal gespielt

Viele Wünsche können erfüllt werden. Es ist nur eine Frage des Geldes. Zum Beispiel von 3,4 Millionen US-Dollar. So lautete das letzte Gebot für das kleine Klavier, Baujahr 1927, dessen grün-goldene Verzierungen all jene überraschen dürften, die es bislang nur in Schwarz-Weiß zu Gesicht bekommen haben. Nämlich in „Rick’s Café Américain“, jenem von Humphrey Bogart geleiteten und von zahlreichen zwielichtigen Gestalten frequentierten Nachtclub in „Casablanca“.
Ein Zahnarzt aus Los Angeles hat das legendäre Requisit aus dem ebenso legendären Filmklassiker zur Versteigerung freigegeben, doch wer sich „Spiel’s noch einmal, Sam“ wünschen darf, will das Auktionshaus nicht verraten. Man darf aber davon ausgehen, dass wer immer bereit war, 3,4 Millionen Dollar hinzulegen, weiß, dass das korrekte, von Ingrid Bergmann sehnsüchtig hingehauchte Filmzitat „Spiel es, Sam. Spiel: As Time Goes By“ lautet.
Und auch, dass jener Sam das Klavier nie gespielt hat. Dessen Darsteller Dooley Wilson hatte seine Schaugeschäftskarriere zwar in einer Jazz-Kombo angefangen, dies jedoch als Schlagzeuger, nicht als Pianist. Im Film sieht man ihn deshalb nie in die Tasten greifen.
Ob er es war, der an der Unterseite einer Taste einen inzwischen versteinerten Kaugummi hinterlassen hat, lässt sich allerdings auch nicht mehr feststellen. Der vormalige Besitzer hat es sogar versucht, war aber daran gescheitert, dass der niemals straffällig gewordene Wilson nirgendwo seine Fingerabdrücke hinterlegt hatte.
Jedenfalls gehörte der Kaugummi mit zur Beschreibung des Loses, ebenso ein Teil der Filmgeschichte, wie der lose Deckel, in dem Bogart die Transit-Visa für Bergmann und ihren Ehemann versteckte. Die wurden übrigens separat versteigert, für 118.750 Dollar. Noch ein Wunsch erfüllt.