«Glanzlicht in der Provinz» «Glanzlicht in der Provinz»: Ilsenburger Landhaus feiert 200-jähriges Jubiläum

Ilsenburg/dpa. - Deutsche Könige, russische Zaren und Dichtervon Weltruf ließen sich hier verwöhnen: Das Landhaus «Zu den RothenForellen» in Ilsenburg galt schon immer als gastlicher Ort mit demHauch des Besonderen. Auch heute unterscheidet sich die Herberge imHarz von anderen: Küchenchef René Bobzin ist laut Restaurantführer«Gault Millau» der beste Koch Sachsen-Anhalts. Am Samstagfeiert das Fünf-Sterne-Hotel am Ilsenburger Forellenteich - eines vondrei dieser Kategorie im Land - sein 200-jähriges Namensjubiläum.
«Die Historie unseres Hauses lässt sich noch weiterzurückverfolgen», sagt Hoteldirektor Jörg Steinhäuser. «Vor 430Jahren, also 1574, wurde hier ein Junkerhof gebaut, der heuteältester Teil des Hotels ist und wahrscheinlich auch schon damalsgastronomisch genutzt wurde.» Der erste überlieferte Pachtvertragdatiert aus dem Jahre 1674, als der damalige «Stöltenkrug» derGrafenfamilie von Stolberg-Wernigerode gehörte. 1804 schließlicherhielt das seinerzeit «hochherrschaftliche Gasthaus» seinen heutigenNamen, abgeleitet von den Forellen, die das Wappen der Grafen zieren.
1824 beschrieb Heinrich Heine das Haus in seiner berühmten«Harzreise». Auch Theodor Fontane, Zar Peter der Große oder KönigGeorg von Hannover weilten hier, berichtet Steinhäuser (43). Zu DDR-Zeiten, als Ilsenburg im Sperrgebiet an der innerdeutschen Grenze lagund nur begrenzt für Urlauber zugänglich war, firmierte das Haus alsHO-Gaststätte. Nach der Wende verfiel es zunächst.
Mitte der neunziger Jahre kaufte die Familie Prause aus Goslar deninzwischen halbverfallenen Gebäudekomplex. Zwischen 10 und 20Millionen Euro steckten die Investoren in ihr Projekt und machten ausder Ruine nahe des Brockens ein First-Class-Hotel für ebensoanspruchsvolle wie gutbetuchte Gäste: 52 Zimmer im Landhausstil,einen großen Sport- und Wellness-Bereich und zwei Restaurants fürFeinschmecker bietet das Haus, das sich der weltweiten Vereinigungvon Privathotels «Relais & Chateaux» angeschlossen hat. Darunter istseit Mai das besonders exklusive Gourmetrestaurant «Forellenstube».
«Im Vorjahr hatten wir im Hotel eine Auslastung von 48 Prozent,dass kann sich sehen lassen», berichtet Steinhäuser. In den erstenfünf Monaten 2004 sei der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum umvier Prozent gestiegen. «Es ist eine neue Lust der Deutschen aufDeutschland zu spüren, davon wollen wir auch profitieren. Immerhinkommen 95 Prozent unserer Gäste aus Deutschland», sagt der Hotelchef- und hofft darauf, dass mehr Menschen trotz schwierigerkonjunktureller Lage bereit sind, sich einmal etwas zu gönnen unddafür auch eine Stange Geld auszugeben.
Unbestreitbares Zugpferd in den «Rothen Forellen» ist KüchenchefBobzin, der nach Einschätzung des angesehenen «Gault Millau»bodenständige Küche gekonnt mit französisch-mediterranen Akzenten undasiatischen Anregungen veredelt. 16 von 20 möglichen Punkten vergabendie Gourmet-Tester in der aktuellen Ausgabe des Gastronomieführers anden 31-Jährigen, dem Kochen - wie er sagt - «einfach nur Spaß» macht.Das Ausnahmetalent mache das Landhaus zum «Glanzlicht in tiefsterkulinarischer Provinz», urteilt der Restaurantführer.