Gentechnik in der Landwirtschaft Gentechnik in der Landwirtschaft: Auf den geheimen Maisfeldern wird jetzt geerntet
Halle/MZ. - Thomas Bringezu knickt den Kolben von der Maispflanze, reißt die Blätter ab und lässt ihn in den Stoffbeutel fallen. Er greift nach einem Plastiketikett in seiner Tasche, wirft es zu den 30 Kolben in den Beutel und verschließt die Probe mit einem Band. Dann sieht der 56-Jährige auf einen Plan und sagt: "30 Meter in dieser Richtung machen wir weiter." Das Kolbenpflücken per Hand passierte vor wenigen Tagen rund 35 Kilometer nordwestlich von Halle und ist Teil des wissenschaftlichen Begleitprogramms beim ersten Erprobungsanbau von gentechnisch verändertem Mais in Deutschland (siehe auch "Genmais wächst auf 29 Feldern").
"Neben den genetischen Analysen, die später aus dem Erntegut gewonnen werden, dienen uns diese Proben als zusätzliche Kontrolle", erläutert Bringezu, der im Rahmen des Erprobungsanbaus am Institut für Pflanzenzüchtung der Universität Halle angestellt wurde. Über acht der 29 Versuchs-Maisfelder - drei in Bayern, drei in Brandenburg und zwei in Sachsen - sind inzwischen die Häcksler gerollt. "In dieser Woche wollen wir auf dem ersten Versuchsfeld in Sachsen-Anhalt ernten", kündigt Bringezu an.
Die Entnahme von bis zu 13 Proben zu jeweils fünf Kilogramm pro Teilstück sei zwar relativ langwierig, dennoch werde es keine besonderen Vorkehrungen zum Schutz der Ernte geben. "Bisher haben alle Beteiligten die Geheimhaltung gewahrt," so Bringezu. Die Organisatoren des Versuches hatten mit den beteiligten Landwirten vereinbart, die Lage der Versuchsfelder nicht zu veröffentlichen, um Störaktionen militanter Gentechnik-Gegner von vornherein auszuschließen.
Dass die Lage der Felder - mit Ausnahme staatlicher Flächen wie bei der Landesanstalt für Landwirtschaft in Iden (Kreis Stendal) - seit Monaten geheim gehalten wird, ist der zentrale Kritikpunkt von Gentechnik-Gegnern. "Unsere Forderung, die EU-Richtlinie zur Offenlegung auch in Deutschland umzusetzen, besteht nach wie vor", betont Anika Sebastian von Greenpeace in Magdeburg. Gegen die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen werde man deshalb weiter protestieren.
Vor Gericht hatten Gentechnik-Gegner bisher keinen Erfolg: Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland unterlag am 28. Juni dem Land sowie am 7. Juli der Martin-Luther-Universität, eine Klage von Greenpeace gegen das Land vor dem Verwaltungsgericht Magdeburg harrt seit dem 28. Juli ihrer Entscheidung. Dem Aufruf von Greenpeace, verdächtige Maispflanzen zur Kontrolle auf "Verunreinigungen" abzugeben, seien zwar "einige Leute" gefolgt, berichtet Sprecherin Sebastian, die Proben seien jedoch alle "negativ" gewesen.