Gartenreich Dessau-Wörlitz Gartenreich Dessau-Wörlitz: Umstrittene Verwaltungsleiterin zieht überraschend Bewerbung zurück

Magdeburg - Das Gartenreich Dessau-Wörlitz bekommt nun doch einen neuen Verwaltungsleiter. Die bisherige Amtsinhaberin, die als aussichtsreichste Kandidatin für die Besetzung der Stelle ab 1. Juli galt, hat nach Angaben des Kultusministeriums am Dienstag ihre Bewerbung in quasi letzter Sekunde zurückgezogen.
Ursprünglich hatte eine Findungskommission des Kuratoriums der Stiftung am Dienstag eine abschließende Entscheidung zwischen den zwei übrig gebliebenen Bewerbern treffen sollen. Statt nun dem zweiten Bewerber ein Angebot zu machen, entschied das Kuratorium am Dienstag, die Stelle des Verwaltungsleiters zunächst mit einer „Interimslösung“ zu besetzen. Eine erneute Ausschreibung scheint damit wahrscheinlich; das Kultusministerium antwortete auf eine solche Frage jedoch nicht. In der Stiftung sorgte die Entscheidung für Erleichterung: „Die Mehrheit der Mitarbeiter ist erfreut“, sagte Personalratschef Stephan Behrens.
Seit Monaten Streit in der Stiftung
Um die Stellenbesetzung schwelt seit Monaten in der Stiftung ein Streit, der im Februar darin gipfelte, dass 84 Prozent der Stiftungsmitarbeiter eine Petition an den Landtag und den Vorsitzenden des Kuratoriums, Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD), unterzeichneten. In dem Schreiben lehnen sie eine weitere Zusammenarbeit mit der amtierenden Verwaltungsleiterin ab. Der Frau, einst Kaufmännische Direktorin im Uniklinikum Halle, wird unter anderem mangelnde soziale Kompetenz vorgeworfen. Trotzdem hielten Stiftungsdirektor Thomas Weiß und Dorgerloh an der Verwaltungschefin fest, deren befristeter Vertrag am 30. Juni ausläuft.
In den vergangenen Tagen eskalierte die Situation erneut. Nachdem der Personalrat angekündigt hatte, eine erneute Besetzung der Verwaltungsleiter-Stelle mit der Amtsinhaberin abzulehnen und das Auswahlverfahren juristisch anzufechten, lud Dorgerloh den Personalrat vom abschließenden Gespräch am Dienstag aus. „Die Ausladung ist die Krönung“, kommentierte Personalratschef Behrens. Zeitgleich drohte Stiftungsdirektor Weiß dem Personalrat mit dessen Auflösung auf juristischem Wege, sollte das Gremium weiter vertrauliche Informationen aus der Stiftung öffentlich machen. Weiß bezieht sich in dem Schreiben vor allem auf eine Rundmail des Personalrats an alle Mitarbeiter zum Bewerbungsverfahren sowie auf die Berichterstattung in der MZ. Käme es weiter zu „grober Vernachlässigung oder grober Verletzung“ gesetzlicher Pflichten, müsse er „unverzüglich den verwaltungsgerichtlichen Weg einschlagen“, um ein Mitglied des Personalrats auszuschließen oder die Auflösung des Personalrats beschließen zu lassen. Verdi-Fachbereichsleiter Werner Theiß erklärte zur Drohung von Weiß, er könne nicht erkennen, worin das Problem bestehe. Der Personalrat sei dazu verpflichtet, die Mitarbeiter auch über Stellenbesetzungsverfahren zu informieren. Das gelte insbesondere, wenn der Personalrat wie hier neu im Amt ist. Dass kein Mitglied der Personalvertretung an der gestrigen Sitzung des Kuratoriums zur Stellenbesetzung teilnehmen durfte, wertete Theiß als Verstoß gegen das Personalvertretungsgesetz des Landes: „Es gibt einen Anspruch des Personalrates, an solchen Gesprächen mit einem Beauftragten teilzunehmen.“
Entscheidung „mit Respekt“ zur Kenntnis genommen
Kultusminister Dorgerloh wiederum ließ erklären, dass der Personalrat nicht eingeladen worden sei und daher auch nicht ausgeladen werden konnte. Das Schreiben von Weiß wollte Dorgerloh nicht kommentieren. Der Entscheidung der Verwaltungsleiterin, ihre Bewerbung zurückzuziehen, habe das Kuratorium „mit Respekt“ zur Kenntnis genommen, so Dorgerloh. „Wir brauchen nach Wochen der Diskussionen und öffentlichen Auseinandersetzungen über Interna der Stiftung jetzt Ruhe, Verlässlichkeit und die Bereitschaft aller, konstruktiv in der Kulturstiftung zusammenzuarbeiten.“ Nur wenn die Stiftung „ruhiges Fahrwasser“ finde, ließen sich die Aufgaben im Jubiläumsjahr bewältigen. In einer am Abend verbreiteten Erklärung teilte Weiß sein „Bedauern“ über den Rückzug der Verwaltungsleiterin mit. (mz)