"G. F. Händel" in Halle "G. F. Händel" in Halle: Kreativ im Souterrain

Halle (Saale) - Das Restaurant „G. F. Händel“ liegt recht unscheinbar im Souterrain eines ganz besonderen Hotels in Halle. Theater-Hotel nennt sich das Apart-Hotel in der Nähe des Reilecks und entsprechend ist die Einrichtung. Seit kurzer Zeit ist das Restaurant des Hauses nicht mehr nur für Hotelgäste, sondern auch für die Öffentlichkeit zugänglich, aber die Öffentlichkeit hat noch nicht so richtig Notiz davon genommen, wie es scheint. Auch wir sind unzählige Male daran vorbeigelaufen in der Annahme, dass es sich bei dem Speise- um einen Clubraum handelt. Tut es aber nicht.
Das Interieur des „G. F. Händel“ ist ein wenig ungewöhnlich: Kleine Tische stehen in einem Raum, in dem sich ansonsten schöne alte Möbel befinden, ein Ledersofa mit einem Tischchen davor, darauf hinwiederum eine gute Zeitung. Eine alte Standuhr schlägt die Stunde, Händel ist groß an die Stirnwand gemalt, klassische Musik oder Barjazz laufen im Hintergrund. Ein bisschen Wohnzimmeratmosphäre, könnte man sagen.
06114 Halle
Apart-Hotel Kohlschütterstr. 5-6
Telefon: 0345 / 5259-0
Mo bis Sa 18 bis 23 Uhr
Reservierung angeraten
Hauptgerichte von 12,90 bis 24,90 Euro, Wein von 13,90 bis 85,90 Euro
Die Anlehnung des Hauses an die Theater-Thematik ist auch im Restaurant nicht zu übersehen. So heißen, nur als Beispiel, die Cocktails sämtlich wie Schauspieler: Marilyn Monroe. Oder Charlie Chaplin. Und wer nicht weiß, worüber er sich mit seinem Tischnachbarn unterhalten soll, kann sich zunächst eine ganze Weile in Händels Vita vertiefen, die der Speisekarte vorangestellt ist.
Wir starteten wie immer mit einem Aperitif zu Beginn. Drei sind im Angebot, wir entschieden uns für „Margaret Rose“ – Campari mit Sekt – und „Negroni“ – Campari, Martini bianco und Gin gemixt (je 6,50 Euro). In großen Gläsern serviert, auf nüchternen Magen getrunken – das hebt die Stimmung schon ein wenig!
Sommerlicher Gruß
Der Gruß des Hauses war ein sommerlicher: ein Gläschen Cazpacho. Das ist eine Suppe, einst in Spanien erdacht, die aus rohem Gemüse hergestellt wird. Unsere war vor allem vom Paprika geprägt, sehr aromatisch, sehr kühl.
Mit Suppen ging es dann weiter. Eine Rinderconsommé mit Gemüseperlen (4,90 Euro). Die reduzierte Brühe schmeckte kräftig, ganz wunderbar. Überhaupt könnten wir uns einen Abend nur mit Consommé, woraus auch immer, gut vorstellen. In dieser nun schwammen tatsächlich knackig gegarte Gemüseperlen, ausgestochen aus Zucchini, Möhren und so weiter. Als ebenfalls ausgesprochen gelungen erwies sich das cremige Zitronengras-Kokossüppchen mit gebratener Riesengarnele (5,90 Euro) mit einem Hauch Balsamico. Zu beiden Suppen wurde ein kleines Eckchen knuspriges Kräuter-Focaccia gereicht, die Betonung darf hier ruhig auf knusprig und kräutrig liegen.
Die Auswahl des Hauptgerichtes gestaltete sich an einer Ecke des Tisches sehr einfach: original „Berliner Currywurst“ mit Steakhouse-Pommes (7,90 Euro). Wir lasen kürzlich in einem Interview mit einem Psychologen, dass man Kinder nicht, auch nicht mit fiesen Schwindeleien wie dem Versprechen sportlicher Erfolge zum Beispiel, zum Essen ungeliebter Speisen zwingen soll. Solange die Brut nicht abmagert und gesund ist, solle man sich keine Sorgen machen. Nun denn, der Wurst stand also nichts im Wege; sie wurde mit großem Wohlwollen aufgenommen.
Übrigens hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch immer mit dem Aperitif zu tun. Unsere Gläser wirkten wie diese Trick-Dinger mit doppelter Wand, aus der die Flüssigkeit einfach nicht weichen will. Sei’s drum, die Weinkarte ist reichhaltig im „G. F. Händel“, zusammengestellt vom Sommelier des Hauses; aus französischen und italienischen Weingütern kommen die meisten der Tropfen. Es gibt aber auch regionale Erzeugnisse, im Falle des Weißen von den Weingütern Born und Pawis. Unser Glas Weißburgunder von Born aus Höhnstedt (7,90 Euro) war ebenfalls sehr reichlich gefüllt. Ganz ehrlich, wir begannen bereits zu schwitzen.
Das Fazit des Abends lesen Sie auf Seite 2:
Dazu wiederum passte die Maishähnchenbrust auf gebratenem mediterranen Gemüse und hausgemachter Pasta (16,90 Euro). Die Brust würzig, knackiges Gemüse von unter anderem Paprika, Pilzen, Staudensellerie; alles vermengt mit bissfesten und tatsächlich selbstgemachten Nudeln. Das gegrillte Entrecote mit einem Turm aus Ratatouille und Polentanocken (24,90 Euro) schmeckte ebenfalls gut; hervorzuheben ist aber die Ratatouille, immer wieder. Dieses provenzalische Gemüsegericht kann ganz verschieden daherkommen. Wenn es aus so klein geschnittenen bunten Früchten besteht, wie man sie zu Hause aufgrund angeborener Faulheit einfach nie hinbekommen würde, und wenn dann der Geschmack stimmt – dann ist die Ratatouille einfach liebenswert.
Naja, dann waren da noch die Polentanocken. Polenta ist eines der Gerichte, das im Urlaub immer besser schmeckt als zu Hause. Zwar versuchen wir sie immer wieder, auch in der eigenen Küche. Allein, die große Liebe ist noch nicht entbrannt zwischen uns. Allerdings hat dieser Maisgrieß-Brei seine Daseinsberechtigung tatsächlich dann, wenn er sich einem kräftigen geschmacklichen Widerpart auf dem Teller unterordnen darf. Durfte er in diesem Fall, und damit konnten wir sie dem Koch auch nicht übelnehmen.
Prickelndes Dessert
Ein junger Mann übrigens noch, aber ambitioniert und vielversprechend. Der sich auch beim Dessert als kreativ erwies. Es gab: erstens ein prickelndes Holunderblütensüppchen mit Obststücken und einer Kugel selbstgemachten Eises (5,90 Euro). Zweitens Kaiserschmarrn, recht bissfest, mit einer Kugel Johannisbeersorbet (6,90 Euro), sehr köstlich. Und drittens „Hallorenküchlein mit flüssigem Kern“ auf geflämmter Ananas, serviert im Glas (8,90 Euro). Ein Kuchenteig ist das, gebacken, aber nicht durch, mit einem süßen Kern aus dunkler und weißer Schokolade. Die Ananas kam in Rohrzucker karamellisiert daher, mit Grand Marnier übergossen und anschließend flambiert. Sehr süß zwar, aber ausgesprochen gut.
Alles in allem also ein vielversprechendes Restaurant, das sowohl kreative und leichte Küche bietet wie auch Rustikales, Einfaches oder etwas Gehobenes. Wer sich jetzt entschließt, in dieser neuen gastlichen Stätte vorbeizuschauen, sollte eines bedenken: Das Hotel ist relativ klein, auch das Restaurant - und so kann es passieren, dass bei größeren Reisegesellschaften oder Familienfeiern im Hotel die Kapazitäten im „G. F. Händel“ schnell ausgeschöpft sind. Eine Anfrage und rechtzeitige Tischreservierung beugt vor, so dass es nicht etwa verschlossene Türen gibt, sondern einem schönen Abend nichts im Wege steht.
