Freizeit Freizeit: Mit Huskys durch den Winterwald

Haldensleben/dpa. - Wer glaubt, dass Schlittenhundesport nur in schneesicheren Gebieten Deutschlands betrieben wird, irrt. In Haldensleben wohnt Helmut Gottschlich zusammen mit seiner Frau und acht sibirischen Huskys auf einem 5000 Quadratmeter großen Grundstück am Rand eines Gewerbegebiets. Der 52-Jährige ist Vorsitzender des Vereins «Mushing Sachsen-Anhalt» und fährt seit 15 Jahren aktiv Schlittenhunderennen.
Zum Schlittenhundesport ist der Taxiunternehmer eher durch Zufall gekommen. «Bei einem Verwandtenbesuch im tschechischen Harachov habe ich zum ersten Mal einen Husky gesehen und ich wusste sofort, dass ich so einen Hund unbedingt haben muss.» In der DDR gestaltete sich dies allerdings schwierig, denn solche Hunde gab es faktisch kaum. Über viele Umwege sei es ihm aber 1987 doch gelungen, einen Rüden und eine Hündin zu kaufen. «Mit diesen beiden Hunden habe ich angefangen und mir langsam ein Team aufgebaut», sagt Gottschlich.
Als er von seinem ersten Schlitten erzählt, muss er schmunzeln. Der sei Marke Eigenbau gewesen. «Ein Bekannter hatte mir eine Anleitung zum Schlittenbau aus Kanada mitgebracht. Natürlich verstand hier kaum jemand Englisch und so leimte ich das Holz nur, statt es zusammen zu stecken und zu leimen.» Gehalten hat der Schlitten trotzdem und war nach Angaben von Gottschlich «wie ein Panzer». Nach der Wende habe er sich dann allerdings trotzdem einen neuen bauen lassen.
Der muss wegen der milden Winter im Flachland allerdings oft in der Garage bleiben. «Ich trainiere meist mit dem Wagen und die ersten Rennen der Saison sind auch Wagenrennen», sagt Gottschlich. Die Rennsaison beginnt Ende Oktober, einige Veranstaltungen sind im Harz. Mit dem Training wird begonnen, sobald das Thermometer unter 15 Grad fällt. «Bei höheren Temperaturen ist die Belastung für die Hunde zu hoch.» Momentan sei er zwei bis drei Mal wöchentlich für etwa drei Stunden mit seinen Hunden und dem Wagen auf heimischen Waldstrecken unterwegs.
Der Schlittenhundesport nimmt aber nicht nur viel Zeit in Anspruch, sondern ist auch sehr teuer. «Die meisten Leute glauben, dass die Hunde die meisten Kosten verursachen. Doch die Ausgaben für Futter und den Tierarzt halten sich noch in Grenzen. Sehr viel teurer ist es, zu den einzelnen Rennen zu fahren.» Um die Möglichkeit zu bekommen, wirkliche Schlittenrennen zu fahren, sei es eben notwendig, in die schneesicheren Gebiete Deutschlands - neben dem Harz vor allem die Alpen - zu fahren. «Durch die Transport- und Übernachtungskosten kommen da schnell einmal ein paar hundert Euro für ein Rennen zusammen», sagt Gottschlich.
Trotz allem betreibt er den Sport mit Ehrgeiz, wovon auch die vielen Trophäen in seinem Haus zeugen. Seine Familie hat er auch schon mit dem Schlittenhundefieber angesteckt. «Meine Frau hilft mir bei den Rennen und fährt auch ab und zu beim Training mit, und mein Schwiegersohn betreibt den Sport auch.»
Wichtig ist für Gottschlich, dass Schlittenhunderennen in der Öffentlichkeit als Sport angesehen wird. «Viele bezeichnen unseren Sport als Hobby, aber dagegen wehren wir uns, denn wir sind Mitglied im Sportbund und sehen uns dementsprechend auch als Sportler.»