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Frauenunion Frauenunion: «Werte sind bei einigen verloren gegangen»

11.05.2011, 20:12

MAGDEBURG/MZ. - Während Haseloff schweigt, unterstützt die Frauenunion das Papier. Mit der Landesvorsitzenden dieser CDU-Gruppierung, Eva Wybrands (Foto), sprach MZ-Redakteur Hendrik Kranert-Rydzy.

Frau Wybrands, ist die CDU in Sachsen-Anhalt frauenfeindlich?

Wybrands: Nein, das ist sie nicht. Aber in der Landespartei und vor allem in der Landtagsfraktion hat sich eine Gruppe gebildet, die die Werte der CDU nicht mehr lebt.

Welche Werte sind denn das?

Wybrands: Die CDU ist eine Volkspartei, in der alle, die am gesellschaftlichen Prozess beteiligt sind, den gleichen Zugang zu Entscheidungen haben sollen. Auch wenn es die verschiedenen Netzwerke gibt - sie haben gegenseitigen Respekt vor unterschiedlichen Auffassungen. Wir Frauen streiten um die beste Auffassung, aber es geht um die Sache und nicht um eigene Egoismen. Doch diese Werte sind leider bei einigen verloren gegangen.

Woran liegt denn das?

Wybrands: Das ist eine schwierige Frage. Wir als Frauenunion haben immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die Werte der CDU wieder mehr Maßstab für unsere politische Arbeit sein müssen. Wir fanden aber kein Gehör. Unser ehemaliger Ministerpräsident Wolfgang Böhmer hat immer gesagt, kümmert euch weniger um euch selbst, sondern kümmert euch um die Leute. Doch das ist bei einigen nicht mehr der Fall. Sie haben jegliche Bodenhaftung verloren.

Meinen Sie damit jene CDU-Politiker, die den Frauen Eierstockgehabe vorwarfen und erklärten, die Frauen in der Fraktion seien hormongesteuert?

Wybrands: Auch wenn ich das nicht selbst gehört habe: Mir sind diese Zitate mehrfach bestätigt worden. Innenminister Holger Stahlknecht hat sich für das Wort "Eierstockgehabe" ja entschuldigt, also muss er es auch gesagt haben. Ministerpräsident Reiner Haseloff hat erklärt, er habe das Wort "hormongesteuert" nur zitiert.

Reicht Ihnen das?

Wybrands: Nein, ganz und gar nicht. Ich vermisse bis heute eine klare Ansage, dass man solche Ausdrücke und die dahinter stehenden Auffassungen in der CDU nicht duldet. Und ich erwarte, dass sowohl der Ministerpräsident als auch Parteichef Thomas Webel öffentlich klarstellen, dass diese Wortwahl absolut nichts mit der Politik der CDU zu tun hat.

Das wird aber nichts daran ändern, dass die Frauenquote in der Landtagsfraktion und der CDU unterirdisch ist. Wie soll denn die Quote in Ihrer Partei wieder steigen?

Wybrands: Das verletzte Prinzip der Gleichstellung in Fraktion und Partei muss dadurch wieder hergestellt werden. Es müssten klare Signale für Frauen gesetzt werden, indem wir entweder eine Generalsekretärin oder wenigstens eine Landesgeschäftsführerin bekommen.