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Flugzeugbau Flugzeugbau: Vor 80 Jahren ging «Tante Ju» an den Start

Von Karl Morgenstern 06.03.2012, 06:33
Am 7. März 1932 wurde in Dessau ein Stück Luftfahrtgeschichte geschrieben: vor 80 Jahren schwang sich erstmals eine dreimotorige Junkers Ju 52 3/m in die Lüfte. (FOTO: ARCHIV/DPA)
Am 7. März 1932 wurde in Dessau ein Stück Luftfahrtgeschichte geschrieben: vor 80 Jahren schwang sich erstmals eine dreimotorige Junkers Ju 52 3/m in die Lüfte. (FOTO: ARCHIV/DPA) dpa

Dessau/dpa. - Es war der 7. März 1932, als in Dessau ein StückLuftfahrtgeschichte geschrieben wurde: Damals schwang sich inSachsen-Anhalt erstmals eine dreimotorige Ju 52/3m in die Lüfte. IhrErstflug war die Geburtsstunde einer fliegenden Legende. «Tante Ju»wurde das Propellerflugzeug mit dem markanten Wellblechkleid späterwegen seiner zuverlässigen Flugweise genannt.

Der Name der Maschine ist untrennbar mit dem Unternehmen Lufthansaverbunden. Noch heute setzt die Airline einen flugfähigen Oldie beiNostalgieflügen ein. Die «Grande Dame» der Lufthansa war viele Jahrelang das meist verbreitete Verkehrsflugzeug der Welt.

Weit mehr als 4000 zivile und militärische Versionen wurdengebaut. Die Maschinen flogen in fünf Erdteilen, auch mit Schwimmernund Kufen für Eis und Schnee.

Der Kriegseinsatz blieb «Tante Ju» ebenso wenig erspart wie demspäter als «Rosinenbomber» bekanntgewordenen US-Konkurrenzmodell DC3. Im Zweiten Weltkrieg und auch danach flogen Ju 52 auf allenKriegsschauplätzen als Bomben-, Aufklärungs- und Transportflugzeuge.Gleichzeitig retteten sie tausenden Menschen das Leben.

An Legenden um «Tante Ju» mangelt es nicht: Die Ju 52/3m (3m stehtfür dreimotorig) flog auch dann noch, wenn andere Flugzeuge nichtmehr vom Boden kamen oder sich nicht mehr in der Luft halten konnten.Eine Maschine kehrte einmal sogar zurück, obwohl ihr die halbe linkeTragfläche abgeschossen worden war.

Seine Anfänge hatte das nach dem Konstrukteur Hugo Junkersbenannte Flugzeug bereits am 11. September 1930 als einmotorigeVersion. Nur fünf Exemplare davon wurden flügge, obwohl ursprünglichdie doppelte Anzahl geplant war. Junkers und sein ChefkonstrukteurErnst Zindel hatten sich einem wichtigen Kunden beugen müssen: DieLufthansa forderte aus Sicherheitsgründen eine dreimotorige Maschine.

Auch die mit deutschem Kapital gegründete kolumbianischeFluggesellschaft Condor Syndikat, einer der Pioniere dersüdamerikanischen Luftfahrt, schloss sich diesen Forderungen an. DankZindels robuster Flugzeug-Konstruktion war das relativ problemlos.Die Struktur der einmotorigen Ju 52 war bereits so ausgelegt, dass inden Tragflächen zusätzliche Motoren eingebaut werden konnten.

Die Lufthansa hatte zeitweilig 80 dreimotorige Ju 52 im Einsatz.Insgesamt hatte sie 186 Exemplare geordert. Wie zuverlässig dasFlugzeug von Anfang an war, zeigt auch die Zahl der Notlandungen. Siekonnte auf rund 1,5 pro eine Million Flugkilometer gedrückt werden -für Propellerflugzeuge und die 30er Jahre eine phänomenale Bilanz.

Kaum eine renommierte Airline in Europa kam ohne die Ju 52 aus.Die Maschine, die 17 Passagieren Platz bietet und 270Stundenkilometer schnell sein kann, wurde in mehr als 40 Länderneingesetzt. In flugfähigem Zustand existieren heute neben derLufthansa-Maschine noch wenige andere Exemplare.

An der von Lufthansa aufwendig restaurierten «Tante Ju» aus demJahr 1936 dürften schon einige Champagner-Flaschen zerschellt sein -zumindest wenn es nach der Zahl ihrer Taufen geht. Vor 76 Jahrenbekam sie den Namen «Fritz Simon», landete später bei einemUS-Flugzeugfan als «Iron Annie» - bevor die Lufthansa die Maschinezurückkaufte. 1986 wurde sie schließlich in «Berlin-Tempelhof»umbenannt - den Namen der früheren Lufthansa-Basis.

Eines ist der «Tante Ju» aber erhalten geblieben: Ihr altesKennzeichen aus den 1930er Jahren - «D-AQUI» - prangt heute in großenLettern auf dem Rumpf und auch ihr unverwechselbares Brummen entzücktnoch immer ihre Fans. Die Betreuer von der Hamburger LufthansaTechnik kündigten an: «Wir werden unsere "Tante Ju" so gut in Schusshalten, dass sie 100 Jahre alt wird - und auch dann immer nochfliegen kann.»

Eine Junkers Ju 52 landet 2011 auf dem Flugplatz Hahnweide bei Kirchheim unter Teck. (FOTO: DPA)
Eine Junkers Ju 52 landet 2011 auf dem Flugplatz Hahnweide bei Kirchheim unter Teck. (FOTO: DPA)
dpa