Flughafen Leipzig/Halle Flughafen Leipzig/Halle: Turbinen-Brand löste Unglück im August aus

Schkeuditz/MZ - 9. August 2013: Um 2:08 Uhr wird die Feuerwehrwache West am Flughafen Leipzig/Halle über ein Feuer in einer Antonow-12 informiert. Um 2:12 Uhr erreicht das erste Löschfahrzeug den Unfallort. 60 Feuerwehrleute und 15 Fahrzeuge verhinderten in der Folge den Übergriff der Flammen auf andere parkende Flugzeuge. Die Maschine der ukrainischen Fluggesellschaft „Ukraine Air Alliance“, die 48.960 Küken geladen hatte, brennt allerdings vollkommen aus. Es ist der schwerste Unfall, der sich in der neueren Geschichte am Flughafen ereignet hat.
Der nun veröffentlichte Zwischenbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU, ab Seite 32) rekonstruiert den Vorgang. Die genaue Ursache steht noch nicht fest, auch mögliche Versäumnisse der Crew oder der Fluggesellschaft sind nicht Teil des Berichtes.
Nach Angaben der BFU sollte die 44 Jahre alte Maschine um 2:15 nach Mineralye Vody (Russland) starten. Um 2:01 wurde die sogenannte Hilfsturbine (APU) zum Anlassen der Triebwerke in Betrieb genommen. Beim Starten des Triebwerkes 4 „hörte die Besatzung einen dumpfen Knall“, heißt es. Kurz darauf leuchtet die Feuerwarnung der APU auf und löst die Feuerlöschanlage aus. Die Hilfsturbine sitzt oberhalb des Fahrwerkes. „Ob die Löschanlage richtig funktionierte, wird noch untersucht“, sagt BFU-Sprecher Jens Friedemann. Bordmechaniker und Co-Pilot der siebenköpfigen Crew verlassen über den im Cockpitboden befindlichen Notausstieg für eine Außenkontrolle das Flugzeug. Sie melden: Die APU brennt. Mit Handfeuerlöschern aus dem Flugzeug versuchen sie noch, das Feuer selbst zu löschen. Vergebens.
Um 2:07 meldet der Funker den Brand an den Kontrollturm und fordert die Feuerwehr an. Alle Bordmitglieder flüchten aus dem Flugzeug.
„Was den Brand genau auslöste, wird noch ermittelt“, sagt Friedemann. Die alte AN-12 hatte 5 410 Flüge auf dem Buckel. Die letzte große Wartung erfolgte im September 2012. Die Hilfsturbine wurde 1975 hergestellt und seither dreimal überholt. Erst 2012 wurde sie in das Unglücksflugzeug eingebaut, die letzte Wartung fand Ende April 2013 statt. Die BFU-Kontrolleure lassen in ihrem Zwischenbericht offen, ob sie Beanstandungen an dem Flugzeug oder den Wartungsarbeiten haben.
Die ukrainische Airline betreibt mehrere AN-12. Bereits am 20. August landete wieder ein „Chickenliner“ zum Transport von Küken auf dem Flughafen Leipzig/Halle (die MZ berichtete). Bis zur Klärung der Unfallursache fordert die Bürgerinitiative „IG Nachtflugverbot“ den Stopp dieser Antonow-Flüge. In den vergangenen Jahren verunglückten weltweit mehrere dieser alten Frachtflieger, die nicht mehr produziert werden.
Die BFU hat nach eigenen Angaben bisher keine sogenannte Sicherheitsempfehlung herausgegeben. Eine solche Empfehlung würde nötig werden, wenn Sicherheitsmängel an den Flugzeugen der Airline festgestellt würden.
