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Flughafen Leipzig/Halle als Kulisse Flughafen Leipzig/Halle als Kulisse: Vor der Kamera mit Jodie Foster

Von Charles Thibo 16.12.2004, 19:10

Schkeuditz/MZ. - "Flight Plan" heißtder Thriller, dessen Auftakt in Schkeuditzgedreht wurde, obwohl der Ort in dem Drehbuchgar nicht vorkommt. Denn nichts ist so, wiees scheint: Der Flughafen wird in dem Filmnicht Leipzig/Halle, sondern Berlin heißen.Die angezeigten Flüge sind frei erfunden,die Uhren zeigen stets die gleiche Zeit an.Werbeplakate und Gepäckwagen sind Requisitenund die allermeisten Fluggäste an dem AbendStatisten. Echt ist eigentlich nur der Starin der Hauptrolle: Jodie Foster.

Tausende hatten sich für das Casting derFluggäste in Leipzig vor zwei Wochen gemeldet,genommen wurden vielleicht zweihundert. Gegen21 Uhr füllen sie das sonst um die Zeit leereTerminal mit ihren Koffern, Taschen, Tütenund Stofftieren - ein kleiner Elch mit lustigemGeweih lugt aus einem prallen Rucksack undsoll mit auf die Reise gehen. Nach einer kurzenEinweisung nehmen die Statisten ihre vorgegebenePosition auf den Rollbändern ein, und dannwird das Aufundabgehen geprobt. Nicht zu schnell,nicht zu langsam, ganz so wie es die Regiewünscht.

"Wir waren schon heute Nachmittag aufdem ersten Set im Sicherheitsbereich mit dabei",erzählt eine Studentin aus Leipzig. "Mindestens50 Mal haben wir die Einstellung geübt." Istsie aufgeregt? Sie schüttelt den Kopf. Obder Nebenjob als Statistin Spaß macht? DerAntwort weicht die junge Frau aus. Wann sienach Hause gehen kann, weiß sie auch nicht.Hollywood ist grausam. Die Statisten sindnicht die einzigen, die sich in Geduld übenmüssen. "Bis vier Uhr früh müssen wir da sein",sagt die Angestellte eines Reisebüros. Denndie Läden in dem Terminal bilden die Kulissefür die Airport-Szenen, und Läden müssen natürlichgeöffnet sein. Notfalls bis zum frühen Morgen.Als Entschädigung gibt es 60 Euro und dasGefühl, ein bisschen zum Film zu gehören.Die Frage, die alle bewegt: Werden sie JodieFoster an dem Abend sehen?

Die Frage bleibt bis nach Mitternacht spannend.Von Stars ist weit und breit nichts zu sehen.Aufgeregte Techniker schleppen Lampen, Kabeltrommelnund Mikrofone heran. Nervöse Sicherheitsleuteversuchen vergeblich, eingeschleuste Fotografenzu enttarnen. Kommandos auf Deutsch und Englischfüllen die Halle - nur ein kleines, blondesMädchen sitzt völlig unbeteiligt auf einemgroßen Regisseursstuhl und schlürft eine Cola.Es ist die Filmtocher von Jodie Foster, dieauf dem Flug in die USA auf mysteriöse Weiseverschwindet. Kurz vor 23Uhr stellen sichdie Statisten noch einmal auf. Und nun wirdes Ernst. Der Kameraschlitten rollt heran,die Beleuchter schalten die Spots ein unddann kommt sie - Jodie Foster! Oder? MehrereMinuten rätseln Statisten wie Zuschauer gleichermaßen:Ja oder nein? Nein. Die Frau sieht Jodie Fostertäuschend ähnlich und wird für die Lichtprobegebraucht. Schließlich soll der Star in bestemLicht erscheinen. Dann tritt sie wieder ab,und wie aus dem Nichts herbeigezaubert tauchtJodie Foster auf: Das Haar zu einem Bob geknotet,grauer Wollpullover, schwarze Anzugshose,eher unscheinbar. Und dann geht alles sehrschnell. "Wir drehen, Action, Background Action..."Die Statisten setzen sich in Bewegung, derKameraschlitten rollt an, der Hollywood-Starbetritt das Rollband. Die Szene dauert vielleichteine Minute, dann heißt es "Cut" und "DasGanze noch einmal von vorn." Drei, vier Durchgänge,dann ist das Team zufrieden. Und müde.

"Bereits am Dienstag haben wir bis inden Morgen hinein gedreht, dann ein weniggeschlafen und heute Mittag kamen wir dannin Leipzig an", erzählt ein Techniker zwischenzwei Durchgängen und blickt auf den Fernseherim Restaurant "Iljuschin 18". Er zuckt dieSchultern. "Jede Abwechslung tut gut", sagter, und es klingt fast wie eine Entschuldigung.Und lacht: "Stuttgart führt gegen Zagreb inder 76. Minute, das ist gut." Es gibt einLeben neben dem Set.