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Fischerei Fischerei: Aale entscheiden über die Existenz der letzten Elbfischer

Von Julia Klabuhn 21.05.2008, 08:14
Fischer Gernot Quaschny legt auf der Elbe bei Klietznick (Kreis Jerichower Land) Reusen aus. Der 45-Jährige aus Hohengöhren, Vizepräsident des sachsen-anhaltischen Fischreiverbandes, ist einer von fünf hauptberuflichen Elbefischern in Sachsen-Anhalt. (Foto: dpa)
Fischer Gernot Quaschny legt auf der Elbe bei Klietznick (Kreis Jerichower Land) Reusen aus. Der 45-Jährige aus Hohengöhren, Vizepräsident des sachsen-anhaltischen Fischreiverbandes, ist einer von fünf hauptberuflichen Elbefischern in Sachsen-Anhalt. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Klietznick/dpa. - «Lass mich frei, hat er gesagt», scherztQuaschny. Der 45-Jährige aus Hohengöhren (Jerichower Land) ist einervon fünf hauptberuflichen Elbfischern in Sachsen-Anhalt. Der Fisch,den er am liebsten in seinen Netzen findet, ist der Aal. «Brotfischder Elbfischer», nennt ihn Quaschny, der Vizepräsident des sachsen-anhaltischen Fischereiverbandes ist. Doch die Zahl der Aale geht zurück. Auch der Beruf des Flussfischers gilt mangels Nachwuchs als gefährdet.

Seine Netze und Reusen legt Quaschny auf der Elbe bei Klietznickin der Nähe von Tangermünde aus. In grünen Gummihosen, die schwarzeSchiebermütze tief in die Stirn gezogen, steht er in seinem Kahn mitAußenbordmotor und erklärt, was den Aalen im Gegensatz zu anderenFischarten zu schaffen macht: Parasiten und Kormorane, die auf dieFische Jagd machen, die Überfischung junger Aale in den Meeren sowiewechselnde Meeresströmungen, die die Wanderwege der beliebtenSpeisefische verändern. Vor allem Welse haben sich dagegen in denvergangenen Jahren stark ausgebreitet.

«Die Flussfischerei ist fast vom Aussterben bedroht», sagtQuaschny. Reine Elbfischer gebe es schon heute nicht mehr in Sachsen-Anhalt. Wie seine Kollegen bewirtschaftet Quaschny zusätzlich mehrereSeen, damit er von der Fischerei leben kann. In Sachsen gibt es nachAngaben der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft seit rund 50Jahren keine Elbfischer mehr, obwohl sie wegen der gestiegenenWasserqualität eigentlich bessere Bedingungen vorfinden als zu DDR-Zeiten. Mittlerweile gibt es wieder mehr als 30 Fischarten in derElbe. In Brandenburg befischen seit Anfang der 90er Jahre siebenBerufsfischer den Fluss.

Quaschny fängt in der Elbe pro Jahr rund eine Tonne Aal, den er anGaststätten und Privatleute verkauft. Seit sechs Jahren landet jedochnicht jedes gefangene Tier im Rauch oder in der Pfanne. Denn Quaschnybeteiligt sich an der Erforschung und am Erhalt der Aale in der Elbe.«Ich fange Aale für das Institut für Binnenfischerei Potsdam. DieWissenschaftler vermessen und markieren die Tiere und können so ihreWanderung verfolgen.» Jede Fangstelle hat eine unverwechselbareMarke. So können Fische, wenn sie an anderer Stelle wieder gefangenwerden, dem Flussabschnitt des Hohengöhreners zugeordnet werden. Auchwerden regelmäßig junge Aale in der Elbe ausgesetzt, damit dieBestände wieder wachsen.

Der 45-Jährige hat sich als Helfer der Wissenschaft ein zweitesStandbein aufgebaut. Wenn er Lachse, Quappen oder Neunaugen fängt,die zu ihren Laichplätzen wandern, wiegt und vermisst er auch dieseFische. Die Informationen gibt er an Forschungsinstitute weiter. «Esbesteht ein riesiges Interesse an solchen Daten», sagt Quaschny.

Im Kahn hat er eine Messlatte liegen, die aussieht wie einrotbrauner Plastikblumenkasten mit Zentimetermaß. Drinnen zappelt ein15 Zentimeter langer Aal. «In fünf Jahren kann er wiederkommen», sagtQuaschny und wirft den Fisch wieder ins Wasser. Sein ausgewachsenerArtgenosse dagegen muss sich noch gedulden. «Der wird erst markiert,dann kann er freigelassen werden», erklärt Quaschny.