Fernsehen Fernsehen: Ein Hallenser leiht Adrian Monk seine Stimme

Berlin/ddp. - «Ich habe sofort gemerkt, dass das aus dem Rahmenfällt», sagt er im ddp-Gespräch. «Monk» hat sich seit 2004 zu einerder erfolgreichsten US-Serien im deutschen Fernsehen entwickelt. Dassdaran auch die deutsche Übersetzung ihren Anteil hat, zeigt dieAuszeichnung mit dem Deutschen Synchronpreis im vergangenen März.«Das ist eine Anerkennung für die Arbeit, die im Dunkeln ohnePublikum stattfindet», sagt Wolf.
Seine Karriere begann der gebürtige Hallenser 1967 mit dem Studiuman der Staatlichen Schauspielschule in Berlin, wo er auch heute lebt.Er spielte am Staatstheater und der Staatsoperette in Dresden und inzahlreichen DEFA-Filmen. Nach einer Rolle als Düsenjägerpilot seiabzusehen gewesen, dass er fortan auf dergleichen Charaktereabonniert sein würde. «Ich finde Uniformen aber ziemlich scheiße»,sagt Wolf mit skeptischem Blick. 1986 folgte er seiner heutigenEhefrau, die bereits zwei Jahre zuvor einen Ausreiseantrag gestellthatte, in den Westen. Er hoffte auf eine bessere beruflichePerspektive und erhielt in den 90er Jahren auch feste Rollen in denSerien «Küstenwache» und «Im Namen des Gesetzes». Doch irgendwannblieben die Angebote aus. Die Schauspielerei sei abgehakt, resümiertWolf heute ohne Bitterkeit, das Synchronisieren habe ihm neue Wegeermöglicht: «Ich spiele jetzt Rollen, die ich sonst nie bekommenhätte!»
Schrullige Charaktere liegen dem 63-Jährigen besonders. Neben«Monk» spricht er den Oscar-Preisträger Robin Williams, in derComedyserie «Malcolm mittendrin» auf ProSieben gab er dasFamilienoberhaupt Hal. «Das war meine absolut härteste Arbeit»,beschreibt Wolf die Übersetzung des zwischen Sorgsamkeit undHyperaktivität wandelnden Vaters: «Da war ich nach einer halbenStunde klitschnass!»
Auch dem perversen Serienmörder Jigsaw lieh er seine Stimme in derblutrünstigen «Saw»-Filmreihe. Wolf schüttelt den Kopf: «Hätte ichden Film vorher gesehen, hätte ich das nicht gemacht!» DieSynchronisation abzulehnen, wäre jedoch dem Karriereendegleichgekommen: «Wenn ich das mache, bin ich sofort weg vom Fenster.»
Die Arbeit der Synchronsprecher, die ständig unter Zeitdruckstünden, werde durch die US-Studios noch erschwert, das sie die Filmeund Serien aus Angst vor Raubkopien nicht vorab zur Verfügungstellten, sagt Wolf. Selbst sein Redeskript erhält er erst am Tag derAufnahme.
Von den Gagen der Stars, denen sie ihre Stimme geben, können dieSynchronsprecher nur träumen. «Was ich früher als Tagesgage für eineSerienrolle bekommen habe, dafür muss ich heute einen ganzen Monat imSynchronstudo stehen», sagt der 63-Jährige. Er sei aber gut imGeschäft und arbeite nahezu täglich. Damit bilde er aber eineAusnahme.
Auch deshalb hat Wolf einen Verband gegründet, der sich für dieGagen und Urheberrechte von Synchronsprechern einsetzt. Wolf erzähltvon einem Kollegen, der in einem Fast-Food-Restaurant saß und amNebentisch seine eigene Stimme hörte - aus einer kleinenPlastik-Spielfigur. «Der konnte dagegen nichts machen, weil er alleRechte an seiner Stimme abgetreten hat.»
Den nötigen Ausgleich zu seiner Arbeit findet Wolf in der Malerei.In einem 250 Jahre alten Haus in der Oberlausitz hat er sich einkleines Atelier eingerichtet. Und trotz der vielen Aufträge hat der63-Jährige den Ruhestand im Blick, aber nicht den Stillstand: «Ichbin zu intensiv, um im Alter ruhig zu sitzen», sagt er. «Ich habevieles nicht gemacht, weil die Zeit dafür fehlte. Davon will ich nochdas eine oder andere nachholen.»