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Fakten rund ums Heiraten Fakten rund ums Heiraten: Alles andere als eine 08/15-Hochzeit

Von Antonie Städter 21.03.2015, 18:58
Diese Figuren für die Hochzeitstorte, „Cake-Topper“, sind dem echten Paar nachempfunden - von der Kleidung und Frisur bis zum Brautstrauß.
Diese Figuren für die Hochzeitstorte, „Cake-Topper“, sind dem echten Paar nachempfunden - von der Kleidung und Frisur bis zum Brautstrauß. Catmade Wedding über DaWanda.com Lizenz

Halle (Saale) - Der schönste Tag im Leben soll er sein, oder zumindest unvergesslich: der Tag der Hochzeit. Ob in kleiner Runde oder mit pompösem Fest - die meisten Brautleute wünschen sich heutzutage etwas ganz Besonderes. Welche Trends eine Hochzeitsplanerin bei Heiratswilligen in der Region ausgemacht hat, woher die Farbe Weiß beim Kleid der Braut kommt und weitere Fakten rund um die Vermählung lesen Sie hier.

Großmutters Zeiten. Man stelle sich eine Blumenwiese im Sommer vor, eine lange Tafel mit Leinentischtuch - und mittendrin eine Hochzeitsgesellschaft, die mit dem Fest alte Zeiten aufleben lässt. Wie romantisch! - Finden offenbar viele. „Vintage ist bereits seit einigen Jahren angesagt - und noch immer aktuell“, sagt Hochzeitsplanerin Yvonne Himmel vom Atelier Himmel in Querfurt. „Dabei werden Großmutters Zeiten zelebriert: Der Kaffee wird aus Omas Sammeltassen getrunken, die Braut trägt meist ein Kleid mit viel Spitze und alles kommt sehr verspielt daher“, so die Fachfrau in Sachen Hochzeit über den Trend. Die 37-jährige gelernte Industriekauffrau selbst hat mit 24 geheiratet und 2013 einen Abschluss als Hochzeitsplanerin bei der Industrie- und Handelskammer gemacht.

Strahlend in Weiß. Es war Queen Victoria, die dafür sorgte, dass die Farbe Weiß zu der Farbe schlechthin fürs Brautkleid wurde. Seit ihrer Hochzeit mit Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha 1840 setzte sich Weiß in der westlichen Kultur dafür durch, ist in Kate Bethunes „Das kleine Buch vom Heiraten“ zu erfahren, einer sehr charmanten Neuerscheinung (Eden Books, 14,95 Euro). Und: „Victoria war außerdem die erste Herrscherin der Moderne, die einen Schleier zu ihrer Hochzeit trug.“ Auch da setzte sie einen Trend. Neben der Farbe Weiß kommen derzeit verstärkt auch andere Töne in Mode, wie Hochzeitsplanerin Yvonne Himmel berichtet: „Das reicht von Creme und Beige bis hin zu Flieder oder Pfirsichtönen. Reinweiße Kleider hingegen werden seltener.“ Eines wird sich indes wohl niemals ändern: „Die Farbe Weiß ist für die Kleidung der Hochzeitsgäste tabu.“

Nullachtfünfzehn. Die Hochsaison in Sachen Hochzeit beginnt klassischerweise im Frühling und endet im frühen Herbst. In manchen Jahren aber verschieben sich die Gepflogenheiten - und das alles, damit der Bräutigam künftig auch wirklich stets an den Hochzeitstag denkt, wie böse Zungen behaupten. 2012 etwa stand der 12. Dezember hoch im Kurs. Man kann sich denken, warum. Findige haben nun den ganzen August als Heiratstrend 2015 ausgemacht. Denn offenbar wollen viele eine 08/15-Hochzeit feiern - was natürlich schon wieder originell ist. Ist das wirklich so? Im Standesamt Halle jedenfalls kann man das nicht bestätigen. Dafür soll der 15. 5. 2015, der Freitag nach Christi Himmelfahrt, sehr beliebt sein. Dafür „liegen vermehrt Anmeldungen vor“, heißt es bei der Stadt.

Nicht wie jeder. Manchmal reicht eine besondere Hochzeit nicht aus. Manchmal muss es eben mehr sein. Für immer mehr Brautleute, offenbar. Motto-Hochzeiten à la „Fünfziger Jahre“ oder „Mittelalter“ sind da fast schon gewöhnlich.

Heute geben sich Paare auch auf dem Berliner Fernsehturm das Jawort, auf Kreuzfahrtschiffen oder gar bei einer Unterwasserhochzeit. Das Heiraten wird nicht selten zum Event, bei dem es um die perfekte Inszenierung geht. Alles ist möglich - wie kürzlich auch eine umstrittene Fernsehshow gezeigt hat, in der sich wildfremde Menschen bei einer Blind-Date-Hochzeit trauen ließen. Eine andere Art des Heiratens wird aber wohl immer modern und der Traum vieler Mädchen bleiben: die Märchenhochzeit mit Prinzessinnenkleid und Kutsche.

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Selteneres Vergnügen. Da mögen Hochzeiten als noch so tolle Sache gelten: In Deutschland wird insgesamt weniger geheiratet. Auch die Sachsen-Anhalter nehmen sich da nicht aus. Traten im Jahr 1980 nach Zahlen des Statistischen Landesamtes noch durchschnittlich gut acht von 1 000 Bürgern vor den Traualtar, so waren es 1990 nur noch rund sechs. Inzwischen (2013) liegt der Wert bei gut vier. Eine Ursache dafür ist sicherlich, dass sich die Menschen immer später für eine Hochzeit entscheiden: 1990 lag das Heiratsalter bei den sachsen-anhaltischen Männern im Schnitt noch bei knapp 30 Jahren und den Frauen bei rund 27. Nun wird mit 39 (Männer) beziehungsweise 36 Jahren (Frauen) geheiratet, wie die Zahlen des Statistischen Landesamtes von 2013 belegen.

Mandeln und Bettlaken. Sich als Team beweisen muss das Hochzeitspaar oft gleich nach der Trauung bei traditionellen Bräuchen. Da werden Baumstämme mit alten Sägen durchgearbeitet oder Herzen mittels stumpfen Nagelscheren aus Bettlaken geschnitten. „Ein bisschen Tradition wollen die meisten Paare dabei haben“, sagt Hochzeitsplanerin Yvonne Himmel. Aktuell beliebt seien auch Hochzeitsmandeln, die als Gastgeschenk verteilt werden: „In kleine Organzabeutel kommen je fünf Mandeln - jede steht für einen besonderen Wunsch: Glück, Wohlstand, Gesundheit, Fruchtbarkeit und ein langes Leben.“ Auch das Werfen mit Reis nach der Trauung ist inzwischen weit verbreitet. Allerdings wird dieser Brauch - genau wie das Verstreuen von buntem Konfetti - mehr und mehr abgelöst, wie Himmel berichtet: „Seifenblasen kommen stattdessen immer häufiger zum Einsatz - auch, weil viele Hochzeiten auf Schlössern und Burgen stattfinden, wo es oft untersagt ist, Reis oder Konfetti zu werfen.“

Blumenschmuck. Feminin und sanft, so kommen die Hochzeitsblumen in diesem Jahr daher - jedenfalls haben diesen Trend die Macher von www.weddix.de, einem Internetportal rund ums Heiraten, ausgemacht. „Perfekt sind Hortensien, Hyazinthen, Pfingstrosen, Dahlien und Hahnenfuß für etwas ,Extra-Volumen’ und Ausdruckskraft bei Brautsträußen und Tischdeko“, heißt es auf der Internetseite. Wer sich bei seiner Hochzeit indes nicht nach Trends richten will: Rosen gehen immer.

Namenwahl. Während es früher üblich war, dass die Braut den Nachnamen ihres Mannes annimmt, sind heute mehrere Varianten üblich. Wobei: „Im 18. Jahrhundert kam es auch vor, dass ein Mann den Namen seiner Frau annahm, wenn ihre Familie einen höheren gesellschaftlichen Status hatte“, schreibt Kate Bethune in „Das kleine Buch vom Heiraten“, in dem sie in alphabetischer Ordnung Wissenswertes, Zitate und Anekdoten rund ums Heiraten aufführt. Heute kann sich das Paar entweder für den Namen des Mannes oder den der Frau entscheiden. Dabei können sogenannte Bindestrich-Namen gebildet werden. Seit gut zwei Jahrzehnten dürfen die Ehepartner nach einer Neuerung im Namensrecht auch verschieden heißen, wenn jeder seinen Familiennamen behalten möchte.

Hippie-Look. Neben dem Vintage-Trend ist derzeit auch der „Boho-Retro-Hippie-Look“ für Hochzeiten gefragt, wie ihn Hochzeitsexpertin Yvonne Himmel nennt. „Dabei geht alles sehr locker und entspannt zu: Gefeiert wird zum Beispiel am Strand oder im Garten, gern barfuß. Das Kleid der Braut ist romantisch, sie trägt Flechtelemente, Blüten oder gar einen Blumenkranz im Haar.“ Dazu passen die aktuellen Kleider im Hippie-Stil.

Etwas Blaues... Ein berühmter Hochzeitsreim aus dem 19. Jahrhundert verlangt für die Glück bringende Ausstattung der Braut folgende Dinge: „Etwas Altes,/ Etwas Neues,/ Etwas Geliehenes,/ Etwas Blaues/ und einen Glückspfennig im Schuh.“ Eine Anweisung, die auch moderne Bräute gern befolgen. Autorin Kate Bethune schreibt über den Spruch: „Traditionell stammt er aus England, ist aber mittlerweile, besonders seit Lady Dis Hochzeit, auch in Deutschland verbreitet.“ Zur Freude der Herren wird „etwas Blaues“ oft in Strumpfbänder eingearbeitet.

Lebenspartnerschaft. Seit dem Sommer 2001 dürfen auch gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland offiziell „Ja“ sagen - und mit einer sogenannten eingetragenen Lebenspartnerschaft ihre Beziehung auch rechtlich absichern. Dafür entscheiden sich immer mehr Paare: Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2013 leben hierzulande ungefähr 35 000 Paare in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Das sind beinahe dreimal so viele wie noch sieben Jahre zuvor.

Verspielt. Wenn die Braut stundenlang an einem geheimen Ort ausharrt, weil der Bräutigam die „Entführte“ einfach nicht finden kann, dann - spätestens - ist der Zeitpunkt gekommen, an dem vielleicht zwei, drei schadenfrohe Zeitgenossen noch ihren Spaß haben. Das Hochzeitspaar aber bestimmt nicht. Genauso verhält es sich mit Spielen, bei denen sich die Frischvermählten zum Clown machen müssen. Weswegen einige Brautpaare derlei Witzigkeiten wohlwissend schon von vornherein ablehnen. Zum Glück gibt es aber auch weniger alberne Varianten, die für Spaß sorgen können. „Wenigstens ein bis zwei Spiele würde ich für eine Hochzeitsfeier immer empfehlen“, sagt Hochzeitsplanerin Yvonne Himmel. Denn: „Das lockert die Stimmung und bleibt im Gedächtnis.“ (mz)

Hauptsache besonders: ein Paar bei einer Unterwasserhochzeit.
Hauptsache besonders: ein Paar bei einer Unterwasserhochzeit.
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