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Evangelische Grundschule Köthen Evangelische Grundschule Köthen: Die Skepsis ist längst vergessen

Von Toralf Grau 01.12.2003, 16:31

Köthen/MZ. - Schulgründung statt Schließung - in Zeiten sinkender Kinderzahlen ein gewagtes Experiment. In Köthen ist eine neue Schule zum Erfolgsmodell geworden: 1998 eröffnet, ist die evangelische Grundschule in nur fünf Jahren von 13 auf 105 Schüler gewachsen - Bestätigung für eine Bildungsstätte, in der auf Erziehung im christlichen Sinne Wert gelegt wird.

Trotz Wochenandacht, Tischgebeten und Schulgottesdiensten - "hier wird niemand zum Beten oder zur Taufe überredet", sagt Schulleiterin Christine Dreßler. Nur die Hälfte der Kinder an ihrer Schule kommt aus einem christlichen Elternhaus. Toleranz fällt deshalb der Direktorin als erstes ein, wenn sie sagen soll, welche Werte den Schülern vermittelt werden sollen. Nächstenliebe und Engagement stehen dem nicht nach.

Viel Engagement zeigten zunächst die Eltern, die sich für die Gründung der neuen Lernstätte stark machten. Nach dem evangelischen Kindergarten sollten ihre Kinder auch eine christliche Schule besuchen können. "Anfangs gab es da schon Skepsis", erzählt Dreßler. "Die anderen Schulen und die Stadt waren zunächst sehr reserviert."

Heute scheint das vergessen: Die evangelische Grundschule hat ein früher leer stehendes Gebäude saniert. Dort lernen die Kinder in Klassen, aber auch jahrgangsübergreifend. In den so genannten Stammgruppen arbeiten die Schüler der ersten und zweiten sowie der dritten und vierten Klassen jeweils gemeinsam in Heimatkunde, Musik oder Werken - die jüngeren Schüler lernen von den älteren. Deutsch, Mathe, Religion und Englisch werden in Klassen unterrichtet. Englisch wird schon ab dem ersten Schuljahr gelehrt. Ebenso wichtig ist die musische Ausbildung: Jedes Kind lernt Flöte spielen, viele singen im Schulchor.

Doch nicht nur die Kinder sind an ihrer Schule aktiv: "Auch die Eltern engagieren sich ganz besonders", so die Direktorin. Sie zahlen nicht nur ein monatliches Schulgeld von 35 Euro, sondern helfen auch bei Aktionstagen, pflegen die Außenanlagen und gestalten Klassenräume. Dennoch sei die evangelische Grundschule in Köthen keine elitäre Einrichtung: Auf Antrag, so die Direktorin, könne das Schulgeld ermäßigt oder erlassen werden.

Der Andrang zeigt, dass inzwischen viele Eltern das besondere Schulprofil schätzen. Die Direktorin plant bereits die nächsten Schritte in die Zukunft: "Wir bewerben uns um den Status einer offenen Ganztagsschule", sagt sie. Damit könne die vorhandene Hortbetreuung erweitert werden. Dass geht freilich nicht, ohne sich auszudehnen: "Mehr Platz, eine eigene Turnhalle und ein besserer Schulhof wären schön."