Essen und Trinken Essen und Trinken: Wie heißt Milbenkäse wohl in Italien?

Würchwitz/dpa. - «Milbenkäse istein Trüffel unter den Käsesorten und eine Sensation für Gaumen, Augenund Nase», sagte der 61-Jährige im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Millionen von Milben verleihen der Spezialität aus demBurgenlandkreis den besonderen Geschmack. Im Oktober nimmt Pöschelerstmals an der Weltmesse des guten Geschmacks «Salone del Gusto» inTurin teil.
«Das spätsommerliche Wetter ist gut für die Milben. Bei den warmenTemperaturen sind sie besonders aktiv», sagte Pöschel. Die inDeutschland einmalige Spezialität wird aus getrocknetem Magerquarkhergestellt, dessen Grundlage Ziegen-, Schafs- oder Kuhmilch ist.«Die Käse-Rohlinge reifen mindestens drei Monate in den Milben»,erklärte der ehemalige Chemie- und Biologielehrer. Damit die Milbenden Käse nicht gänzlich auffressen, werden sie täglich mit Roggenmehlgefüttert.
Was für Außenstehende nach einem Scherz klingt, ist für Pöschelmittlerweile zur Passion geworden. Die Tradition der Milbenkäse-Produktion in dem Ort im Länderdreieck Sachsen, Thüringen undSachsen-Anhalt geht bis ins Mittelalter zurück. Im Dorfzentrum hattePöschel bereits vor fünf Jahren ein 3,5 Tonnen schweres Marmordenkmalzu Ehren der lateinisch als «Tyrogliphus Casei» bezeichneten Tierchenerrichten lassen.
«Der Erfolg ist unbeschreiblich. Zur Eröffnung meines kleinenMuseums im April kamen auf Anhieb 500 Menschen», sagte er. Jüngsthabe er den 1000. Besucher begrüßt. Gruppen von Fahrrad- undMotorradfahrern sowie Reiseveranstalter machten mittlerweile bei ihmStation, um den bernsteinfarbenen Käse mit der würzigen, leichtbitteren Note zu verkosten.
Mit dem Käse, den mittlerweile wieder fünf Familien in dem 350-Seelen-Ort herstellen, will Pöschel seiner Gemeinde zuinternationalem Ruhm verhelfen. Nachdem er von der Europäischen UnionFördermittel in Höhe von 10 000 Euro bekommen hat, plant er nun, dieheilende Wirkung des Milbenkäses zu erforschen. «Am Anfang habe ichimmer aus Spaß erzählt, dass der regelmäßige Konsum wie eineDesensibilisierung gegen Hausstaubmilben wirkt. Doch nun kommen immermehr Allergiker, bei denen es funktioniert hat», sagte Pöschel.