Erfurt Erfurt: Pfarrer verbrennt sich aus Angst vor Islam in Kloster

Erfurt/dpa. - Der 73-Jährige, der seit 1989 imRuhestand war, starb am Mittwochnachmittag in einer Spezialklinik inHalle (Sachsen-Anhalt) an den Folgen seiner schwerenBrandverletzungen, sagte Pröbstin Elfriede Begrich. Der Mann hattesich am Dienstagvormittag auf dem Klostergelände in einer Baugrubeneben der Bibliotheksruine mit Benzin übergossen und selbstangezündet.
Dabei soll der Theologe «Jesus und Oskar» gerufen haben. DieKirche werde dabei sofort an 1976 erinnert, sagte der Bischof derKirchenprovinz Sachsen, Axel Noack. Damals hatte sich vor einerKirche in Zeitz (Sachsen-Anhalt) der Pfarrer Oskar Brüsewitz ausProtest gegen die DDR mit Benzin übergossen und sich selbstangezündet.
In den vergangenen drei bis vier Jahren habe der 73-Jährige diekirchliche Position zum Islam immer wieder zum Thema gemacht, sagtedie Pröbstin. In einem Schreiben an sie habe er gemahnt, das Problemernster zu nehmen. In einem Abschiedsbrief an seine Frau bat er umVerzeihung für seine Tat. Die Polizei hatte zunächst von persönlichenGründen für den Selbstmord gesprochen. Der 73-Jährige war lange JahrePfarrer in dem dem Erfurter Ortsteil Windischholzhausen. «Er war einsehr aktiver Mensch. Bis vor 14 Tagen hat er noch Gottesdienstevertreten», sagte Begrich.
Das Motive für die Selbstverbrennung mache die Sache nichtleichter, sondern noch komplizierter, sagte Noack. «Die Tragikbleibt.» Er hoffe, dass es nun in der Frage, wie Christen zum Islamstehen, keine Unruhe gibt. «Das Thema Islam diskutieren wir im Ostennoch sehr unter uns», sagte Noack. Es gebe nur wenig muslimischeGesprächspartner, Begegnungen seien eher die Ausnahme. «Wir befassenuns damit sehr viel in der Theorie.» Aber ein Pfarrer müsse in derLage sein, das Thema theologisch zu reflektieren.
Die Selbstverbrennung geschah während eines Gottesdienstes. In demevangelischen Kloster, in das Luther 1505 als Mönch eintrat, wurde amReformationstag ein Stiftungsfest mit vielen Besuchern gefeiert. Der73-Jährige, der keine Papiere bei sich trug, habe am Empfang zunächstseine Autoschlüssel hinterlegt, sagte der Kurator des Klosters,Lothar Schmelz. Es sei nicht auszuschließen, dass der Pfarrereigentlich in die Kirche zum Gottesdienst wollte.
Da die Tür am Westportal ausnahmsweise geschlossen gewesen sei,stieg er über einen Zaun in die Baugrube. Zeugen berichteten, dass ersich dort Benzin aus einem kleinen Kanister über den Kopf goss.Mitarbeiter des Klosters versuchten noch, die Flammen zu löschen.