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«Elbelandhaus Magdeburg» «Elbelandhaus Magdeburg»: Regionales mit Ausblick

Von ANTONIE STÄDTER 26.08.2011, 18:51

Halle (Saale)/MZ. - Ein schwieriges Unterfangen, ja geradezu eine Herausforderung ist das: mit einer Vegetarierin essen zu gehen. Eine, die nicht nur die Karte gründlich durchforstet, auf der leider fleischlose Gerichte nicht extra ausgewiesen sind, sondern sich auch brennend für die Herkunft der Zutaten interessiert. Noch komplizierter wird es, wenn die Bedienung bei der Frage nach Empfehlungen nicht wirklich weiterhelfen kann. Sie solle sich einfach etwas aussuchen, heißt es im Magdeburger Elbelandhaus - die Küche sorge dann dafür, dass das Gericht vegetarisch ausfällt. Doch heute, an diesem so wunderbar lauen Abend, sei nicht viel Zeit für Extrawünsche: Die genial in Park-Atmosphäre gelegene Terrasse ist voll, die Küche habe viel zu tun. Der Kellner berichtet das in solch sympathischer Art und immer mit dem Hinweis, er versuche sein Bestes, dass wir nicht wirklich verärgert sein können.

Von Tschechien zur Küste

Zumal es noch andere charmante Details in dem Restaurant gibt. Zum Beispiel die Karte: Zwar ist sie nicht gerade für Vegetarier gemacht - doch dass man sie nach Regionen an der Elbe und dazu passenden Gerichten gestaltet hat, ist originell und hat etwas Liebenswürdiges. Von Tschechien, wo der Elblauf beginnt, geht es über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen hinauf zur Küste. Für jede Region werden drei Gänge angeboten, die als Menü, aber auch einzeln gewählt werden können. Im Menü sind sie etwas günstiger - wobei der Preis aber auch sonst in Ordnung ist. Zusätzlich gibt es eine Rubrik mit Landhausspezialitäten. Auch einige internationale Gerichte werden angeboten. Die Auswahl offener Weine ist übersichtlich.

Natürlich muss die Altmärker Hochzeitssuppe (4,90 Euro), schließlich ein Klassiker in Sachsen-Anhalt, probiert werden. Auch die kritische Vegetarierin hat ihre Entscheidung gefällt: Die Friesensuppe (5,10 Euro) aus der Küstenregion soll es als Einstieg sein.

Köstlich-grüner Auftakt

Und da geht der Genuss los: Die kalte Cremesuppe aus Gurken und Joghurt ist eine perfekte Wahl an einem warmen Sommertag wie diesem. Frische Kräuter sorgen ebenso wie raffiniert eingesetzte Matjesecken für ein köstliches Aroma. Da ist es auch unerheblich, dass statt Spargelsprossen einige Blätter Rucola die Suppe zieren. Das schmeckt! Das Restaurant verzichtet derzeit noch wegen der Ehec-Epidemie auf Sprossen, erfahren wir später. Die klare Brühe nach Altmark-Art, traditionell mit Hack-Klößchen, Eierstich und Spargel, kommt indes eher gewöhnlich daher. Sie schmeckt - wird aber nicht ewig in Erinnerung bleiben. Wohl aber, wie flink das Essen auf dem Tisch stand. Da hat das Restaurant bei hungrigen Gästen wie uns schon einmal einen Stein im Brett.

Schnell geht es auch in die zweite Runde. Während auf der einen Tischseite das Gegenteil eines vegetarischen Gerichtes serviert wird (südamerikanisches Rumpsteak, 19,20 Euro), fällt die Wahl gegenüber auf eine schlichte Folienkartoffel mit Lachs (12,40 Euro) und den Sommerlandsalat (6,80 Euro). Die Kartoffel ist gut, der Kräuterquark dazu schmackhaft. Als der Kräuter-Fan um eine weitere Portion vom Quark bittet, ist dies kein Problem - wie sowieso Wünsche und Hinweise hier sehr ernst genommen werden. Extra berechnet wird der Extra-Quark nicht.

Allerdings entspricht der Salat nicht den Vorstellungen, die die Karte geweckt hatte. Denn eine entscheidende Zutat fehlt in dem Mix aus Blattsalaten, Paprika, Tomaten, Gurke, Lauch, Melone und Trauben: die versprochenen Pinienkerne. "Die sind aus", sagt der Kellner, als er nach der Beanstandung eine doppelte Portion bringt - nun auch mit reichlich Honig-Senf-Dressing. Statt Pinienkernen gibt es jetzt Croûtons. Die Enttäuschung ist groß: Der Gast hätte doch gern selbst entschieden, ob es nicht lieber etwas anderes sein soll. Später revanchiert sich der Kellner mit einem Kaffee aufs Haus.

Leider ist auch das Rumpsteak kein Hit: zwar gut angebraten, aber für medium zu weit gegart und tendenziell trocken. Doch die dazu gereichten Kartoffeln mit knackigem Gemüse von Schoten bis Maiskölbchen und einer Rosmarin-Dekoration sind eine Köstlichkeit. Eine, die auf der anderen Tischseite für einigen Neid sorgt. Das Beste haben wir da aber noch vor uns.

Auch, wenn mittlerweile die Mücken plagen: Uns hält es auf der Terrasse des Restaurants mit der kräftig-terrakottafarbenen Fassade. Hier, in gemütlichem Biergarten-Flair, herrscht abgesehen vom Zirpen der Grillen rundum Stille. Keine störenden Motorengeräusche. Manchmal läuft ein Jogger vorbei. Idylle mitten in Magdeburg. Genauer: mitten im Klosterbergegarten am westlichen Ufer der Elbe. Der Blick von hier aus reicht bis zur Sternbrücke und dem Dom. Elbelandhaus-Inhaber Marko Dietel hatte das Haus, das einst als Kohleumschlagsplatz genutzt wurde, vor drei Jahren beim - wie passend - Spazierengehen entdeckt. Der frühere Kapitän in der Flussschifffahrt erfüllte sich mit dem Kauf des Lokals einen Traum, wie er erzählt.

Mediterrane Einflüsse

"Mir geht es darum, gute und bodenständige Kost anzubieten", sagt Dietel. Er wolle nichts auf der Karte haben, was die Gäste nicht kennen. Im Elbelandhaus solle "wie bei Muttern" gegessen werden können. Dabei findet das bunt gemischte Publikum im Angebot neben traditionellen deutschen Gerichten auch solche mit mediterranen Einflüssen. Ihm komme es darauf an, dass die Speisen frisch zubereitet werden, sagt der Gastgeber: "Bei uns gibt es keine Fertig-Soßen oder vorgeschälten Kartoffeln. Hier ist alles selbst gemacht." Nach den Pfifferlingen kommen zur Oktoberfest-Zeit bayerische Spezialitäten auf die Saisonkarte. Und natürlich Federweißer.

Unterdessen hoffen wir, dass ein Gericht nicht so schnell aus dem Angebot genommen wird: die Dessertkreation mit dem hübschen Namen Heimat-Mousse (4,90 Euro). Der Kellner empfiehlt sie eindringlich, zum Nachtisch wähle er nie etwas anderes. Er behält Recht: Fein zergeht die samtige Mousse auf der Zunge. Besonders gut ist die Variante aus dunkler Schokolade. Doch auch Liebhaber der weißen Sorte kommen auf ihre Kosten. Der Clou: Inmitten des Schoko-Schaums sorgt eine zerstoßene Hallorenkugel für die heimatliche Note. Dass sich Desserts in diesem Haus lohnen, beweist auch eine Erdbeer-Rhabarber-Crème (3,90 Euro) mit Beeren-Zugabe: Sie zaubert in erfrischend-aromatischer Weise den Sommer auf den Tisch.

Elbelandhaus

Adresse: 39104 Magdeburg, Benediktinerstraße 6
Telefon: 0391 - 4006770
E-mail: [email protected]
Internet: www.elbelandhaus.de

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag ab 11 Uhr, Sonnabend und Sonntag ab 10 Uhr

Hauptgerichte ab 7 Euro bis 22 Euro, offene Weine ab 4 Euro, Wein im Schnitt 16 Euro, teuerste Flasche 39,95 Euro