Drogenspur in den Saalkreis Drogenspur in den Saalkreis: Der Pate aus der Nachbarschaft
Brachstedt/Magdeburg/MZ. - Doch wenn die von dem halleschen Gastwirtmitinitiierte Runde am Dienstag in Magdeburg zusammenkommt,um über einen Neuanfang für die durch dieSelbstbedienungsmentalität einzelner Führungskräftein schwere See geratenen Gemeinden zu beraten,wird Eli Gampel, früher selbst umstrittenerChef der halleschen Gemeinde, nicht kommenkönnen. Letzten Donnerstag stürmten Beamtedes Bundeskriminalamtes das Haus des 43-Jährigenin Brachstedt und präsentierten dem überraschtenHausherren einen Haftbefehl. Vorwurf:Geldwäsche für die kolumbianische Drogenmafia(die MZ berichtete).
Brachstedt, rund zehn Kilomter von Halle entferntim nördlichen Saalkreis gelegen, steht seitdemstaunend. Die 1000-Seelen-Gemeinde eine Außenstelledes berüchtigten Cali-Kartells? Der propereUnternehmer, der seine Nachbarn auf Gemeindeversammlungengern mit seinen exzellenten Verbindungen zurEuropäischen Union nach Brüssel beeindruckte,ein Stadthalter südamerikanischer Kokain-Könige?Die neuen Straßen, die er zu errichten versprochenhatte: Auf Schwarzgeld gebaut? Das orientalischeBadehaus, das entstehen und für alle Nachbarnoffen sein sollte: Durch dunkle Geschäftefinanziert?
Schon jagen wilde Gerüchte durch den kleinenOrt. Nachbarn wollen Gampel am Wochenendein seinem Garten gesehen haben, frei und infroher Partylaune. Andere wissen plötzlich,dass der korpulente Benz-Fahrer sich schonimmer auffällig unauffällig verhalten habe.
Auf den Repräsentanten der in Miami residierendenInvestmentbank Strategica, der mit der "SternCorporation" unter Führung seiner Frau Larysaeine Firma für Lobby-Arbeit betreibt, passtkein Klischee. Seine Verbindungen zu Scientologyund österreichischen Rechtspopulisten. SeineSelbstkrönung zum "Führer der orthodoxen Judenin Deutschland". Seine Leben auf großem Fuß.Und die bescheidene Doppelhaushälfte, in derer mit Frau und zwei Kindern lebt.
Doch dass Eliott Meir Gampel, wie die Staatsanwaltschaftin Halle ihm vorhält, die Rückführung vonüberwiegend in Großbritannien erzielten Gewinnenaus Drogengeschäften nach Südamerika organisierthaben soll - Harald Berkthold mag es nichtglauben. Der Unternehmer, der erst kürzlichgemeinsam mit Gampel eine Szene-Gaststättein Halle übernommen hatte, fiel aus allenWolken, als er die Nachricht bekam. "Ich habemit diesem Mann acht Monate lang Tür an Türgearbeitet", sagt Berkthold, "da hätte mirdoch etwas auffallen müssen." Weder wisseer von Südamerika-Flügen Gampels noch vonVerbindungen seines Partners nach Großbritannien."Und ich kenne ihn seit zehn Jahren." WieBerkthold wären auch andere Gampel-Kennerverblüfft, stellten sich die Vorwürfe alszutreffend heraus. "Er ist einfach keiner,der in eine Drogengeschichte passt", glaubtein guter Bekannter.
Natürlich, der schwergewichtige Geschäftsmanntanzte immer auf dünnem Eis und fand sichvor Gericht wieder. "Gampel lebte scharf amRand des Erlaubten", sagt ein früherer Wegbegleiter,der Wert auf die Feststellung legt: "Aberam Ende sind ja alle Anklagen erfolglos gewesen."Eine Hoffnung, die Gampel auch diesmal bleibt.Seine Frau sei geschockt und ratlos, sie weineviel in diesen Tagen, erzählt ein Freund derFamilie. Ihr Mann dagegen scheint kämpfenzu wollen. Er habe sich, sagt OberstaatsanwaltFolker Bittmann, bislang nicht zur Sache eingelassen.Seine Anwälte studieren im Moment Berge vonPapier, um zu entscheiden, wie es weitergehensolle. "Unserem Mandanten geht es jedenfallsden Umständen entsprechend gut", sagt AnwaltPeter Weimer.