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Dresden Dresden: Mutmaßlicher Kinderschänder gefasst

Von Simona Block 18.06.2008, 08:27
Ein Fahndungsplakat der Polizei hängt in Dresden auf einer Pressekonferenz im Landeskriminalamt Sachsen. Der hier gesuchte Vergewaltiger, der im September 2005 und im Januar 2006 im Dresdner Norden zwei Mädchen entführt und vergewaltigt hat, konnte am Vortag verhaftet werden. Für einen DNA-Reihentest hatte die Sonderkommission "Heller" mehr als 26 000 Männer zwischen 25 und 45 Jahren zur Speichelabgabe gebeten. Eine DNA-Spur war das einzige Indiz bei der Fahndung nach dem Kinderschänder. (Foto: dpa)
Ein Fahndungsplakat der Polizei hängt in Dresden auf einer Pressekonferenz im Landeskriminalamt Sachsen. Der hier gesuchte Vergewaltiger, der im September 2005 und im Januar 2006 im Dresdner Norden zwei Mädchen entführt und vergewaltigt hat, konnte am Vortag verhaftet werden. Für einen DNA-Reihentest hatte die Sonderkommission "Heller" mehr als 26 000 Männer zwischen 25 und 45 Jahren zur Speichelabgabe gebeten. Eine DNA-Spur war das einzige Indiz bei der Fahndung nach dem Kinderschänder. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - Proband 18 753 war der langersehnte Treffer: ImZuge von Deutschlands größtem DNA-Reihengentest und einer intensivenRasterfahndung ist der mutmaßliche Vergewaltiger zweier Mädchen inDresden gefasst worden. Der mutmaßliche Täter ist ein 33 Jahre alterLkw-Fahrer aus der sächsischen Landeshauptstadt, der bisher nichtdurch Sexualdelikte aufgefallen sei, sagte Oberstaatsanwalt ChristianAvenarius von der Staatsanwaltschaft Dresden am Mittwoch. Der Mannwurde am Vorabend festgenommen und gestand, im September 2005 inDresden-Hellerau eine Neunjährige sowie im Januar 2006 in Coswig einelfjähriges Mädchen entführt, vergewaltigt und wieder ausgesetzt zuhaben.

Gegen ihn wurde Haftbefehl unter anderem wegen Vergewaltigung undsexuellen Missbrauchs von Kindern erlassen. Er befindet sich inUntersuchungshaft. «Wir sind erleichtert, dass der Mann, der unsererTochter das furchtbare Verbrechen angetan hat, gefasst ist», verlasAvenarius den Brief der Familie eines geschädigten Kindes. Auf dieSpur des Mannes, der früher in der Nähe des ersten Tatortes wohnteund später umgezogen sei, führte schließlich die Rasterfahndung, diedie Ermittler nach verschiedenen Kriterien parallel zum DNA-Massengentest mit insgesamt 30 000 Probanden durchführten. Geholfenhabe die Priorisierung der Gesamtdaten, die bei Polizei und Behördenvorhanden seien, sagte der Leiter des Ermittlerteams, Raiko Märtins.

Die Verknüpfung mehrerer Details führte schließlich zum Erfolg:Der Mann war 2005 wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort imPolizeilichen Auskunftssystem Sachsen erfasst. Zudem war er von Juli1998 bis April 2007 mit einem silbernen Kombi und einem KennzeichenDD-D gemeldet, den ein Zeuge gesehen hatte. Darüber hinaus hatte erÄhnlichkeit mit einem Phantombild und gute Ortskenntnis. «Er war derEinzige, der früher im Dresdner Norden wohnte und einentsprechendes Auto hatte.»

Im Zuge des DNA-Reihentests hatte die Sonderkommission «Heller»seit Juli 2006 in Dresden und Umgebung rund 30 000 Männer zwischen 25und 45 Jahren zur Speichelabgabe gebeten und überprüft. An dem Testnahmen insgesamt 20 000 Männer teil, davon gaben rund 14 000 eineSpeichelprobe ab. Bei den anderen Probanden stimmten Alibis oderKörpermerkmale nicht mit den Tatumständen überein. Insgesamt wurden20 600 Männer als Täter ausgeschlossen, 109 verweigerten eine DNA-Probe. Darüber hinaus bearbeiteten die Kriminalisten 2054 Hinweise zubeiden Verbrechen.

Die Ermittler suchten den durch die Rasterfahndung ermitteltenTatverdächtigen am 21. Mai auf und erbaten eine freiwilligeSpeichelprobe. «Er kam dieser Bitte nach», erzählte Märtins. Er wäresonst auch zur nächsten Runde des DNA-Tests gebeten worden. «SeineDNA-Probe mit der Nummer 100 105 71 wurde wie die anderenuntersucht», so Oberstaatsanwalt Avenarius. «Am Dienstag erhieltenwir die Nachricht, dass sie vollständig mit der DNA-Spur vom Tatortübereinstimmt.» Der Verhaftete - «ein gebräunter Typ» - entsprichtlaut Avenarius weitgehend dem Täterprofil. Gegen ihn habe aberstrafjuristisch kein Anfangsverdacht bestanden, er sei nichtvorbestraft.

«Wir werden keine großen Schwierigkeiten haben, den Tatnachweis zuführen», sagte er und verwies auf die DNA-Probe und das Geständnis,das der Mann vor dem Ermittlungsrichter wiederholt habe. «Jetzt mussein psychologisches Gutachten erstellt werden.» Avenarius geht davonaus, dass das Verfahren in einigen Monaten abgeschlossen wird. Eswerde auch ein Zusammenhang mit anderen Straftaten dieser Artgeprüft, so LKA-Präsident Paul Scholz. «Wir sind erlöst und froh,dass der von uns betriebene Aufwand zum Erfolg geführt hat», sagteer. Es habe sich schließlich um einen Täter gehandelt, der mit Gewaltvorgegangen sei. Er hätte wieder zuschlagen und Kindern schlimmeresLeid zufügen können. Die sächsischen Ermittler wollen ihreErfahrungen nun zusammengetragen, bewerten und für künftige Verfahrennutzbar machen.