Diebstahl Diebstahl: Burg-Kanone wird zum Kriminalfall
Naumburg/Halle/MZ/jk/lö. - Zahl der Fälle steigt
Gullydeckel, Schienen, Kupferfallrohre - Edel- und Altmetalle werden für Langfinger zunehmend zum begehrten Objekt. Inzwischen selbst dann, wenn sie weitgehend niet- und nagelfest sind. Im Osterzgebirge (Sachsen) wurde sogar ein 14 Meter hoher Schornstein aus Edelmetall gestohlen, teilte die Polizei gestern mit. Auch in Freyburg schließen die Ermittler nicht aus, dass es die Diebe nicht auf die Geschichtsträchtigkeit der Kanone, sondern auf das Material abgesehen haben. Fest steht für den Naumburger Staatsanwaltschafts-Sprecher Hans-Jürgen Neufang, dass die Altmetall-Diebstähle angesichts der vor allem für Kupfer und Messing enorm steigenden Preise seit anderthalb Jahren "massiv zugenommen haben". Allerdings gebe es keine Hinweise zu mafiaähnlichen Strukturen. "Es sind Gelegenheitsdiebe", so der Sprecher des Polizeireviers Burgenlandkreis, Jörg Bethmann. Drei davon gingen der Bundespolizei erst in der Nacht zum Dienstag an der Bahnstrecke zwischen Halle und Magdeburg ins Netz, als sie Buntmetall stehlen wollten, dabei aber von einem Polizeihubschrauber aus beobachtet wurden. Unter ihnen waren eine 18-jährige und ein 19-Jähriger aus dem Saalekreis, die bereits polizeibekannt sind.
Los werden die Diebe ihre Beute größtenteils bei Schrotthändlern. Ihnen könne die Polizei jedoch nicht auf die Finger schauen, dafür gebe es keine rechtliche Handhabe. Die Polizei versuche mit Schrotthändlern präventiv zu arbeiten. "Teilweise lassen sich Schrotthändler auch die Personalausweise zeigen und notieren die Daten", so Oberstaatsanwalt Neufang.
Kommt Nachweispflicht?
Das würde Sachsen-Anhalts Innenministerium aufgrund des zunehmenden Buntmetalldiebstahls gern zur Pflicht machen. Zwischen 2005 und 2007 stieg die Zahl der Fälle von 974 jährlich auf 2 054. Im ersten Halbjahr 2008 wurde allein bei Energieversorgern fast so oft Buntmetall gestohlen wie im gesamten Vorjahr. Das Innenministerium hat deshalb beim zuständigen Wirtschaftsministerium angeregt, die Nachweispflicht bei Ankäufern einzuführen - möglichst bundesweit. "Dies wird noch geprüft", sagte ein Sprecher des Ministeriums gestern. Nach MZ-Informationen hatten andere Bundesländer eine solche Regelung, haben sie teilweise aber wieder abgeschafft.