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Die teure Furche Die teure Furche: Preise für Ackerland in Sachsen-Anhalt erneut gestiegen

Von Steffen Höhne 08.01.2016, 20:48
Die Preise für landwirtschaftliche Flächen sind in Sachsen-Anhalt auch im vergangenen Jahr gestiegen.
Die Preise für landwirtschaftliche Flächen sind in Sachsen-Anhalt auch im vergangenen Jahr gestiegen. dpa Lizenz

Halle (Saale)/Berlin - Ackerland ist in Sachsen-Anhalt auch im vergangenen Jahr teurer geworden. Der Preisanstieg hat sich allerdings etwas abgeschwächt. Die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH - kurz BVVG - privatisierte Flächen für einen Durchschnittspreis von 25 179 Euro. Das ist ein Anstieg von knapp acht Prozent zum Vorjahr. Im Jahr 2014 lag das Plus noch bei 21 Prozent. Insgesamt wurden von der Gesellschaft 4 500 Hektar im Land verkauft. Ein Hektar entspricht in etwa der Größe eines Fußballfeldes.

Um Bodenspekulation vorzubeugen, verfolgt die BVVG nach eigenen Angaben neue Privatisierungsgrundsätze. Damit Agrarflächen für Finanzinvestoren weniger attraktiv sind, dürfen nun höchstens 15 Hektar auf einmal verkauft werden, zuvor waren es 25 Hektar. Mit den Änderungen wolle man den Betrieben vor Ort bei steigenden Preise ermöglichen, kleinere Lose zu erwerben, sagte BVVG-Geschäftsführer Stefan Schulz am Freitag. Kapitalanleger, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, sollen so weniger Land erwerben können. Insgesamt verkaufte die BVVG in Ostdeutschland im vergangenen Jahr 26 300 Hektar Ackerfläche und 7 200 Hektar Wald. Damit wurde ein Überschuss von 492 Millionen Euro erzielt, der an den Bundeshaushalt fließt, der Eigentümer der einstigen volkseigenen Flächen ist.

Drei Interessenten je Ausschreibung

Die BVVG betont, dass der „überwiegende Teil der verkauften Flächen von ortsansässigen Landwirtschaftsbetrieben“ erworben wurde. Im Schnitt habe es in Ostdeutschland je Ausschreibung drei Interessenten gegeben.

Im vergangenen Jahr war in Sachsen-Anhalt eine heftige Debatte darüber geführt worden, in welchem Umfang finanzstarke Investoren die Preise nach oben treiben. Einige Namen von großen Gesellschaften machen in der Bauernschaft immer wieder die Runde. Dazu zählen unter anderem die Lindhorst-Gruppe (JLW-Holding AG), KTG-Agrar, die Steinhoff-Gruppe (Brandenburg), MLP (Termühlen) und Fielmann (Augenoptiker-Kette).

Der Landesbauernverband hat mit der Ausschreibungspraxis der BVVG „weiterhin große Probleme, weil diese überzogene Preissteigerungen massiv befördert“. Unterliegt ein Landwirt in einem Bieterverfahren, stockt er sein Gebot bei der nächsten Ausschreibung auf, um dort vielleicht zum Zug zu kommen. „Da es aber immer mehr als einen Bewerber gibt, kommen die Preise in eine ewige Aufwärtsspirale“, sagte Christian Apprecht, kommissarischer Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes. Er fordert , die Ausschreibungen zeitlich eng zu begrenzen. Laut Apprecht hat der Bauernverband bei anderen Verkäufen die Erfahrung gemacht, dass „sehr oft“ Nichtlandwirte Ackerland erwerben. Die BVVG-Formulierung, Land „überwiegend“ an Landwirte verkauft zu haben, sei zu hinterfragen.

BVVG hat Privatisierungspraxis geändert

Aufgrund zuletzt deutlich gefallener Agrarpreise etwa für Milch und Getreide wird es für die Bauern immer schwieriger, die hohen Bodenpreise zu zahlen. Es muss dabei allerdings angemerkt werden, dass die Preise in Sachsen-Anhalt trotz der Steigerungen noch unter dem Schnitt der alten Bundesländer liegen. Dort kostete der Hektar 28.500 Euro.

Auch auf Drängen von Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (CDU) hatte die BVVG ihre Privatisierungspraxis geändert. Mit dem Ergebnis ist Aeikens auch nur eingeschränkt zufrieden. „Auch hinter ortsansässigen Betrieben stehen mitunter große Kapitalgesellschaften, die nicht aus der Landwirtschaft kommen“, sagte der Minister der MZ.

Aeikens will nach der Landtagswahl im März 2016, sofern dann weiter im Amt, handeln: Er ließ das sogenannte „Agrarstrukturgesetz“ ausarbeiten. Der Landverkauf von Betrieben, die mehr als 2 000 Hektar bewirtschaften oder 1 000 Hektar Eigentum besitzen, soll durch eine landeseigene Gesellschaft überwacht werden. So soll verhindert werden, dass sich Finanzinvestoren einkaufen und damit ortsansässige Bauern verdrängen. „Mit den steigenden Bodenpreisen wird das Thema immer drängender“, so der Minister. (mz)