Deutsche Bahn in Leipzig Deutsche Bahn in Leipzig: 600 Mitarbeiter «herrschen» über 6000 Kilometer Schienen

Leipzig/ddp. - «Das ist ein Bauzug», erklärtSchmidt, der als Fahrdienstleiter die Züge rund um den LeipzigerHauptbahnhof koordiniert - dem großen Schienen-Drehkreuz inOstdeutschland. Normalerweise bleibt ein Zug zwischen fünf und zehnMinuten im Leipziger Hauptbahnhof - solange dauert es, um die Gästeein- und aussteigen zu lassen und um den Zug in dem Kopfbahnhof fürdie Fahrt in die Gegenrichtung fertig zu machen.
«Wir haben das auch schon in drei Minuten geschafft», sagtSchmidt. Wobei «wir» etwas irreführend ist, denn Schmidt legt keineHand an den Zug - er bekommt ihn nicht einmal zu Gesicht. Der39-Jährige ist einer von rund 600 Mitarbeitern derBetriebszentrale Leipzig der Bahn und Fahrdienstleiter für denHauptbahnhof.
In drei abgedunkelten, klimatisierten Großraumbüros in der Nähedes Hauptbahnhofs steuern sie den Bahnverkehr für Thüringen,Sachen-Anhalt und Sachsen auf rund 6000 Kilometern Schienenweg.Leipzig ist eine von deutschlandweit sieben großen Betriebszentralenund Schmidt entscheidet hier per Mausklick und Telefon, welcher Zugwann auf welches Gleis einfahren darf - und wer warten muss.
Die Deutsche Bahn hat zu dem Besichtigungstermin in Leipzigeingeladen. Der Konzern sucht die Öffentlichkeit, will in diesemTagen vor den drohenden Streiks der Lokführer zeigen: Schaut her,hier tragen Mitarbeiter auch eine hohe Verantwortung, und streikennicht.
Und vor allem wende man sich gegen den schiefen Vergleich zwischenPiloten und Lokführern, den die Lokführergewerkschaft GDL für ihreForderung nach einem Drittel mehr Lohn in diesen Wochen nur allzugern heranziehe, sagt Betriebszentralen-Leiter Markus Grimm.Lokführer brauchten kein Abitur, die dreijährige Ausbildung ende wiebei den Fahrdienstleitern auch mit einem IHK-Facharbeiterbrief. Auchseien Fahrdienstleiter keine Fluglotsen, fügt Grimm hinzu.
Und deshalb ist eine Bahn-Betriebszentrale auch kein Tower, wasschon an der Sprache zu merken ist: Man spricht Deutsch. DieFahrdienstleiter duzen sich am Telefon mit den Lokführern, Hektikwill hier so gar nicht aufkommen, auch wenn alle rund hundert Frauenund Männer konzentriert vor ihren jeweils bis zu acht Bildschirmensitzen.
Obwohl es Fahrdienstleiter Schmidt hektisch mag, wie er sagt. «Manwird dann mehr gefordert.» Besonders gefallen habe ihm die Fußball-WMim vergangenen Jahr, als massenhaft Sonderzüge in den LeipzigerBahnhof einrollten. Die Züge wollen alle auf der Strecke geführt undbegleitet sein - selbst das Wohl der Fahrgäste kam in derklimatisierten Steuerzentrale an. «Man muss dann schon sehen, dassman die Reisendenstromlenkung im Griff hat», erzählt Schmidt.