DDR-Abschlüsse DDR-Abschlüsse: Lehrgang für Erzieher noch immer gefragt
Halle (Saale)/MZ. - "Mit Kindern zu arbeiten ist das, was ich machen will und immer machen wollte", sagt Gabriele Fischer - und es ist ihr anzumerken, wie froh sie darüber ist, dass sie das jetzt auch wieder machen kann. Mitte der 80er Jahre hatte die heute 47-jährige Naumburgerin eine Ausbildung zur Krippenerzieherin gemacht. Wegen einer Empfindlichkeit gegen ein Desinfektionsmittel, das damals in den Einrichtungen noch häufig eingesetzt worden sei, musste sie den Beruf Jahre später vorerst wechseln. Und: Nach der Wende erhielt sie nur eine Teilanerkennung ihrer Ausbildung - wie viele Erzieher. War der Beruf zu DDR-Zeiten doch in verschiedene Fachbereiche gegliedert: Man wurde zum Beispiel Krippen- oder Horterzieher.
Gabriele Fischer machte schließlich eine Lehre zur Ergotherapeutin und arbeitete jahrelang als solche, unter anderem in einer bayerischen Eltern-Kind-Kurklinik. Dort aber wurde sie - zu ihrer Freude - später als leitende Erzieherin eingesetzt. Die Pendlerin mit Familie in Naumburg versuchte, zurück nach Sachsen-Anhalt zu kommen und wieder in ihrem Traumjob zu arbeiten. Doch: "Ich habe keine Stelle gefunden, weil ich den Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin nicht hatte."
Voriges Jahr absolvierte sie nun nicht nur eine dafür nötige Anpassungsfortbildung, sondern fand in einer Naumburger Grundschule auch eine Stelle als pädagogische Mitarbeiterin. "Ich bin total froh, dass ich diese Entscheidung getroffen habe", sagt sie. Und damit ist sie nicht allein: "Noch immer gehen pro Jahr etwa 180 Anträge auf Anerkennung von Fachschulabschlüssen (ohne den medizinischen Bereich) ein", sagt Michael Menkens vom Referat Berufsbildende Schulen beim Landesverwaltungsamt. "Der Löwenanteil, rund zwei Drittel, kommt dabei aus dem Bereich der Erzieher." Die Zahl sei 20 Jahre nach der Wiedervereinigung bemerkenswert, so Menkens - auch wenn es Anfang der 90er im Vergleich dazu eine Antragsflut gegeben hatte: Seit 1990 seien im Land insgesamt mehr als 60 000 solcher Anträge gestellt worden. Bei den Erziehern hätten auch viele nach der Wende zunächst in einem völlig anderen Beruf gearbeitet und wollen nun wieder zurück. Schließlich werden heute Erzieher in Sachsen-Anhalt händeringend gesucht.
Auch Ilona Hevér, in der DDR ausgebildete Kindergärtnerin für Drei- bis Sechsjährige, hat einen 100-Stunden-Qualifizierungslehrgang zur staatlich anerkannten Erzieherin abgeschlossen. Die 52-jährige Magdeburgerin, die seit den 80er Jahren in Ungarn lebt, möchte in Deutschland wieder Wurzeln schlagen. Während sie anfangs in Ungarn in verschiedenen Berufen - von der Hilfssäuglingsschwester bis zur Reiseleiterin - gearbeitet hatte, ist sie dort lange wieder pädagogisch tätig. "Dass ich nach der Wende in Deutschland praktisch keinen Beruf mehr hatte, sondern nur die Teilanerkennung - das war schon ein Schlag", sagt sie. Die Fortbildung, bei der sie viel gelernt habe, sei für sie Voraussetzung für ein Fachhochschulstudium im pädagogischen Bereich in Deutschland. Das möchte sie nun beginnen.
Weitere Informationen beim Landesverwaltungsamt unter 0391 567 24 30