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Chemnitz Chemnitz: Karl-Marx-Kopf wird saniert

Von Carola Benz 04.10.2011, 15:01
Miniatur-Marx-Köpfe aus Gips des Künstlers Rüdiger Phillip Bruhn stehen in Chemnitz (Sachsen) vor dem Denkmal für Karl Marx (1818-1883). (FOTO: DAPD)
Miniatur-Marx-Köpfe aus Gips des Künstlers Rüdiger Phillip Bruhn stehen in Chemnitz (Sachsen) vor dem Denkmal für Karl Marx (1818-1883). (FOTO: DAPD) dapd

Chemnitz/dapd. - «Die Mini-Marx-Köpfeerfreuen sich großer Beliebtheit. Vor allem für weggezogeneKarl-Marx-Städter ist es ein wunderbarer Identifikationspunkt mitihrer Heimatstadt», sagt der Chemnitzer Galerist Michael Trinks. Dievon den Künstlern Rüdiger Philipp Bruhn und Sandra Rudolphgestalteten Souvenirs gingen bis nach England, in die Schweiz unddie USA.

Eine dreistellige Zahl der zwölf Zentimeter hohen Figuren hat dieGalerie in den vergangenen anderthalb Jahren verkauft, jetzt mussBruhn für Nachschub sorgen. «Eine niedliche Abrechnung mit dengroßen Denkmälern der alten Zeit», beschreibt er die mit kräftigenFarben, im Briefmarken-Look oder mit Häkel-Haube überzogenen Köpfeaus einer Gießmasse.

Haarschopf und Blick stimmen

Bruhns Marx sieht dem vom russischen Bildhauer Lew Kerbelgeschaffenen sieben Meter hohen Original, im Volksmund auch Nischl(sächsisch für Kopf) genannt, ziemlich ähnlich. Die kantige Form desHaarschopfes, der oft als grimmig beschriebene Blick sind erkennbar.«Wenn`s kleiner wird, muss man ein paar Kompromisse eingehen», sagtBruhn. Die Silhouette habe einen großen Wiedererkennungseffekt. DerBart sei ein bisschen «weihnachtsmannähnlicher» - dafür ist es ebenKunst.

Zum «großen Vorbild» sagt Bruhn: «Es gibt wesentlich schlimmereMarx-Plastiken auf der Welt.» Der 56-jährige, der einen Lehrauftragan der Schneeberger Kunsthochschule besitzt, will sich der Frage, obdas im SED-Parteiauftrag entstandene Denkmal noch seine Berechtigunghat, gar nicht erst stellen.

«Wir sollen froh sein, dass wir ihn haben», sagt Bruhn. Karl Marxsei nicht verantwortlich für das, was in der DDR aus ihm gemachtwurde. Die Menschen, die das System weghaben wollten, seien nichtböse auf Karl Marx, sondern auf die Staats- und Partei-Oberengewesen. Und schließlich handele es sich neben der Sphinx in Ägyptenum die größte Kopfplastik der Welt - eine Sehenswürdigkeit an sich.

Marx als USB-Stick

Dass sich Menschen einen Marx-Kopf auf den Schreibtisch oder indie Schrankwand stellen, scheint durchaus zeitgemäß zu sein. In derChemnitzer Touristeninformation, direkt neben der Kunstgaleriegelegen, gibt es hölzerne Nachbildungen in verschiedenen Größen,aber auch Marx als USB-Stick. Eher enttäuscht ist vielleicht, wer ineiner Süßwarenhandlung eine Packung markenrechtlich geschützter«Chemnitzer Pralinen mit Köpfchen» kauft. Denn das sind keine Köpfeaus Schokolade, sondern «nur» Buttertrüffel mit dem Denkmalbild.

Ob das alles sehr gelungene Souvenirs sind, will der Präsidentdes Chemnitzer Marketing-Clubs nicht kommentieren. «Auf jeden Fallerinnern sie an die Touristenattraktion von Chemnitz. Auch ohnewissenschaftliche Untersuchung wage ich zu behaupten, dass dasMarx-Monument die am meisten fotografierte Sehenswürdigkeit derStadt ist», sagt Volker Türschmann.

Der Sockel wird erneuert

Damit das am Sonntag 40 Jahre alt werdende Denkmal weiter sichersteht, beginnt unmittelbar nach dem Geburtstag eine längst fälligeSanierung des Sockels. «Bei der Errichtung sind wahrscheinlicheinige Gewerke einfach eingespart worden», meint TiefbauamtsleiterBernd Gregorzcyk. Der Unterbau des 40-Tonnen-Kolosses verfüge überkeinerlei Entwässerung, die Abdichtung sei mangelhaft. «EinRinganker, wie ihn jeder verantwortungsbewusste Eigenheimbauer zurStabilisierung einbaut, fehlt ebenfalls», fügt Gregorczyk hinzu. DerKopf habe aber zu keiner Zeit gewackelt.

Außerdem muss der Sockel mit Granitplatten neu verkleidet werden.Dem Vernehmen nach soll es das vom Denkmalschutz geforderte, fastschwarze Originalmaterial aus der Ukraine nicht mehr geben, sodassdie Denkerbasis künftig etwas rötlich angehaucht sein wird.

Die Mängel waren schon einige Jahre bekannt, doch fehlte bislangdas Geld für die Arbeiten. Nun kam eine Dreifach-Finanzierung ausMitteln von Stadt, Freistaat und Einnahmen aus einer Werbeaktion mitdem Marx-Kopf zustande. Kosten: 95.000 Euro.