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Camping Camping: Der «Klappfix» ist unverwüstlich

Von Birgit Zimmermann 28.08.2011, 10:55
Ein Mann baut mit seiner Tochter einen Zeltanhänger Camptourist CT-7 am Sonntag (28.08.2011) in Leipzig auf. Der «Klappfix», aus dem sich ein Zelt machen lässt, begeisterte Tausende in der DDR. (FOTO: DPA)
Ein Mann baut mit seiner Tochter einen Zeltanhänger Camptourist CT-7 am Sonntag (28.08.2011) in Leipzig auf. Der «Klappfix», aus dem sich ein Zelt machen lässt, begeisterte Tausende in der DDR. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Braune Baumwolle und Blümchengardinen - bei einerWahl der trendigsten Campingartikel würde der DDR-Klappfix wohl glattdurchfallen. Seine Fans ficht das allerdings nicht an. Sie halten demlegendären Zeltanhänger die Treue und sind auch in diesem Sommerwieder auf den Campingplätzen unterwegs. Ein paar Handgriffe genügen,um aus dem Hänger ein Zelt samt Küche zu zaubern. «Vermutlich 5000bis 10 000 Anhänger existieren noch», sagt Daniel Remus. DerRostocker erforscht in seiner Freizeit die Geschichte des Klappfixund des Produzenten VEB Olbernhau im Erzgebirge. Dort gingen 1994 dieLichter aus.

«Es ist schwierig, handfeste Infos zu bekommen», sagt Remus. Beider Schließung des Werkes sei viel Material vernichtet worden. Der35-Jährige sammelt alles, was er über die Zeltanhänger «Made in GDR»finden kann, durchforstet das Internet und redet mit ehemaligenFahrzeugbauern aus Olbernhau. Und er kauft den ein oder anderenAnhänger auf. Es entwickele sich ein Liebhaber- und Oldtimermarkt,berichtet er. Zwei Gleichgesinnte, die auch schon längerInformationen sammeln, sind mit Remus zusammen den Klappfixen auf derSpur. Vielleicht, mit mehr Fakten, sagt er, solle das Ganze spätereinmal in einem Buch münden.

Remus, nach eigener Auskunft «Trabant-Fahrer in vierterGeneration», ist über den Trabi auf den dazu passenden Zeltanhängergekommen. Auch mit einem kleinen Auto lassen sich die Anhängerproblemlos ziehen. Aber die Fans des Klappi sitzen bei weitem nichtnur im Osten Deutschlands. Olbernhau habe eine Exportquote von über80 Prozent gehabt, berichtet Remus. Europaweit seien die Zeltanhängerverkauft worden; die campingbegeisterten Holländer zogen sie als«Alpenkreuzer» hinter sich her. Durch die Fertigung in der DDRkonnten sie im Westen vergleichsweise billig verkauft werden.

Ein Kenner der Klappfixe sitzt im nordrhein-westfälischenGladbeck. Udo Strothmann (60) hat auf einer Internetseite viele Datenund Infos über den Anhänger zusammengetragen, der übrigens nur infrühen Jahren wirklich Klappfix hieß. Die Massenmodelle aus den 70ernund 80ern trugen offiziell die Bezeichnung «Camptourist», wurden aberlandläufig weiter Klappfix genannt. Strothmann hat viele Urlaube imKlappi verbracht. «Das war für mich der beste Falter überhaupt»,erzählt er. Konkurrenzprodukte gab und gibt es einige, etwa ausFrankreich oder aus Dänemark.

Remus und Strothmann loben einhellig die Technik vor allem derspäteren DDR-Zeltanhänger. «Ich halte das System für ausgereift»,sagt Remus. Außerdem verbinde der Klappi das Zeltfeeling, fürStrothmann «das A und O beim Campen», mit etwas Komfort. Und derVorteil gegenüber einen Wohnmobil liege auch auf der Hand: «So einZeltcaravan bietet deutlich mehr Platz als eine Wohndose», betontRemus. Und Strothmann berichtet: «Die Leute haben sich immergewundert, was für eine Villa aus so einem kleinen Anhängerrauskommt.»

Dass die Olbernhauer den Sprung in die Marktwirtschaft trotzdemnicht so recht schafften, hat nach Remus' Worten verschiedeneUrsachen. Letzten Endes sei die Nachfrage einfach nicht mehrdagewesen. «Es hätten ja alle kaufen können, haben sie aber ausverschiedensten Gründen nicht gemacht.»

Faltzelt-Anhänger sind heutzutage ein Nischenprodukt, den Marktder Freizeitmobile dominieren klar die Wohnmobile und Caravans. DerKlappfix wird trotzdem nicht so schnell von den Campingplätzenverschwinden, zumindest wenn Strothmanns Vorhersage zutrifft: «Wennman den Stoff pflegt und keine Chemie ranlässt, halten sie ein Lebenlang.»