Zweiter Weltkrieg Zweiter Weltkrieg : Gedenkstein soll an Gefallene der Flak-Stellung Nißma erinnern

Nissma/Neuposa - Zeitzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg gibt es nur noch wenige. Gerhard Kühn gehört dazu. „Ich war damals neun Jahre alt und kann mich noch an viele Einzelheiten erinnern“, erzählt der 84-Jährige. Diese Erinnerungen zu bewahren und weiterzugeben, ist sein Anliegen. So gehört er zu jenen Aktiven, die sich am Mittwoch in Nißma an historischer Stelle versammelten. Auf dem so genannten Geiersberg leisteten bis zum 15. April 1945 deutsche Soldaten und Luftwaffenhelfer in der Flak-Stellungen in Nißma erbitterten Widerstand gegen die vorrückenden Amerikaner.
Die erste Flak in Nißma wurde Ende Mai 1944 errichtet, die zweite im Juli 1944 und die dritte im Oktober 1944. Zwölf amerikanische Panzer rückten am 15. April auf der Straße von Gleina nach Sprossen in Richtung Meuselwitz vor. Die ersten drei Panzer wurden von der Nißmaer Flak außer Gefecht gesetzt. Gerhard Kühn hat all dies als Kind erlebt und gemeinsam mit Volker Thurm, Ortschronist aus Kayna, diese Geschichte aufgearbeitet.
Thurm hat mehrere Heimathefte herausgegeben
Thurm hat dazu mehrere Heimathefte herausgegeben und Kühn hat in Neuposa eine kleine Sammlung eingerichtet. Im ehemaligen Wasserturm hat er Stahlhelme und Munitionsreste, Stiefeln und Decken ausgestellt. „Diese Geschichte hält uns bis heute in Atem“, sagt Kühn. Erst in der vergangenen Woche rückte der Kampfmittelbeseitigungsdienst wieder an, um einen Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg zu entschärfen. Sie war auf einem Feld entdeckt wurden.
Auf Thüringer Seite gibt es auch einen Gedenkstein für die Gefallenen. Nur einen Kilometer entfernt verläuft die Landesgrenze. In Sachsen-Anhalt soll jetzt etwa dort, wo einst die Flakstellung war, ebenfalls ein Stein daran erinnern. So trafen sich Mitglieder des Thüringer Heimatvereins Oberes Gerstenbachtal, der Bürgermeister von Starkenberg, Vertreter des Bauamtes der Gemeinde Elsteraue und des Burgenlandkreises in Nißma. Gleich hinter dem Kompostwerk soll an der dortigen Kreisstraße ein Stein aufgestellt werden. Vermutlich soll es ein Findling aus dem Kieswerk Starkenberg werden.
„Solch ein Ort des Gedenkens ist uns sehr wichtig"
„Solch ein Ort des Gedenkens ist uns sehr wichtig, denn bis heute kommen immer wieder Nachfahren von Soldaten, die hier gefallen sind“, sagt Volker Thurm. Die Angehörigen, deren Brüder und Väter ums Leben gekommen sind, möchten gern an einer würdigen Stelle Blumen niederlegen. So halten Volker Thurm und Gerhard Kühn auch enge Kontakte zu Angehörigen der Gefallenen aus Österreich. Dazu gehören zum Beispiel Bruder und Nichte des am 14. April 1945 in der Flakstellung Nißma gefallenen Luftwaffenhelfers Martin Neumayer.
Die Angehörigen aus dem Salzburger Land waren zuletzt im Sommer 2018 in Neuposa. Damals wurden sie von Gerhard Kühn und Volker Thurm im Wasserturm herzlich begrüßt. Leo Neumayer erzählte von seinen letzten Erinnerungen an seinen großen Bruder. Dieser wurde bei der ersten Musterung im Jahre 1944 ausgemustert, jedoch bei einer erneuten Musterung im Januar 1945 für wehrtauglich erklärt.
Grab befindet sich heute auf dem Friedhof in Großröda
Sehr lange hatte die Familie aus Österreich nach dem Ort des Grabes ihres Sohns, Bruders und Onkels gesucht und schließlich gefunden. Ihr Angehöriger war nachweislich in der Flakstellung in Nißma gefallen. Das Grab befindet sich heute auf dem Friedhof in Großröda (Pfarramt Dobitschen). Das haben die Recherchen ergeben.
„Eigentlich wollte die Familie aus Österreich in diesem Frühjahr - 75 Jahre nach Kriegsende - wiederkommen. Aber die Coronakrise macht dies unmöglich“, sagt Thurm. Vielleicht ist bis zum nächsten Besuch auch in Sachsen-Anhalt ein Ort des Gedenkens entstanden. Die Geschichte der Familie gehört heute zum kleinen Museum im Wasserturm und steigt man die Treppen hinauf, so kann man eine herrliche Aussicht genießen. (mz)
