Erlebnisreise „Zwei Verrückte“ mit Traktoren auf Burgentour durch den Burgenlandkreis
Burgentour durch den Burgenlandkreis. Was die beiden Freunde Jürgen Lehnert und Bernd Andrae auf ihren Traktoren erleben, wem sie begegnen.

Zeitz/MZ - Ein Frühstück ohne Rührei sei kein Frühstück, legt Jürgen Lehnert aus Zeitz fest. Sein Traktorfreund Bernd Andrae aus Lützen hat dem nichts mehr hinzufügen. Schließlich sind es die Eier von Andraes Hühnern, noch dazu in bester Bio-Qualität. Seit Montag sind die beiden mit ihren Famulus-Traktoren und den Wohnanhängern unterwegs im Burgenlandkreis. Auf den Spuren der dem Landkreis namensgebenden Burgen tuckern sie mit Tempo 25 durch die Lande. „Natürlich können wir nicht alle Burgen anfahren, da hätten wir noch lange zu tun“, so der 73-jährige Lehnert, der ehemalige Versuchstechniker für Zuckerrübenanbau.
Im Nuh sind Tisch und Klappstühle im Wohnwagen verstaut und die Traktoren, Baujahr 1964, werden gestartet. „Da Bernd heute wieder nicht den Abwasch macht, kommt alles in einen Sack“, frotzelt Lehnert in Richtung seines neun Jahre jüngeren Freundes. Der lächelt nur und sieht es gelassen. „Zu Hause wandert alles in den Geschirrspüler. Kein Problem“, so Andraes pragmatischer Kommentar. Nach dem Schloss Moritzburg in Zeitz und dem Schloss in Droyßig, stand gestern noch die Neuenburg in Freyburg auf dem Programm. An allen Etappenorten wurden sie von Lesern der MZ bereits sehnsüchtig erwartet.
Zum Besucherzentrum am Fundort der Himmelsscheibe in Nebra
Auf der Neuenburg begrüßte sie Thomas Tempel, der Marketingleiter der Burg. Er freute sich über die ungewöhnlichen Besucher und lud sie gleich zu einer kleinen Führung ein. Die riesige Burg, über der Unstrut gelegen, ist endlich wieder für das Publikum geöffnet. Das betrifft alle Ausstellung und die Burgwirtschaft. Die Burganlage ist immerhin dreimal so groß wie die Wartburg. Außerdem beherbergt sie das einzige Weinmuseum Sachsen-Anhalts. Alles zusammen ist einen Ausflug wert. Thomas Tempel wollte die beiden Traktoristen nicht weiterziehen lassen, ohne zu erwähnen, dass am 16. und 17. Oktober das mittelalterliche Burgfest wieder stattfinden soll.

Vom Nachtquartier an der Mühle Zeddenbach an der Unstrut ging es am Dienstag, natürlich mit einer gehörigen Portion Rührei im Magen, über die Burg Querfurt zum Besucherzentrum am Fundort der Himmelsscheibe in Nebra. Tagesziel ist die Eckartsburg in Eckartsberga. Die Burg in Querfurt, zurzeit eine Baustelle, beherbergt ein Bauernmuseum. Zum Hoffest am 18. September findet hier auch ein Traktortreffen statt. Für die Fans der historischen Landmaschinentechnik ein Leckerbissen in historischem Ambiente.
„Was machen Sie denn hier?“
Am frühen Nachmittag knattern die beiden 40 PS starken Schlepper den Anstieg zum Besucherzentrum in Nebra nach oben. Die Himmelsscheibe ist zwar keine Burg, aber sie ist ein wichtiges Relikt aus der ruhmreichen Vergangenheit des Reichs von Nebra, das 1.800 Jahre vor Christus existiert hat.
Oben angekommen und kaum vom Gefährt geklettert, kommt ihnen schon ein Radwanderer entgegen. „Was machen Sie denn hier?“, fragt er Jürgen Lehnert. „Wir sind zwei Verrückte auf Tour“, antwortet Lehnert. Schon war ein Gespräch im Gange. Gerhard Putzmann aus Schkeuditz mit Bruder Andreas und Schwägerin Gertrud aus Weimar auf dem Unstrut-Radweg unterwegs, stellte sich als Kenner der Famulus-Traktoren heraus. „Das ist doch der wassergekühlte zwei Zylinder, Zweitakt mit 40 PS. Das hör’ ich sofort,“ so seine fachmännische Beobachtung. „Oh ja, der hört sich ganz anders an, als der luftgekühlte“, fügt Bernd Andrae hinzu. Die Fachsimpelei will kein Ende nehmen. Jürgen Lehnert mahnt zur Weiterfahrt. Die Eckartsburg liegt noch eine Stunde Fahrt entfernt. Einen Übernachtungsplatz hätten sie auch noch nicht. Das aber macht Andrae keine Sorgen. Er gehört zu den Gelassenen der Spezies Mensch. Sein Lebensmotto: „Was heute ist, ist heute und was morgen ist, ist morgen.“

Von der Burg aus hat man einen atemberaubenden Ausblick
Kurz vor Eckartsberga biegt der vorausfahrende Jürgen Lehnert auf seinem blauen Famulus plötzlich links ab. Nach 200 Metern erreichen sie die Holländermühle. Das Gebäude ist eine Baustelle. Sie wird momentan restauriert. Als romantischer Übernachtungsplatz nicht gerade geeignet. Also weiter zur Eckartsburg auf dem Rücken des Finnehöhenzuges. Die um das Jahr 1000 herum entstandene Burg hat einen 36 Meter hohen Bergfried mit einem kleinen Museum. Im Burgsaal befindet sich das originale Laufrad von Karl Freiherr von Drais von 1817.
Von der Burg aus hat man einen atemberaubenden Ausblick ins Thüringer Land. Etwas unterhalb der Burganlage stellen die beiden Freunde ihre Wohnwagen auf. Schnell noch Abendbrot im Freien, denn der dunkelgraue, schwere Himmel über Thüringen verheißt nichts Gutes.