Zum Tod von Sigmund Jähn Zum Tod von Sigmund Jähn: Mit Vokabelheft an die Saale

Naumburg - „Ohne die Zeit in Naumburg wäre ich nicht ins All geflogen.“ Sigmund Jähn gab sich im Mai 2012 während seines Besuches im Bundessprachenamt in Naumburg bescheiden, erinnerte sich jedoch gern an den Herbst 1965. Damals hatte der spätere Kosmonaut und erste Deutsche im All in der Lehranstalt der Nationalen Volksarmee Russisch gelernt. Als Schüler sei er an die Saale gekommen, berichtete Jähn in einem Vortrag vor Bundeswehrfachschülern und Lehrgangsteilnehmern des Bundessprachenamtes im Festsaal der „Kadette“.
Im Alter von 82 Jahren ist Sigmund Jähn nun am Sonnabend gestorben. 1978 hatte der gebürtige Vogtländer mit dem sowjetischen Kosmonauten Waleri Bykowski mehr als sieben Tage im All verbracht und damit internationale Raumfahrtgeschichte geschrieben.
Dem Besuch Jähns in Naumburg vor reichlich sieben Jahren vorausgegangen war ein Glückwunschschreiben zu dessen 75. Geburtstag im Februar. „Wir haben ihm gratuliert und ihn zu uns eingeladen. Nach ein paar Wochen rief er mich persönlich an und sagte zu“, berichtete damals Reinhard Kissel, der Direktor der Bundeswehrfachschule. Er steht ihr auch heute noch vor.
Dass der einst in Strausberg nahe Berlin wohnende Jähn schließlich dieser Einladung nachkam, war indes Glück für Naumburg. Rund 300 Briefe habe er zum Geburtstag erhalten, sagte Jähn. Nicht alle könne er beantworten und auch nicht allen Anfragen für Vorträge gerechtwerden. Nach Naumburg aber sei er er gern wiedergekommen. Die Zeit zwischen der Ankunft mit dem Zug und dem Vortrag habe er für einige neue Impressionen von der Stadt genutzt. „Naumburg und die Landschaft sind sehr schön“, so sein Kommentar. Auch die eine oder andere Anekdote wusste der sympathisch wirkende Doktor der Physik bei seinem Besuch zu berichten. Von einem Umtrunk mit seinem Russischlehrer im nahe gelegenen Casino und den Spaziergängen zur Saale mit dem Vokabelheft im Gepäck etwa.
1985 haber er schließlich noch einmal die Schulbank im Institut für Fremdsprachen gedrückt, um diesmal sieben Monate lang Englisch zu pauken. Keine leichte Aufgabe für den damals schon bekannten Kosmonauten. „Ich fing ja bei Null an, brauchte aber die Sprache, denn ich besuchte häufig Kongresse“, blickte Jähn dankbar auf jene Zeit zurück.
Begrüßt wurde Jähn bei seinem Besuch 2012 übrigens in englischer Sprache von Bernd Schremmer. Denn der promovierte Englischlehrer hatte den inzwischen weltbekannten Kosmonauten Jähn einst unterrichtet. Schremmer beschrieb Jähn als einen disziplinierten und fleißigen Schüler, der gewusst habe, wie wichtig diese Ausbildung sei. „Er war allerdings kein Sprachtalent, aber er hat einen guten Abschluss gemacht“, erinnerte sich der Lehrer. Die Gruppe sei damals begeistert gewesen, denn so einen Mitschüler habe man nicht alle Tage. Oft sei über die Raumfahrt gesprochen worden. Und Schremmer erinnerte sich weiter: Ein guter Fußballer sei Jähn nicht gewesen. Trotzdem habe er ein paar Tore geschossen. Aber was seien diese schon gegen einen Flug ins All. Für den Pädagogen war das Wiedersehen 2012 mit dem elf Jahre älteren einstigen Schüler Sigmund Jähn vor allem eins - ein wunderbares Erlebnis