Unkontrolliert vermehrt Zeitz: Wildschweine werden zur Gefahr im Maisfeld

Osterfeld/Zeitz - Allerorten ist die Maisernte in vollem Gange. Doch wo Mais wächst, sind Wildschweine nicht weit. Denn die Pflanze gehört neben Raps nicht nur zur bevorzugten Nahrung der Schwarzkittel. Vor allem bieten die Felder mit den hochwachsenden Kulturen den Schweinen genügend Deckung und so können sie sich zunehmend ausbreiten.
Deutlich mehr Wildunfälle im Burgenlandkreis
„Insgesamt ist der Wildbestand, natürlich nicht nur bei den Wildschweinen, immens angestiegen“, sagt Polizeisprecherin Gesine Kerwien. Sie macht das vor allem an der stark gestiegenen Anzahl von Wildunfällen fest. Die würden mittlerweile in der Statistik der Hauptunfallursachen hinter Wenden und Rückwärtsfahren auf Rang zwei logieren. Allein im vergangenen Jahr registrierte die Polizei im Burgenlandkreis 1.067 Wildunfälle.
Drei Jahre zuvor waren es noch 936 und 2015 955 Kollisionen von Fahrzeugen mit Wildtieren. Auch aktuell hat die Polizei bis Ende August schon 675 Wildunfälle registriert.
Wildschweine richten auf Feldern teils enorme Schäden an
Doch auch Landwirte haben mit der zunehmenden Anzahl von Wildschweinen zu kämpfen. Denn die Tiere richten auf den Feldern teils enorme Schäden an. „Schon im Frühjahr, kurz nach der Aussaat, durchwühlen die Schweine die Felder, so dass die Saat gar nicht erst aufgeht. Und wenn der Mais dann steht, gehen sie in die Felder rein und treten dort alles nieder“, berichtet Stephan Frank aus Quesnitz.
Auf zwanzig seiner insgesamt 240 Hektar großen bewirtschafteten Fläche hat der Landwirt in diesem Jahr Mais angebaut. Doch allein durch die Schwarzkittel gehen ihm dabei auf seinen Feldern bei Meineweh rund zehn Prozent seiner Erträge bei dieser Fruchtart verloren. Das entspricht einer ungefähren Schadenshöhe von rund 4. 000 Euro. Schäden, für die großenteils die Jagdpächter aufkommen müssen. „Doch die Jäger sind überaltert, der Nachwuchs fehlt. Das ist ein echtes Problem“, sagt Stephan Frank.
Jäger sollen Wildschwein-Bestand in Zaum halten
Denn er wie viele Landwirte setzen auf die Zusammenarbeit mit den örtlichen Jägern. Und so werden die bei der Maisernte häufig gerufen, wenn die Bauern wissen, dass sich Schweine im Feld versteckt halten. Dabei sollen die Jäger dafür sorgen, dass sich die Tiere nicht auf die Straßen verirren, aber vor allem geht es darum, den Bestand einzudämmen. „Jüngst bei Romsdorf standen gleich mal zwanzig Tiere im Feld“, berichtet der Osterfelder Jagdpächter Reiner Straube. Gemeinsam mit zwei weiteren Jäger hat er dort einen Ernteeinsatz jagdtechnisch begleitet.
Auch Sven Hornig, Jäger aus Goldschau, kennt solche Einsätze. „Das klappt mit den Landwirten bei uns sehr gut. Anders hätten wir Jäger auch keine Chance, die Bestände im Gleichgewicht zu halten“, sagt der 41-Jährige, der sich gemeinsam mit zwei weiteren Jagdpächtern um die Hege und Pflege des Wildbestandes auf 500 Hektar in der Goldschauer Flur sorgt.
Warum vermehren sich Wildschweine, Rehe und Co. so stark?
Das übermäßige Futterangebot für die Tiere, aber auch der Klimawandel hätten beim Wildbestand manches aus dem Gleichgewicht und vieles durcheinandergebracht, glaubt der Goldschauer, der zudem als Stadtjäger in Zeitz fungiert. Dass jetzt im Herbst beispielsweise Bachen noch Frischlinge hätten, habe es früher auch nicht gegeben, meint er.
Es würden heute viel mehr Tiere überleben, auch durch Naturschutzgebiete wie dem Zeitzer Forst oder den Heideteichen bei Osterfeld, wo sich das Wild ungehindert entwickeln könnte. Irgendwann würden die Tiere dann dorthin gehen, wo das Futterangebot groß ist. „Und weil die Felder oft genug genau an der Straße enden, steht dann plötzlich ein Reh vor dem Fahrzeug“, so Hornig. Zudem nehmen die Schäden in der Land- und Forstwirtschaft zu.
Auch Waschbären und Füchse sind vermehrt unterwegs
Dabei hat Hornig in diesem Jahr kaum mit Wildschweinen zu tun, weil in seinem Areal kein Mais angebaut wurde. In seinem Revier hätten sich vor allem Raubtiere ausgebreitet. In Goldschau beispielsweise sind ihm seit dem 1. April schon 24 Waschbären und neun Füchse in die Falle gegangen.
Fünf Rehe hat er als Unfallwild in seiner Statistik registriert. In Zeitz sind es sogar 52 Waschbären, zudem fünf Marder, zwei Füchse und zwei Dachse. Und selbst hier sind sieben Rehe durch Unfälle getötet worden. „Aber die große Anzahl an Raubwild sorgt wieder dafür, dass die Anzahl an Vögeln und Hasen zurückgeht“, so Hornig. (mz)