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"Wir sind zu alt und zu männlich" "Wir sind zu alt und zu männlich": Welche Parteien im Landkreis Nachwuchssorgen plagen

Von Martin Walter 25.11.2020, 15:00
Ungewisse Zukunft: Vor allem die Linken haben Nachwuchssorgen. Wenn die Alten mal die Mütze an den Nagel hängen - wer folgt dann nach?
Ungewisse Zukunft: Vor allem die Linken haben Nachwuchssorgen. Wenn die Alten mal die Mütze an den Nagel hängen - wer folgt dann nach? dpa

Weissenfels/Zeitz - 2021 steht dem Burgenlandkreis mit der Bundestags-, Landtags- und Landratswahl ein Superwahljahr bevor. Die meisten Parteien haben ihre Kandidaten dafür bereits aufgestellt. Im Weißenfelser Raum schickt die SPD mit dem 33-jährigen Jens Wojtyschak einen jungen Kandidaten in den Bundestagswahlkampf. Und auch für die Landtagswahl gehen für die FDP mit dem 21-jährigen Maximilian Gludau und für die AfD mit dem 28-jährigen Marcus Spiegelberg junge Menschen ins Rennen. Bekommen die Parteien also wieder mehr und vor allem jüngere Mitglieder?

Linke mit größten Verlusten beim Nachwuchs

Nicht überall. Ein klarer Abwärtstrend in Sachen Mitgliederzahlen hat in den vergangenen Jahren die Linke verzeichnet. „In den letzten Monaten haben wir einige neue Mitglieder begrüßen dürfen, dies kompensiert aber nicht die Verluste durch das Versterben“, bedauert Katja Bahlmann, Kreisvorsitzende der Linken.

Ihrer Partei fehle „eine ganze Generation der heute 35- bis 55-Jährigen.“ Das führt sie hauptsächlich auf die Wende zurück, „weil es genau diese Generation war, die den Osten gen Westen verließ.“ Sie vermutet zudem, dass „eine Parteimitgliedschaft nicht mehr so attraktiv erscheint“ und „die Gesellschaft eher politikverdrossen geworden“ ist.

Grünen und AfD im Landkreis verzeichnen Zuwächse

„Wir sind zu alt und zu männlich. Das ist leider ein Schicksal, das wir nicht nur mit anderen Parteien, sondern auch mit Gewerkschaften, Vereinen und Verbänden teilen“, berichtet indes der SPD-Kreisvorsitzende Rüdiger Erben. Doch hat Katja Bahlmann mit ihrer Beobachtung einer möglichen Politikverdrossenheit recht?

Andere Parteien im Landkreis verzeichnen Zuwächse bei den Mitgliederzahlen. Analog zu den Wahlergebnissen der vergangenen Jahre sind insbesondere zwei Parteien diesbezüglich im Aufwind - die AfD und die Grünen. In absoluten Zahlen mögen die Grünen noch immer die wenigsten Parteimitglieder im Burgenlandkreis haben.

Alt-Parteien gewinnen zwar ein wenig dazu, aber verlieren über Jahre

Aber keiner verzeichnete seit 2017 einen so hohen Zuwachs wie sie, nämlich stolze 36 Prozent. Auch der AfD ist es zuletzt gelungen, mehr Menschen für einen Parteibeitritt zu begeistern. Sie verbuchte in fünf Jahren einen Zuwachs von rund 30 Prozent.

Die CDU hat zwar in diesem Jahr wieder einen Zuwachs verzeichnet, doch seit 2017 rund zehn Prozent ihrer Mitglieder eingebüßt. Die SPD hat im selben Zeitraum circa sieben Prozent ihrer Mitglieder verloren. Die stärksten Mitgliederverluste hat aber die Linkspartei mit fast 18 Prozent zu verzeichnen. Die FDP veröffentlichte ihre Mitgliederzahlen erst gar nicht.

AfD und Grüne schauen zufrieden in die Zukunft

Mehr Mitglieder wünschen sich wohl alle Parteien. Auch der CDU-Kreisvorsitzende Dieter Stier würde sich freuen, „wenn sich mehr Leute engagieren würden“. Den Mitgliederschwund der letzten Jahre begründet er mit dem generellen Bevölkerungsrückgang im Kreis. Dass die CDU in diesem Jahr einen Zuwachs erfahren hat, begründet er mit einem nicht unüblichen Sondereffekt vor Wahlen. Da dann das Interesse an Politik wieder steige.

Positiv in die Zukunft schaut der stellvertretende AfD-Kreisvorsitzende Marcus Spiegelberg: „Auch wenn die AfD noch eine recht junge Partei ist, können wir uns über ein gutes Mitgliederwachstum freuen.“ Die Mitglieder würden „inzwischen die Breite der Bevölkerung in den Bereichen Alter, Geschlecht, Beruf, Familienstand und (soziale) Herkunft immer besser“ widerspiegeln. Und auch Torsten Pörnig, Sprecher des Kreisverbands der Grünen, sagt: „Die Altersstruktur entspricht bei uns der Bevölkerungsstruktur des Landkreises.“ (mz)