Werkbahn von Profen Werkbahn von Profen: Die Ader im Tagebau

Profen - Reimund Sterzel kann die Feiertage ganz entspannt genießen. Denn in diesem Jahr kann er Weihnachten und Silvester zu Hause bleiben. Ende Januar ist für den Meister der Tagebautechnologie Schicht im Tagebau. Dann geht der Chef der Instandhaltungstrupps der Werkbahn der Mibrag in den wohl verdienten Ruhestand. René Schlegel wird seine Nachfolge antreten. Er hat im Jahre 2002 bei der Mibrag Mechatroniker gelernt und kam nach Abschluss seiner Lehre zur Betriebsbahn.
Ein Netz von rund 80 Kilometer Schienen gehören zum Tagebau. Hinzu kommen fünf Stellwerke, zwei davon sind ferngesteuert und die anderen drei werden von Menschen betrieben. Dafür, dass hier alles läuft, trug auch Sterzel ein Stück Verantwortung. Insgesamt sorgen rund 85 Mitarbeiter im Schichtbetrieb dafür, dass die Züge rund um die Uhr rollen. Sie arbeiten als Lokführer, Rangierleiter, Stellwerkswärter und eben zehn Leute in der Instandhaltung. Diese warten die Gleise und sorgen für einen reibungslosen Bahnverkehr.
Tagebau Profen: Mehr als 7,4 Millionen Tonnen Rohbraunkohle wurden in diesem Jahr gefördert
Denn mehr als 7,4 Millionen Tonnen Rohbraunkohle wurden in diesem Jahr im Tagebau Profen gefördert. Die Zugverbindungen sind wie die Hauptschlagadern im Tagebau. Ohne sie geht nichts raus. „Auf dem Kohlemisch- und Stapelplatz (KMS) in Profen lagern rund 300.000 Tonnen Rohbraunkohle. Dieser Vorrat reicht für rund zehn Tage“, sagt Joachim Fischer, Leiter der Werksbahn. Über die Schiene werden dann drei Standorte beliefert. Der Erste befindet sich in Wählitz.
Hierher kommt die Kohle für die Kraftwerke Schkopau und Wählitz, letztgenanntes liefert auch die Fernwärme für die Kleinstadt Hohenmölsen. Allein Wählitz braucht rund 1.000 Tonnen Kohle am Tag, dass heißt hier muss spätestens aller acht Stunden ein Zug mit Nachschub aus dem Tagebau anrollen. Die zweite Zugverbindung geht zum Kraftwerk Deuben und in die dortige Staubfabrik, die dritte Verbindung endet in Profen.
Im Tagebau fahren E-Loks, in Profen werden diese gewechselt
Im Tagebau fahren E-Loks, in Profen werden diese gewechselt und von Profen aus fahren Züge in die großen Heizkraftwerke Dessau und Chemnitz. Diese sichern ebenfalls die Fernwärmeversorgung jener Städte. Die Mibrag besitzt 15 eigene umweltfreundliche Elektroloks und auch 50 eigene Waggons. In einer separaten Werkhalle werden diese gewartet. So steht zum Beispiel nach rund 90.000 Kilometern ein kompletter Wechsel der Räder an.
„Der letzte harte Winter war zum Jahreswechsel 2010/11. Da waren die Weichen am Stellwerk 18 von Schnee verweht und wir sind mit einer überdimensionalen Drahtbürste los und haben die Weichen auf einer Länge von 30 Metern frei gekehrt“, erinnert sich Schlegel. In den letzten sechs Jahren hat er in der Silvesternacht die Nachtschicht übernommen. „Nur ein einziges Mal davon habe ich auf der Brücke bei Wählitz ein schönes Feuerwerk erleben können“, sagt Schlegel. Die Weichen sind zwar heute mit elektrischer Heizung ausgerüstet, dennoch sind die Arbeiter in Bereitschaft.
Kohlebahn Profen: 40 und 45 Leute schieben Dienst
„Einmal musste ich auch am Heiligenabend auf Arbeit. Wir wollten gerade zu Hause den Baum aufstellen, da klingelte das Telefon und ich musste los. Es war wieder eine Weiche, die Probleme machte, doch nach vier Stunden war alles vorbei und ich konnte nach Hause“, erinnert sich Sterzel. Prinzipiell sei man bei der Mibrag bemüht, dass am Heiligenabend so viele Beschäftigte wie möglich Zuhause bleiben können. Dennoch müsse die dreischichtige Versorgung mit Kohle rundum die Uhr garantiert sein.
So schieben an einem normalen Tag zwischen 40 und 45 Leute Dienst. In der Heiligenacht sind es 13 Leute. Auch sie haben es ein wenig heimelig. Denn am großen Eingangstor steht ein überdimensionaler Schwibbogen und in jeder Abteilung grüßt ein Tannenbaum. Zudem gibt es Stollen und Süßes vom Betriebsrat. (mz)


