Die Sünder hinterm Steuer Was Autobahnpolizei und Zoll bei der Großkontrolle im Burgenlandkreis alles finden
Die Autobahnpolizei, der Zoll und das Bundesamt für Güterverkehr prüfen Fahrer und Fahrzeuge. Wie das abläuft und welche Verstöße festgestellt werden.
Zorbau/MZ - Der Burgenlandkreis ist zentral in Europa gelegen. Mit den Autobahnen 9 und 38 verlaufen hier für den Personen- und Gütertransport wichtige Routen. Ebenso zahlreich wie die Nationalitäten der Fahrer, die diese passieren, sind die Ordnungswidrigkeiten und Straftaten, die manche von ihnen begehen. Einige davon sind am Donnerstag bei einer Kontrollaktion von Beamten der Autobahnpolizei, des Zolls sowie des Bundesamts für Güterverkehr aufgedeckt worden. Die Quote der Verstöße war dabei enorm hoch.
Die Trefferquote ist aber vor allem deshalb so hoch, da die Beamten schon gezielt mutmaßliche Sünder für die Kontrollen aussuchen. „Oftmals sieht man schon auf den ersten Blick, wenn etwas nicht stimmt. Beispielsweise, wenn die Planen der Lkw Dellen aufweisen oder der Fahrer Schlängellinien fährt“, erklärt Veit Richter, der seit 2008 für die Autobahnpolizei im südlichen Sachsen-Anhalt tätig ist. In solchen Fällen wird die Kelle geschwungen und die Fahrer werden zum Kontrollpunkt - am Donnerstag war es der Zorbauer Autohof - geleitet.
„Da müssen wir mit Herz und Hand vorgehen“
Zu den häufigsten Verstößen zählten Geschwindigkeitsüberschreitungen, das Handy am Ohr und die Überschreitung von Lenkzeiten, die die Beamten aus den Fahrtenschreibern der Lkw auslesen können. Was letzteres anbelangt, zeigt Veit Richter sogar ein wenig Verständnis. Zum einen sei für die Fahrer Zeit Geld. Zum anderen kennen sich die meisten von ihnen nicht in der Region aus und müssten deshalb erst nach passenden Stellplätzen suchen. „Da müssen wir mit Herz und Hand vorgehen“, sagt Veit Richter. Denn Unkenntnis dürfe nicht als Ausrede herhalten, weshalb der 46-Jährige Lkw-Fahrern empfiehlt, sich spätestens eine halbe Stunde vor Ende ihrer Arbeitszeit einen Stellplatz zu suchen.
Doch neben solchen Ordnungswidrigkeiten begehen Fahrer zuweilen auch Straftaten, sind beispielsweise auf Drogen unterwegs oder schmuggeln diese. Deshalb sind bei den Kontrollaktionen häufig auch Drogenspürhunde im Einsatz. So auch am Donnerstag, wo der Zoll mit zwei Hundeführern und ihren Spürnasen vor Ort war. Einer von ihnen ist der fünfjährige Rüde Dasty, der mehrere Lehrgänge absolviert hat und auf das Erkennen aller verbreiteten Drogen trainiert ist.
Standardformulare in diversen Sprachen
Sein hervorragendes Gespür bewies der Vierbeiner bei einem Selbsttest mit dem MZ-Reporter. Ein Zollbeamter versteckte ihm ein Teströhrchen mit der Droge Amphetamin in der Hosentasche. Als sich der Reporter in einer Reihe mit einer rumänischen Reisegruppe aufstellte, schlug Dasty unverzüglich an und stupste mit seiner Nase mehrmals an die Tasche. Prüfung bestanden. Ansonsten hatte der Schäferhund-Mischling an diesem Tag aber nicht viel zu tun. Ein Lkw-Fahrer hatte eine geringe Menge Cannabis dabei, habe dies aber selbst kundgetan, nachdem er nach Drogen gefragt wurde. Er selbst war zu diesem Zeitpunkt nicht auf Drogen, zumindest sei ein Schnelltest negativ ausgefallen.
Bei Lkw-Fahrern aus ganz Europa, wie läuft es da eigentlich mit der Kommunikation? „Wir können Englisch und wir haben fast alle Russisch in der Schule gehabt, was bei den osteuropäischen Fahrern enorm hilft. Außerdem haben wir Standardformulare in diversen Sprachen“, sagt Veit Richter. Auch Dolmetscher könnten schnell hinzugezogen werden. Außerdem gebe es auch immer mehr Polizisten, die ursprünglich aus einem anderen Land kommen und dessen Sprache beherrschen. „Wir sind immer auf der Suche nach solchen Leuten, aber natürlich auch gebürtigen Deutschen“, lädt Veit Richter zu Bewerbungen ein.
Informationen für Interessenten unter www.nachwuchsfahndung.de
Fast die Hälfte wird beanstandet
Am Donnerstagvormittag wurden auf dem Zorbauer Autohof nach Angaben von Autobahnpolizist Veit Richter 17 Fahrzeuge kontrolliert. Dabei wurde gegen einen Fahrer eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz gestellt, da bei ihm Cannabis gefunden wurde. Außerdem wurden 14 weitere Verstöße festgestellt, wobei es sich ausschließlich um überhöhte Geschwindigkeiten und Nichteinhalten der Lenk- und Ruhezeiten gehandelt habe.
Seit Jahresbeginn sind im Rahmen solcher Aktionen im südlichen Sachsen-Anhalt 1.410 Fahrzeuge kontrolliert worden. 690 davon mussten beanstandet werden. In 96 Fällen waren die Mängel oder Verstöße so gravierend, dass die Weiterfahrt untersagt wurde.