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Freizeit Warum in Wittgendorf eine Ratte zehn Cent kostet

Die neue Kegelbahn in Wittgendorf bringt dem Sportverein Eichenkranz eine spürbare Belebung. Welchen Anteil die Gemeinde Schnaudertal daran hat.

Von Matthias Voss Aktualisiert: 16.12.2021, 14:16
Karl Heinz Janzon,  Vereinsvorsitzer des SV Eichenkranz,  freut sich über die neue Technik auf der Kegelbahn in Wittgendorf.
Karl Heinz Janzon, Vereinsvorsitzer des SV Eichenkranz, freut sich über die neue Technik auf der Kegelbahn in Wittgendorf. Foto: René Weimer

Wittgendorf/MZ - Es kann wieder fleißig gekegelt werden in Wittgendorf. Die Bahn in der ehemaligen Gaststätte, die jetzt auch unter anderem den Karnevalsverein und das Gemeindebüro beherbergt, ist wieder voll funktionsfähig. „Anfang des Jahres waren wir nur noch rund zehn Mitglieder. Einfach weil unsere Kegelbahn nicht mehr funktionierte“, erinnert sich Karl-Heinz Janzon, Vorsitzender des Sportvereins Eichenkranz Wittgendorf. Aber mittlerweile hat sich die Zahl wieder verdoppelt. Grund ist die neue Anlage, die mit sehr viel Eigenleistung einiger Mitglieder im Sommer eingebaut werden konnte. Im November wurde sie feierlich mit zünftigen Schlachteplatten eingeweiht.

„Die Kegel stellten sich teilweise nicht mehr auf und die Anzeige funktionierte nicht mehr. Die Bahn war einfach alt und verbraucht“, erinnert sich Janzon. Als man bei der Leipziger Spezialfirma Ahlborn nach ein paar Dioden zur Ausbesserung nachfragte, gab es stattdessen ein Angebot über eine gebrauchte, aber überholte und voll funktionsfähige Kegelbahn. Die sollte inklusive Einbau auch nur 5.000 Euro kosten.

Da so eine Summe für den Verein aber trotzdem nicht zu stemmen war, fragte man bei Bürgermeister Hans-Hubert Schulze nach. Der war selber von 1987 bis 2005 Vereinsvorsitzender und musste nicht lange gebeten werden. „Mit einer Eilentscheidung habe ich bei diesem Angebot der Leipziger Firma zugegriffen, damit die Menschen in der Gemeinde weiterhin eine schöne Freizeitmöglichkeit haben“, so Schulze. Der Gemeinderat stand später geschlossen hinter ihm.

„Die Zahl der Mitglieder hat sich verdoppelt.“

Karl-Heinz Janzon, Vereinsvorsitzender

Neben der technischen Anlage sollte die Bahn aber auch optisch verschönert werden. Das besorgten die Mitglieder. „Wir haben uns unzählige Stunden ab März immer wieder getroffen und hatten drei Monate später eine schöne neue Anlage“, freut sich Karl-Heinz Janzon noch heute über das ehrenamtliche Engagement. So wurden die Wände und Decke gemalert, eine neue Vertäfelung angebracht, sich teilweise um die Elektrik gekümmert und ein neuer Parkettboden im Aufenthaltsraum gelegt.

„Alte und neue Vereinsmitglieder nutzen die Kegelbahn jetzt wieder genauso rege wie Familien oder Freundesgruppen, an die wir sie vermieten. Wir haben schon viele Anfragen für nächstes Jahr“, sagt der Vereinsvorsitzende. Der Freitagabend aber ist dem Sportverein Eichenkranz vorbehalten. Ab 18 Uhr werden die Kugeln geschoben. „Wir haben Mitglieder von Mitte 30 bis 87. Die letztgenannte ältere Frau aus Dragsdorf ist so aktiv dabei, dass sie sich auch schon mal den Schlüssel für eine Extra-Trainingseinheit geholt hat und die fünf Kilo schwere Männerkugel benutzt“, erzählt Janzon.

Neben der Technik ist auch die Anlage  verschönert worden.
Neben der Technik ist auch die Anlage verschönert worden.
Foto: René Weimer

Am Liga-Spielbetrieb nehmen die Wittgendorfer aber nicht teil. Drei-, viermal im Jahr besucht man andere Kegelbahnen oder geht auch mal zum Bowling. Und im Herbst gibt es die Vereinsmeisterschaft. „Die Gemeinschaft, auch bei einem Gläschen Bier oder Wein, ist uns sehr wichtig. Genauso wie der Spaß an unserem Hobby“, sagt Janzon. Wer eine Ratte wirft, also die Seitenbanden trifft, muss zehn Cent in die Vereinskasse zahlen, alle Neune kosten sogar 25 Cent. „Und wer auf genau 111 Punkte kommt, muss eine Runde geben“, so der gebürtige Wittgendorfer, der noch ganz in der Nähe wohnt.

Wer das erleben möchte, sei herzlich eingeladen, mal nach Wittgendorf zu kommen. Jeder sei gerngesehen, egal welchen Alters.