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Wahlforum in Hohenmölsen Wahlforum in Hohenmölsen: Nur zwei von drei Kandidaten diskutieren

Von Petra Wozny 09.03.2018, 14:00
Andy Haugk (l.) und  Annett König (r.) beim Wahlforum in Hohenmölsen.
Andy Haugk (l.) und  Annett König (r.) beim Wahlforum in Hohenmölsen. Peter Lisker

Hohenmölsen - Schulterzucken bei den Bürgern. Zum Wahlforum am Mittwochabend kamen von den drei angekündigten Bewerbern für das Bürgermeisteramt nur zwei ins Bürgerhaus von Hohenmölsen. Dann der nächste Reinfall.

Gabriele Haubenreißer, Chefin des Gebäudes, hatte am Mittwoch rund 300 Stühle in den großen Saal bringen lassen. Etwa 135 waren schließlich 18 Uhr besetzt. „Ich verstehe das nicht. Es geht doch schließlich um den Bürgermeister, der die Geschicke der Kommune für die nächsten sieben Jahre lenken wird“, meinte Haubenreißer enttäuscht.

Um das Amt des Bürgermeisters bewerben sich Amtsinhaber Andy Haugk (parteilos), Annett König (CDU) und Einzelkandidat Silvio Gillert, der sich krank gemeldet hatte.

Wahlforum in Hohenmölsen mit Applaus und Buhrufen

Annett König und Andy Haugk zeigten sich moderat. Während König in einem Rundumschlag ihr gesamtes Wahlprogramm vorstellte, zündete ihr Kontrahent Haugk ein Feuerwerk. Ein umgesetztes Projekt nach dem anderen führte er auf. Das Publikum reagierte aufgeschlossen, sparte nicht an Applaus für beide und reagierte nur einmal mit lautem Murren und Buh-Rufen, als Annett König zum wiederholten Mal auf die Abwasserproblematik zurückkam.

Wahlforum in Hohenmölsen: Streit um zweite Gebührensatzung

Unter Andy Haugk war 2015 eine neue Satzung verabschiedet worden. Dieser habe es überhaupt nicht bedurft, so König. Die Bürger sollten ein zweites Mal zur Kasse gebeten werden. Unkommentiert wollte das Haugk so nicht stehen lassen. Hier grätschte er in die Diskussion. „Es ist nicht in Ordnung, wenn mit den Sorgen und Nöten der Bürger gespielt wird. Richtig ist, dass es eine ungültige Satzung gab. Und richtig ist auch, dass die neue Satzung zu einer Erhöhung der Beiträge geführt hat. Ich habe mich auch dank der Unterstützung vieler Bürger für eine Aussetzung eingesetzt. Das hat mir Rückhalt in der Arbeit gegeben. Wir hoffen nun auf eine positive gerichtliche Entscheidung,“ sagte Haugk.

Das Publikum fühlte den Kandidaten weiter auf den Zahn. Jochen Flieger, Bürger von Hohenmölsen und Mitglied im Verein „Drei Türme“, wandte sich mit seiner Frage speziell an Annett König. „Was wird Sie von unserem jetzigen Bürgermeister Andy Haugk unterscheiden?“ „Mein Charakter und meine sicher andere Herangehensweise an die Dinge“, so die Angesprochene.

Wahlforum in Hohenmölsen: Was ist mit dem Millionen-Loch im Haushalt?

In eine ganz andere Richtung zielte die Frage von Stadtrat Jan Förster. Ihm schien die Bilanz, die Noch-Bürgermeister Andy Haugk vor dem Hintergrund eines unausgeglichenen Haushaltes gezogen hatte, zu positiv. Immerhin klafft dort ein Loch von 1,1 Millionen Euro.

„Super, was hier so alles passiert ist. Doch wie geht der Bürgermeister mit dem Minus um?“, fragte Förster. Es sei nicht der erste Haushalt in der Legislatur, der ein Minus aufweise, erläuterte der Bürgermeister. Nicht von der Hand zu weisen sei, dass die Zuweisungen durch Land und Bund immer geringer würden. Doch durch kluge Konsolidierungskonzepte musste der Rotstift nie an den freiwilligen Aufgaben der Verwaltung angesetzt werden.

Mehr noch: Die Verschuldung der Bürger sei in den vergangenen sieben Jahren von 280 Euro auf 180 Euro gesunken. „In Arbeit ist jetzt das Aufstellen einer Prioritätenliste. Diese Idee kam von Ihnen, Herr Förster,“ entgegnete Andy Haugk.

Stadtrat Jens Neumann hakte noch einmal nach. Die Vereine müssen seit Januar anteilig Kosten bei der Nutzung von Sportstätten tragen. Wohin fließt dieses Geld, wollte er wissen. Haugk: „Damit werden keine Haushaltslöcher gestopft, es kommt den Vereinen wieder zugute.“

Wahlforum in Hohenmölsen: Wie umgehen mit dem Braunkohle-Ausstieg?

Cristine Frick stieß mit ihrer Frage die Tür zu einem weitreichenden Themenfeld auf: Welche Visionen habe beide für die Zukunft der Einheitsgemeinde? Annett König wie Andy Haugk zeigten sich sachkundig betreffend der anstehenden Veränderungen, die ein Ende der Braunkohle für die Region bedeuten wird.

Annett König lenkte den Blick auf die Ansiedlung von noch mehr Wirtschaft und Gewerbe, um Arbeitsplätze für die Jugend zu schaffen. Haugk arbeitet jetzt in verschiedenen Arbeitsgruppen mit, um einen geordneten Ausstieg aus der Kohle zu organisieren.

Mit der Anbindung an die A38, bei der die Kommune als Bauherr agiert, sieht er für Pendler nach Halle, Leipzig oder Gera weitaus bessere Bedingungen als heute. Moderator der Veranstaltung, Johannes Kunze, forderte beide Redner abschließend zu einem Schlusswort auf. Annett König: „Lasst uns die Segel so setzen, dass sich alle recht wohlfühlen.“ Andy Haugk: „Das Schiff ist in voller Fahrt. Der Kapitän hat eine gute Mannschaft.“ (mz)