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Verdienstkreuz für Karl Büchsenschütz Verdienstkreuz für Karl Büchsenschütz: Zeit der beflügelten Ideen

Von Franziska Fiedler 10.12.2018, 08:41
13 Jahre Schulpforte, 13 Jahre Welterbe: Karl Büchsenschütz aus Großjena wurde von der Bundesregierung für sein Engagement mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
13 Jahre Schulpforte, 13 Jahre Welterbe: Karl Büchsenschütz aus Großjena wurde von der Bundesregierung für sein Engagement mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Franziska Fiedler

Großjena - Damit hätte er wohl nicht gerechnet. Aber wer rechnet auch mit so etwas? Nun ist es eben doch passiert. Karl Büchsenschütz wurde mit dem Verdienstkreuz am Bande geehrt und zwar „für seine herausragenden Verdienste um die Landesschule Pforta und die kulturelle Entwicklung im Burgenlandkreis“. Nach eingehender Prüfung entschied der 76-Jährige, die Auszeichnung anzunehmen. Nicht so sehr für sich, sondern viel mehr für all diejenigen, die ihm auf seinem Weg begleiteten und viel persönlichen Einsatz zeigten, damit sich einerseits die Landesschule Pforta so gut entwickeln und andrerseits der Naumburger Dom ins Welterbe der Unesco aufgenommen werden konnte. Dementsprechend wählte Büchsenschütz 15 Personen aus, die ihn zur Verleihung des Ordens in die Staatskanzlei in Magdeburg begleiteten.

Büchsenschütz hat Deutsch, Geschichte und Politik für das Lehramt studiert. Im Rahmen eines Lehreraustausches kam er Anfang der 1990er erstmals nach Naumburg. Er besichtigte unter anderem das berühmte Internat: „Ich hätte nicht gedacht, dass Schulpforte lebendig ist.“ Er war damals Schulleiter an der Europaschule Viernheim in Südhessen, als in Schulpforte dringend ein neuer Schulleiter gesucht wurde. Büchsenschütz war einer von vier gehandelten Kandidaten. Am 1. September 1992 trat er seine neue Stellung an.

Vieles war damals im Wandel. Ein großer Teil des Lehrerkollegiums wurde entlassen und durch Lehrer aus Westdeutschland ersetzt. Das neue Kollegium war im Durchschnitt 30 Jahre alt und hatte keine Internatserfahrung, wie sich Büchsenschütz erinnert. Auch er benötigte einige Zeit, um sich einzuleben. Reibungen und Konflikte mit Kollegen blieben nicht aus. Er hatte sich vorgenommen, die Schule von innen heraus zu entwickeln: „Die Schule hatte großes Potenzial.“ Eine Herausforderung war es, geeignete Lehrkräfte zu finden, viele sahen sich mit der Aufgabe überfordert. Nicht zuletzt sollten sich die Schüler wohlfühlen und ihre Fähigkeiten und Talente entfalten.

Begeistert war Büchsenschütz von der musikalischen Qualität der Schule. Das wollte er unbedingt beibehalten: „Ich ging aus Leidenschaft zu jeder Musikaufführung.“ Die Schüler hatten viele Möglichkeiten sich auszuprobieren. Sie haben den Ort in jeder Hinsicht unglaublich genutzt, so der ehemalige Schulleiter weiter.

Auch die Renovierung der alten historischen Gebäude setzte Büchsenschütz auf seine Agenda. Neue Ministerpräsidenten etwa wurden bei Besuchen regelmäßig zu den heruntergekommenen Sanitäranlagen geführt. Um an Geld für die Instandsetzung zu kommen, scheute der Schulleiter auch nicht davor zurück, Filmprojekte in Pforta zuzulassen. Selbst ein Pferd in der Kirche und ein Pentagramm im geweihten Haus ließ er durchgehen, was einigen Schülern wiederum Sorgen bereitete, die sich damit in einem Leserbrief an die Zeitung wandten.

2005 ging der Schulleiter in den vermeintlichen Ruhestand. Noch während seiner Verabschiedung kamen Georg Graf von Zech und Holger Kunde von den Vereinigten Domstiftern auf ihn zu. Bei einem Essen verkündeten sie, dass sie vorhätten, den Naumburger Dom zum Weltkulturerbe zu machen. Büchsenschütz ließ sich auf das Projekt ein. Drei Jahre wurde geprüft und herausgearbeitet, was den Dom besonders macht. „In den ersten Jahren wurde wichtige Vorarbeit geleistet, Experten lieferten wunderbare Belege“, so Büchsenschütz. 2008 wurde schließlich der Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut gegründet. Büchsenschütz wurde koordinierender Leiter der Arbeitsgruppe. „Auch die Regionalpolitiker haben sich dahintergeklemmt. Roland Thrän wurde Geschäftsführer, er war der ruhende Pol, bei dem die Fäden zusammenliefen“, betont der Großjenaer. Es sei eine wunderbare Zusammenarbeit gewesen, die die Ideen beflügelte.

2014 wurde dann der erste Antrag mit vier Dokumentarbänden eingereicht, die jetzt auch in den Druck gehen werden. 2017 ein erneuter Versuch. „Die Gruppe erreichte bei der Sitzung in Krakau, dass der Dom gelistet werden würde. Damit hatten wir einen Fuß in der Tür, auch wenn es weniger war, als wir wollten“, so Büchsenschütz. Während der gesamten Zeit blieb man weiterhin in Kontakt mit Icomos und der Unesco, prüfte die Argumente, verfasste Gegenargumente. „Am Tag der Entscheidung habe ich mich zurückgezogen und etwas gearbeitet. Später ging ich in den Garten, da rief mir meinen Nachbar zu: ’Wir haben’s geschafft!’“

Der Rest ist Geschichte. 13 Jahre Schulpforte, 13 Jahre Welterbe. Karl Büchsenschütz schaut auf ein erfülltes Arbeitsleben zurück. Die Bundesregierung ehrte nun seine Anstrengungen mit einem Orden, und er weiß, dieser ist der Verdienst vieler Frauen und Männer.

An der Seite von Roland Thrän (l.) und Holger Kunde (r.) setzte sich Karl Büchsenschütz für den Unesco-Welterbeantrag ein.
An der Seite von Roland Thrän (l.) und Holger Kunde (r.) setzte sich Karl Büchsenschütz für den Unesco-Welterbeantrag ein.
Archiv (Torsten Biel)