Tote und ausgesetzte Säuglinge Tote und ausgesetzte Säuglinge: Fehlt eine Babyklappe im Burgenlandkreis?

Zeitz - Zwei tot gefundene Babys 2017 und 2008, zwei ausgesetzte Babys 2007 und 2008. Schreckliche Fälle, die in Zeitz und in Weißenfels geschehen sind. Da stellt sich die Frage: Braucht der Burgenlandkreis eine Babyklappe? Die Zeitzer Hebamme Gabriele Knobloch sagt ja, „schaden könnte eine Babyklappe auf keinen Fall“. Sie wisse, dass nicht jede werdende Mutter in der Region in einem sozial behüteten Umfeld lebe. Es gebe sicher einige, die in Not geraten, sagt sie.
Dennoch, dass der Burgenlandkreis nun sehr schnell eine Babyklappe bekommt, ist eher unwahrscheinlich - die Einrichtung allerdings nicht unmöglich. Zwar lehnt das Weißenfelser Asklepiusklinikum die Einrichtung ab, im Klinikum Burgenlandkreis mit seinen Standorten in Zeitz und Naumburg gibt es aber eine andere Position.
Klinikum Burgenlandkreis: Im Moment ist eine Babyklappe bei uns noch kein Thema
„Im Moment ist eine Babyklappe bei uns noch kein Thema, wenn jedoch die Zahl der ausgesetzten Neugeborenen in der Region steigen würde, könnte sich diese Situation aber sicher noch ändern“, sagt Marika Hesse, Sprecherin des Klinikums Burgenlandkreis auf Anfrage. Allerdings müsste dann zunächst noch geklärt werden, ob die Kliniken hier in der Region überhaupt über die räumlichen Voraussetzungen verfügen, um eine anonyme Abgabe von Babys zu ermöglichen.
„Gerade im Naumburger Klinikum stelle ich mir eine Babyklappe recht schwierig vor, da das Gebäude recht zentral liegt und die Anonymität dadurch weniger gegeben wäre“, sagt Hesse. Das Zeitzer Agricolaklinikum würde da schon weniger zentral und somit günstiger liegen, so Hesse. Das heiße aber nicht, dass es ein bevorzugter möglicher Standort wäre.
Mitarbeiter müssen die Klappen rund um die Uhr im Blick haben
„Sollte es einmal zu einer Entscheidung pro Babyklappe kommen, müssten auf jeden Fall die Bedingungen für beide Standorte geprüft und bewertet werden“, so die Kliniksprecherin. Zudem müsste sichergestellt sein, dass Mitarbeiter die Klappen rund um die Uhr im Blick haben. Nicht um Mütter zu beobachten, die ihre Kinder ablegen, sondern um zu gewährleisten, dass Kinder sehr schnell von der Klappe aus in die Obhut des Klinikums genommen werden.
Mai 2007: Auf der Treppe der katholischen Kirche in Weißenfels wird ein kleines Mädchen abgelegt. Die Mutter klingelt noch beim Pfarrer und verschwindet.
Juni 2008: An einem Trampelpfad im Fockendorfer Grund in Zeitz wird die Leiche eines toten Säuglings entdeckt. Fest steht, dass das Kind nach seiner Geburt gelebt hat. Der kleine Junge ist vermutlich erschlagen worden.
August 2008: Im ehemaligen Pförtnerhaus des Weißenfelser Krankenhauses wird ein abgelegter Säugling entdeckt.
April 2017:Auf einem Grundstück in Weißenfels wird ein totes Baby gefunden. Der kleine Körper weist Spuren massiver Gewalteinwirkung auf.
Die ablehnende Haltung des Weißenfelser Asklepiusklinikums wird wie folgt begründet: „Beim Thema Babyklappe folgen wir daher der Empfehlung des deutschen Ethikrates, der sich 2009 in einer Stellungnahme klar gegen Angebote anonymer Kindesabgaben ausgesprochen hat“, so die Klinik. Das Krankenhaus teilt die Auffassung des Ethikrates, derzufolge mit dem Angebot einer Babyklappe das „Recht des Kindes auf seine Herkunft und auf Beziehung zu seinen Eltern“ verletzt wird.
In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit vier Babyklappen
Im Land Sachsen-Anhalt gibt es derzeit vier Babyklappen. Sie befinden sich im St. Marienstift Magdeburg, in der Frauenklinik Dessau, im Elisabeth-Krankenhaus Halle und im Gesundheitszentrum in Bitterfeld-Wolfen. Nach Angaben des Landesverwaltungsamtes (LVA) sind im Land seit 2001 insgesamt 33 Kinder aus Babyklappen in die Adoptionsvermittlung übergeben worden.
Eine staatliche Unterstützung gibt es für die Einrichtung von Babyklappen laut LVA nicht. Es handle sich um ein rechtswidriges, aber geduldetes Angebot. Nach Angaben des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt wurden 2015 und 2016 keine Kinder Opfer von Aussetzungen. Anders in den Jahren 2013 und 2014. Da wurden laut LKA jeweils zwei Kinder von ihren Eltern in Sachsen-Anhalt ausgesetzt. (mz)