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Suche nach Schuldigen  Suche nach Schuldigen : Trocknet der Mondsee aus?

Von Tobias Schlegel 30.08.2019, 05:00
Ein Bild der Rutsche vom Juni 2019: Der Wasserstand ist so weit zurückgegangen, dass die Rutsche seit einem Jahr gesperrt ist.
Ein Bild der Rutsche vom Juni 2019: Der Wasserstand ist so weit zurückgegangen, dass die Rutsche seit einem Jahr gesperrt ist. Peter Lisker

Hohenmölsen - Trägt die Mibrag eine Mitschuld daran, dass der Mondsee immer mehr Wasser verliert? Torsten Fulczynski hat genau diese Vermutung. Er sitzt für die SPD im Stadtrat von Hohenmölsen und ist Zweiter Vorsitzender des örtlichen Angelvereins, der sich intensiv um die Pflege des Gewässers kümmert. Fulczynski hält es für möglich, dass Arbeiten im Tagebau Profen in dem ehemaligen Ort Domsen etwas mit dem Wasserverlust in dem See zu tun haben.

Denn in dem Tagebau werde in das Grundwasser eingegriffen. Dieses werde laut Fulczynski abgepumpt, um den Tagebau trockenzulegen und so die Braunkohle zu fördern. „Dafür werden Tiefbrunnen gebohrt, die das Grundwasser absaugen, wie eine Art Staubsauger“, so Fulczynski, der vermutet, dass dabei Wasser des Mondsees abgesaugt wird.

Mibrag weist Vorwürfe zurück

Pumpt die Mibrag sozusagen den Mondsee leer? Das Unternehmen sagt Nein: „Es besteht kein Zusammenhang zwischen dem aktiven Bergbau im Tagebau Profen und der Senkung des Wasserspiegels im Mondsee. Vielmehr haben die unterschiedlichen Niederschlagsmengen Einfluss auf die Wasserstände in dem See“, erklärt Mibrag-Sprecher Maik Simon. In dem Tagebau kommen Filterbrunnen zum Einsatz, die den Grundwasserspiegel senken, um die Standsicherheit der Böschungen der Baugrube zu gewährleisten. Diese Maßnahme habe jedoch keine Auswirkungen auf den Mondsee.

Den geringen Wasserstand beklagt indes auch der Vorsitzende des Angelvereins, Andreas Öttel. „Der Mondsee verliert so viel Wasser, das kann nicht nur mit der Verdunstung aufgrund der Trockenheit zusammenhängen“, glaubt er. Dass die Brunnen des Tagebaus in Domsen damit etwas zu tun haben sollen, will er nicht ausschließen, obwohl sich gute sechs Kilometer zwischen dem See und dem Tagebau befinden „Das Wasser findet immer seinen Weg“, so Öttel.

Angler sind in Sorge wegen des geringen Wasserstandes

Die Angler sind in Sorge wegen des geringen Wasserstandes. Bei der jüngsten Stadtratssitzung sprach Fulczynski davon, dass es in zwei Jahren womöglich keinen See mehr geben könnte. Und: Der Fischbestand sei in Gefahr: „Der Mondsee ist recht flach und je flacher er wird, desto schneller erwärmt sich das Wasser. Die Wärme entzieht dem Gewässer Sauerstoff und das ist Gift für die Fische“, ergänzt Fulczynski gegenüber der MZ.

Deshalb fordert er, dass schnellstmöglich eine Versammlung des Betreibers, dem Zweckverband Erholungspark Mondsee, einberufen wird, um über das Problem zu beratschlagen. In diesem Gremium sitzen auch die Mibrag und die Stadt Hohenmölsen. „Schon im vergangenen Jahr konnte man beobachten, dass das Wasser immer mehr zurückgeht. Man erfährt aber zu wenig von der Stadt darüber“, sagt Fulczynski. Speziell erhoffe er sich konkrete Aussagen über Möglichkeiten, wie neues Wasser in den See gelangen kann, wie lange das dauert und vor allem: Wie die Maßnahme bezahlt werden soll.

Haugk weist Kritik zurück

Der Darstellung Fulczynskis widerspricht die Stadt Hohenmölsen vehement: Man befasse sich intensiv mit dem Thema, ist von Bürgermeister Andy Haugk (parteilos) zu hören. Es gibt seit längerem Pläne, in einer Tiefe von über 100 Metern nach Brunnen zu bohren, um neues Wasser zu fördern. „Aber allein schon ein Genehmigungsverfahren dafür umfasst zwölf Monate. Und wir wissen noch nicht mal, ob das überhaupt die wirtschaftlich sinnvollste Variante ist“, so Haugk auf MZ-Nachfrage.

Gerade Geld spielt bei dieser Maßnahme eine Hauptrolle. Der Bürgermeister spricht von einem sechsstelligen Betrag, der allein ein solcher Tiefbrunnen kosten würde. Dazu kommt: Der Verband lebt von Zuschüssen - auch von der Stadt Hohenmölsen, die sich in der Haushaltskonsolidierung befindet. „Wir müssen erstmal schauen, was das alles für uns bedeutet und auch der Stadtrat müsste der Maßnahme erstmal zustimmen“, so Haugk.

Fulczynski geht das alles aber nicht schnell genug. Er ist als Stadtrat ebenfalls Mitglied des Zweckverbandes und hat in dieser Funktion eine Versammlung für Ende September einberufen. (mz)

Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 2012, als die Rutsche am Mondsee noch in Betrieb war. Der Auslauf der Rutsche ragte in den See hinein.
Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 2012, als die Rutsche am Mondsee noch in Betrieb war. Der Auslauf der Rutsche ragte in den See hinein.
Peter Lisker