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Stauffenbergs Enkel Stauffenbergs Enkel: Was macht der Nachfahre des Hitler-Attentäters in Hohenmölsen?

Von Tobias Schlegel 13.09.2019, 14:00
Claus Schenk Graf von Stauffenberg (links) besichtigt die Ausstellung über das Hitler-Attentat seines Großvaters im Jahr 1944. 22 Infotafeln über die Geschehnisse von damals waren bis Anfang der Woche in der Hohenmölsener Stadtkirche ausgestellt, auf Initiative von Oberst Hans Reimer (Mitte).
Claus Schenk Graf von Stauffenberg (links) besichtigt die Ausstellung über das Hitler-Attentat seines Großvaters im Jahr 1944. 22 Infotafeln über die Geschehnisse von damals waren bis Anfang der Woche in der Hohenmölsener Stadtkirche ausgestellt, auf Initiative von Oberst Hans Reimer (Mitte). Bundeswehr

Hohenmölsen - Für einen der insgesamt 500 Besucher muss sich die Ausstellung über das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 noch mal ganz anders angefühlt haben: Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Er ist der Enkel des gleichnamigen Offiziers und Widerstandskämpfers, der am 20. Juli 1944 ein Attentat auf Adolf Hitler verübte und damit in die Geschichte einging.

Der 60-Jährige besuchte in der vergangenen Woche die Stadtkirche von Hohenmölsen, in der bis vor kurzem 22 Schautafeln ausgestellt waren, die den Verlauf, die Akteure, die Folgen und das Andenken des 20. Juli 1944 darstellen.

Kontakte nach Weißenfels

Die Ausstellung geschah auf Initiative der evangelischen Kirche und des Sanitätsdiensts der Weißenfelser Bundeswehr. So wurde von Stauffenberg auf die Ausstellung über seinen Großvater aufmerksam. Denn der Reserveoffizier ist mit Bruno Most befreundet, dem stellvertretenden Kommandeur im Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung der Kaserne in Weißenfels.

Von Stauffenberg wurde in Bamberg geboren und wohnt heute in Erlangen. Sein Vater Berthold war der älteste Sohn des Widerstandskämpfers Claus Schenk Graf von Stauffenberg. „Ich bin mit der Geschichte meines Großvaters aufgewachsen und kannte noch die Menschen, die diese Zeit um 1944 mitgemacht und den Krieg überlebt haben. Das war sehr bewegend“, sagt der Enkel im Gespräch mit der MZ.

„Er wollte gerade Brötchen holen, als ich ihm von der Ausstellung erzählt habe“

Die Ausstellung über seinen Großvater ist vom Militärhistorischen Museum in Dresden ins Leben gerufen worden. Oberst Hans Reimer, der einst Kommandeur der Garnison in Hohenmölsen war und nun in Weißenfels stationiert ist, hat die Ausstellung als erstes nach Hohenmölsen gebracht. Der Hohenmölsener kümmert sich um die Pflege des Kriegerdenkmals vor der Stadtkirche. Dort traf er eines Tages auf Pfarrer Johannes Rohr. „Er wollte gerade Brötchen holen, als ich ihm von der Ausstellung erzählt habe“, sagt Reimer.

Das Attentat vom 20. Juli 1944 war das letzte von 15 Attentaten, die auf Adolf Hitler seit 1939 verübt worden waren - und es ist wohl auch das bekannteste. Der Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg deponierte dabei eine Bombe im Führerhauptquartier Wolfsschanze, die während einer Besprechung Hitlers mit Generälen explodierte. Vier Menschen starben dabei - Hitler zog sich nur leichte Verletzungen zu. Der Umsturzversuch der Widerstandsgruppe, die vor allem aus Adeligen und Angehörigen der Wehrmacht bestand, scheiterte. Über 200 von ihnen wurden hingerichtet, auch Hauptakteur Stauffenberg.

Er sieht in der Schau einen Beitrag zur Erinnerungskultur. Deshalb soll sie auch fortgesetzt werden - an anderen Orten. Das Museum in Lützen sei eine Option als kommender Ausstellungsort, genauso wie das Goethegymnasium in Weißenfels. „Es gibt ein paar Ideen“, so Reimer, der sich sehr über den Besuch des Stauffenberg-Enkels gefreut hat. „Sowas passiert ja nicht alle Tage“, sagt der 59-Jährige.

Beeindruckt vom Großvater

Von Stauffenberg selbst habe die Ausstellung gut gefallen, sie sei sehr professionell inszeniert worden. „Man bekommt in wenigen Bildern gute Einblicke in den Komplex“, sagt er. Und dies sei auch wichtig, gerade in einer Zeit „wo sehr vieles von damals in Vergessenheit geraten ist. Es ist gut und wichtig, gerade die jüngere Generation auf diese Thematik hinzuweisen“, unterstreicht von Stauffenberg die Bedeutung der Ausstellung.

Als Enkel des Anführers des Komplotts gegen Hitler habe er sich in der Vergangenheit intensiv mit den Geschehnissen des 20. Juli 1944 befasst. „Den Widerstandskämpfern war bewusst, dass sie mit dem Staatsstreich keine Chance haben werden“, sagt der Erlanger. „Dass sie den Umsturzversuch trotzdem gewagt haben, ist sehr beeindruckend“, so der Stauffenberg-Enkel, der sich, anders als ein Vater und Großvater, gegen eine berufliche Laufbahn beim Militär entschieden hat und stattdessen im Medizinbereich von Siemens gearbeitet hat. (mz)