Schloss Baumersroda Schloss Baumersroda: Vom Schloss in die Stadt

Naumburg/Baumersroda - Sie sind umgezogen. Vom Dorf in die Stadt. Vom Schloss Baumersroda in eine Mietwohnung. Garnet Meiß und Marschel Schöne sind mit ihren beiden Töchtern Emma (17) und Luna Calpaldi (10) in Naumburg angekommen, einen Steinwurf vom Dom entfernt. „Wir sind mit dieser Lösung zufrieden und stellen unsere Weichen neu“, sagt der 40-jährige Kriminologe, der derzeit an der Fachhochschule Güstrow eine Professur innehat und künftige Polizisten unterrichtet.
Haus mit Kultur gefüllt
Knapp sieben Jahre haben sie auf dem Anwesen in Baumersroda in der Gemeinde Gleina gewohnt und es auch mit Leben gefüllt (wir berichteten mehrfach). Mit verschiedenen Veranstaltungen - vom Tango-Ball bis hin zum Stummfilmkino. Bands probten oder drehten Videos. In einem Beitrag für das aktuelle Saale-Unstrut-Jahrbuch benennt das Paar die kammermusikalische Uraufführung der „Serenata b“ des Komponisten Michael Vogt als Vertonung Schönes Dissertation als „kurioseste“ Veranstaltung. Doch auch ein Diskussionsabend zur Flüchtlingskrise im Herbst 2015 habe ihnen schließlich gezeigt, dass das dörfliche, teils auch idyllische Leben für sie mitunter auch Grenzen hat und Einwoner Ansichten offenbarten, die sie entsetzen. „Das Klima wurde merklich kühler. Wir lebten wie auf einer Insel“, sagte Schöne der gebürtige Hallenser, im Rückblick; auch er ein Kunst- und Kulturmensch wie seine Frau, die aus Münster stammend seit 2011 an der Salztorschule Naumburg als Kunstpädagogin wirkt, neben Kunst die Fächer Englisch und Sachkunde unterrichtet. Beide haben sich unter anderem in die Sonderausstellung „Naumburg und die Düsseldorfer Malerschule“ eingebracht. Sie mit einem kunstpädagogischen Konzept, er mit der Klang-Text-Collage „Ab-Grund“, die in zwei Räumen des ehemaligen Schwurgerichts installiert war und von den Schauspielern Rolf Hoppe und Holger Vandrich eingesprochen wurde.
Kauf in Naumburg scheitert
Marschel Schöne und Garnet Meiß finden sich nun mittendrin in der Naumburger Kultur- und Kunstszene und haben die Fühler ausgestreckt, Freundschaften geschlossen. Theaterintendant Stefan Neugebauer samt Familie ist ihr Nachbar. „Die Dichte an Kulturschaffenden ist für diese eher kleine Stadt schon erstaunlich“, bemerkt die 39-jährige Kunstpädagogin. Ein Ärgernis gibt es in dieser Lebenswende indes doch. Das Paar hatte geplant, das Haus Domplatz 5 sowie ein Gartenhaus im hinteren Areal von den Vereinigten Domstiftern zu erwerben. Ein Jahr standen sie in Verhandlungen, seien positive Signale gesendet worden, so Schöne. „Doch nach einer Klausursitzung haben sich die Domstifter entschieden, das Haus nicht an uns zu veräußern.“ Eine Anfrage von Tageblatt/MZ nach dem Grund und auch auf die Frage, welche weiteren Gebäude in Naumburg zum Verkauf stehen, blieb seitens der Domstifter unbeantwortet.
Ihrem einstigen Zuhause, das sie einst nach einem Besuch des Gleinaer Weingutes Böhme und Töchter entdeckt hatten, wünschen sie eine gute Zukunft. „Wir hoffen, dass dieses für das Dorf prägende Ensemble in gute Hände kommt und wieder mit Leben gefüllt wird“, betont Schöne.
Bereits Interessenten für Anwesen
Der Naumburger Immobilienmakler Tobias Miersch ist von den Neu-Naumburgern beauftragt worden, das Objekt zu veräußern. Der Kaufpreis: 445 000 Euro. Laut Miersch und Schöne gebe es bereits einige Interessenten. Gleinas Bürgermeister Gerd Blankenburg glaubt indes, dass diese Summe zu hoch sei. Die Gemeinde hatte das Anwesen damals für 50 000 Euro verkauft (Tageblatt/MZ berichtete). Den nun höheren Preis erklärt das Besitzer-Paar mit den hohen Investitionen für Sanierungs- und Rekonstruktionsarbeiten. Beide hatten einst anderthalb Jahre um das Schloss verhandelt und im Vorfeld bereits die vorpommerschen Herrenhäuser Heinrichsruh und Lüskow rekonstruiert und mit Kultur gefüllt. Der Gemeinde-Chef hofft, dass er informiert wird, wenn ein konkreter Interessent ins Gespräch kommt. Blankenburg nennt das Paar „unauffällig“, im Ort hätten sie jedoch „nicht so den Anklang gefunden“. Die Pfauen, die auf dem Gelände angesiedelt worden, stießen nicht so auf Gegenliebe, erzähl Blankenburg.