Scharnhorstkomitee Großgörschen Scharnhorstkomitee Großgörschen: Präsident tritt mit 72 Jahren ab

Großgörschen - Heinrich Hexel tritt ab. „Nach 25 Jahren“, sagt der 72-Jährige stolz. So lange war er Präsident des Scharnhorstkomitees Großgörschen, jenes Vereins, der alljährlich tausende Menschen in die Ortschaft von Lützen an der Landesgrenze zu Sachsen zieht. Auch am zweiten Mai-Wochenende ist dem Verein das wieder gelungen. Nahezu 600 Geschichtsdarsteller und zwischen 4.000 und 5.000 Besucher waren zum Scharnhorstfest gekommen und erlebten drei ereignisreiche Tage.
Von den 15 Männern und Frauen, mit denen sich Heinrich Hexel zur Gründung des Vereins der Geschichte und Traditionspflege verschrieben hatte, ist nur noch Wolfgang Rometsch im Scharnhorstkomitee. Ein Generationswechsel steht an. Der langjährige Vorsitzende Günter Brettschneider ist bereits offiziell verabschiedet worden.
Kontakte gepflegt
Nun ist der Präsident dran, der seine Aufgaben Roland Sichting und einer in den letzten Jahren nachgewachsenen Mannschaft übergibt. Nadine Heuschkel, Jürgen Otte, Ronny Mank, Kathleen Hexel und andere stehen nun dafür ein, das Scharnhorstfest zu organisieren und das fortzuführen, was der Verein darüber hinaus leistet.
Das Scharnhorstkomitee hat Kontakte gepflegt zu anderen Orten, denen sich Großgörschen durch seine Geschichte verbunden fühlt. Dreimal wurden Reisen ins russische Borodino unternommen, wo 1812 eine der blutigsten Schlachten des napoleonischen Russlandfeldzuges geschlagen wurde.
Partner von dort - darunter einmal auch eine 60-köpfige Delegation - wurden wiederum in Deutschland empfangen. Nicht nur Großgörschen, auch Berlin, Dresden Jena, Weimar gehörten für sie zum Besuchsprogramm.
Folgen einer Verwundung
Mit dem Neustädter Ortsteil Bordenau in Niedersachsen sind die Großgörschener verbunden, weil General Gerhard von Scharnhorst dort geboren wurde, jener preußische Militärreformer, der an den Folgen einer Verwundung aus der Schlacht von 1813 starb.
Im Dorfmuseum von Großgörschen hat sich das Scharnhorstkomitee engagiert, zum Beispiel den Bau des Großdioramas dort tatkräftig unterstützt, Fördermittel mit beschafft. Die Wiedererrichtung des Denkmals für Prinz Leopold von Hessen-Homburg, der direkt in der Schlacht von Großgörschen fiel, hat das Scharnhorstkomitee mit vorangetrieben.
Spuren seines Wirkens sind auch die Veränderungen auf der Festwiese, wo es heute sogar eine stationäre Sanitäreinrichtung gibt. Im Bürgerhaus der Ortschaft ist das Scharnhorstkomitee der Hauptmieter.
23 Jahre Bürgermeisteramt
Hexel weiß, dass dies und manches mehr gelungen ist, weil Scharnhorstkomitee und kommunale Gemeinde nicht nur zusammengearbeitet haben, sondern Gemeinderäte zugleich auch Vereinsmitglieder waren. Er selbst vereinte 23 Jahre Bürgermeisteramt und Präsidentschaft des Komitees in seiner Person. Doch auch ohne solch ideale Bedingungen sollte es aus seiner Sicht nun gut weitergehen. Hat sich vieles doch fest etabliert und ist teilweise Routine eingezogen.
Und das nächste große Jubiläum steht noch nicht wieder vor der Tür. Zur 200-Jahrfeier waren 1.300 Geschichtsdarsteller in Großgörschen angereist und nahezu 8.000 Besucher folgten ihnen an den drei Tagen. 1991 hatten sich Heinrich Hexel und seine Mitstreiter vom Scharnhorstkomitee schon über 150 geschichtsgetreu Uniformierte und 1.000 Besucher gefreut.
Sie hatten damals das erste Mal die Festorganisation übernommen. Zeitgenössisches Militär - bis dahin Nationale Volksarmee und Sowjetarmee - sollte nicht mehr das Fest prägen, das seit den 1960er Jahren gefeiert wird. Die Zeit der Geschichtsdarsteller war gekommen.