Possierlich, aber aggressiv Possierlich, aber aggressiv: Waschbär bereitet im Burgenlandkreis große Probleme

Weißenfels - Mit einem Poltern taucht der Eindringling am helllichten in die Mülltonnen in der Marienstraße ab und sucht mitten im Weißenfelser Zentrum nach Nahrung. Dass er dabei vom Zaun aus beobachtet wird, das bringt ihn nicht aus dem Konzept. Zwar versichert er sich noch zweimal, dass der Augenzeuge nicht näher kommt. Aber panisch flüchten, dass kommt dem Waschbär nicht in den Sinn.
Solche Szenen haben im Burgenlandkreis längst keinen Seltenheitswert mehr. Der possierliche Waschbär, ein Einwanderer aus Nordamerika, hat sich in Deutschland eingerichtet. Er zählt zu den 49 sogenannten invasiven Arten, deren Ausbreitung die Europäische Union mit Sorge betrachtet. Denn die aus Nordamerika oder Asien zugewanderten Tiere bereiten den einheimischen Probleme und können der biologischen Vielfalt schaden.
„Der Waschbär ist ein Allesfresser und beeinträchtigt dadurch die gesamte heimische Fauna, insbesondere Vögel und Amphibien“, erklärt Ariane Körner vom Umweltamt des Burgenlandkreises. Der Einwanderer könne klettern sowie schwimmen und erreiche dadurch problemlos eine Vielzahl von Lebensräumen und Brutstätten. „Der Waschbär frisst die Eier aus Nestern heimischer Vogelarten“, sagt Ariane Körner. Die Altvögel könnten das Nest nicht gegen den Allesfresser verteidigen.
Invasive Tierarten im Burgenlandkreis: Waschbär und Nilgans
Der Waschbär ist eine von zwei zugewanderten Tierarten, die im Burgenlandkreis besondere Probleme bereiten. Neben ihm betrachtet das Umweltamt auch die Ausbreitung eines eigentlich südlich der Sahara in Afrika beheimateten Entenvogels mit Sorgen. „Die Nilgans ist aggressiv gegenüber anderen Vogelarten und verdrängt dadurch heimische Vogelarten aus ihrem Lebensraum und von ihren Brutplätzen“, erklärt Ariane Körner.
Wie stark sich beide zwischen Bad Kösen und Zeitz schon ausgebreitet haben, das kann das Umweltamt nicht beziffern. Dazu gebe es keine Erfassungen, heißt es. Und was wird unternommen, um die Ausbreitung von Problembär und Problemgans einzudämmen? „Die Tiere wurden ins Jagdrecht aufgenommen und können bejagt werden“, antwortet das Umweltamt.
Das Bundesnaturschutzgesetz verlangt, dass geeignete Maßnahmen getroffen werden, um Ökosysteme und Biotope durch die Zuwanderung nichtheimischer Tiere nicht zu gefährden. Die Freigabe zum Abschuss ist eine Option.
Noch keine Probleme mit Biberratte, Bisam oder Marderhund
So sollen im rheinland-westfälischen Moers Jäger schon Geld-Prämieren für abgegebene Nutria-Schwänze erhalten. Die Biberratte kommt auch im Burgenlandkreis vor. Genau wie Bisam oder Marderhund. Die bereiten nach Aussage der Umweltamtes im Burgenlandkreis aber noch keine Probleme. Im Gegensatz zum omnipräsenten Waschbär.
Denn die haben keinerlei natürlichen Feinde, erklärt Ariane Körner. „Waschbären konzentrieren sich im Siedlungsraum und in Gewässernähe.“ Die aggressiven Nilgänse würden sich überwiegend in Auegebieten und an Stillgewässern wohlfühlen.
Der „Verdrängungswettbewerb“ ist übrigens nicht nur im Tierreich ein Problem, sondern auch in der Pflanzenwelt. Genau wie der Waschbär erweist sich beispielsweise der aus dem Kaukasusgebiet stammende Riesenbärenklau als Gewächs, das anderen schwächeren Pflanzenarten den Lebensraum streitig macht. (mz)