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Pflegefall "Roter Löwe" in Lützen Pflegefall "Roter Löwe" in Lützen: Einst feierten Königin und Präsident hier

Von Holger Zimmer 22.04.2018, 13:00
Hans-Joachim Fuhrmann bei der Begehung im „Roten Löwen“. Hier der große Saal, der als erstes saniert werden soll.
Hans-Joachim Fuhrmann bei der Begehung im „Roten Löwen“. Hier der große Saal, der als erstes saniert werden soll. Peter Lisker

Lützen - Außen mit Schick und innen mit unübersehbarem Sanierungsbedarf: So präsentiert sich die historische Gaststätte „Roter Löwe“ am Lützener Markt. Der Bauausschuss hat sich vor Ort umgeschaut, bevor er im gegenüberliegenden Rathaus getagt hat.

Petra Abel, die für die CDU im Stadtrat sitzt und deren Mann und Sohn das geschichtsträchtige Haus betreiben, weist den Ausschussvorsitzenden, Hans-Joachim Fuhrmann (SPD), auf unerklärliche Risse in den oben runden Fensterlaibungen hin. Ansonsten wirkt der Gastraum sehr einladend und besticht mit Gemütlichkeit. Auch das benachbarte Schwedenzimmer mit seiner wunderschönen Holzdecke würde gewinnen, wenn man es wieder in seinen alten Zustand versetzt: Das heißt, dass die alte Wandvertäfelung samt umlaufender Sitzbänke wieder eingebaut werden sollte.

Schwedische Königin Silvia wurde im „Roten Löwen“ in Lützen empfangen

Frau Abel verweist darauf, dass hier die schwedische Königin Silvia empfangen werden konnte, aber auch Erich Honecker, erster Mann der DDR, war mit Samora Moisés Machel hier, dem Präsidenten von Mosambik. Familie Abel hat das Haus vor 18 Jahren gepachtet. Es war die Zeit der Sanierung, als Fassade, Fenster und Dach instand gesetzt wurden. Doch schaut man sich um, ist der Investitionsaufwand beträchtlich.

Schon als sie das Haus zu bewirtschaften begannen, wurden die rund 15 Hotelzimmer nicht mehr als solche genutzt. Dabei würden sie laut Abels gebraucht, weil viele Familien und Schulklassen hier feiern und anderswo Unterkünfte suchen müssten. Aber der Sanierungsaufwand ist groß, geht vom Fußboden über die elektrische Anlage bis zu Sanitärräumen. Und steht man vor den neuen Fenstern, erwecken die schadhaften hölzernen Balken an den Seiten kein Vertrauen mehr.

„Roter Löwe“ in Lützen: Raum im Parterre mit bäuerlichen Arbeitsgeräten

Ein Raum im Parterre mit bäuerlichen Arbeitsgeräten wie Dreschflegel und Pferdekummet ist zwar sehr nett für Feiern mit bis zu 70 Personen, doch die hohen Türen mit ihrer einfachen Verglasung halten die Wärme nicht. „Das ist weder energetisch sinnvoll, noch zeitgemäß“, sagt Hans-Joachim Fuhrmann. In der Etage darüber gibt es den einzigen großen Saal, über den die Stadt verfügt.

Hier gibt es Bürgerzusammenkünfte, aber auch Karnevalsveranstaltungen. An den Wänden hängen jetzt große Bilder aus dem Besitz eines privaten Sammlers und der riesige Raum soll demnächst anlässlich des 400. Jahrestages des Beginns des Dreißigjährigen Krieges große Bilder mit Schlachtmalerei zeigen.

Gesamte Bühnenausstattung im „Roten Löwen“ in Lützennicht mehr zeitgemäß

Nicht zeitgemäß aber ist die gesamte Bühnenausstattung. Da sind die Wände ringsum mit beschichteten Holzplatten aus DDR-Zeiten verkleidet worden. Steht man freilich draußen, so wirkt bis auf einen alten Anbau alles recht ansehnlich. Die Wände sind mit grauer Farbe gestrichen worden und erst im letzten Jahr hat man im Sockelbereich einen Sanierputz aufgetragen.

Laut dem Vorsitzenden des Bauausschusses muss sich der Stadtrat positionieren, was mit dem ersten Haus am Platz werden soll. Der Saal sollte jedenfalls angesichts seiner häufigen Nutzung als erstes saniert werden. Dazu sagte auch der städtische Bauamtsleiter Steve Kähler: „Wir streben einen Multifunktionssaal an und es könnte 2020 losgehen.“ Fakt sei, dass es einen starken Sanierungsbedarf gebe, ist er sich mit Fuhrmann einig. Erschwerend kommt dabei hinzu, dass es sich um ein Denkmal handelt. Ohne großzügige Förderung dürfte es da nicht gehen. (mz)

Die Fassade des „Roten Löwen“
Die Fassade des „Roten Löwen“
Peter Lisker