1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Oberlandesgericht Naumburg : Oberlandesgericht Naumburg : Wechsel in die erste Reihe

Oberlandesgericht Naumburg  Oberlandesgericht Naumburg : Wechsel in die erste Reihe

01.02.2017, 14:00
Oberlandesgericht Naumburg
Oberlandesgericht Naumburg Torsten Biel

Naumburg - Mit Uwe Wegehaupt hat das Oberlandesgericht (OLG) Naumburg nach zehn Monaten, in denen das höchste Amt des OLG nicht besetzt war, wieder einen Präsidenten. Seine Ernennungsurkunde erhielt Wegehaupt Ende Dezember vergangenen Jahres (wir berichteten). Damit trat der 58-Jährige aus der zweiten in die erste Reihe, denn seit Mitte 2015 fungierte er im OLG bereits als Vizepräsident. Mit dem promovierten Juristen sprach Redakteurin Jana Kainz - im Büro des Vizepräsidenten.

Sie sind noch nicht in das Büro des OLG-Präsidenten umgezogen?

Uwe Wegehaupt: Das ist interessant. Ich werde oft darauf angesprochen. Nein, das halte ich nicht für so wichtig. Solange es keinen Vizepräsidenten gibt, der das Zimmer benötigt, eilt der Umzug nicht. Darüber hinaus beherbergt das Vorzimmer des Vizepräsidentenbüros die Geschäftsstelle meines Senates, in denen die Akten der vom Senat behandelten Rechtsfälle gelagert werden.

So viele Rechtsfälle dürften Sie doch nicht mehr bearbeiten, denn mit jeder Stufe höher auf der „Karriereleiter“ entfernt man sich doch von der eigentlichen Arbeit?

Wegehaupt: Das ist richtig. Das Amt des Präsidenten ist überwiegend mit Verwaltungsaufgaben verbunden.

Bedauern Sie das?

Wegehaupt: Nein. Die Position bietet reizvolle Herausforderungen. Dies war ausschlaggebend für meine Bewerbung um das Amt des OLG-Präsidenten. Ich war neun Jahre in Magdeburg Präsident des Amtsgerichts, da hatte ich auch schon umfangreiche Verwaltungsaufgaben zu erledigen.

Mit welchen Intensionen traten Sie das Amt an?

Wegehaupt: Mein Vorgänger, Herr Schubert, hat das Oberlandesgericht in den vergangenen zwölf Jahren nach innen wie nach außen sehr erfolgreich geleitet. Ich hoffe, diese Arbeit fortsetzen zu können.

Wird es dennoch Veränderungen geben?

Wegehaupt: Das Oberlandesgericht arbeitet wie ein eingespieltes Uhrwerk. Es funktioniert sehr gut, so dass es keinen dringenden Änderungsbedarf gibt.

Warten keine großen Aufgaben auf Sie?

Wegehaupt: Doch, die anstehende Einführung der elektronischen Akte wird ein großer Umbruch für die Gerichte werden. Das wird die große entscheidende Aufgabe in der nächsten Zeit, von der alle Mitarbeiter der Justiz betroffen sind.

Haben Sie bezüglich des Falls der Raubkopien, den das OLG 2015 in die Schlagzeilen gebracht hatte, Konsequenzen gezogen?

Wegehaupt: Ja. Das hat aber Herr Schubert seinerzeit schon in die Wege geleitet. Und auch gerichtlich sind die arbeitsrechtlichen Konsequenzen inzwischen gezogen. Die strafrechtliche Seite müssen wir noch abwarten. Aus meiner Sicht lag ein Fehlverhalten eines einzelnen Mitarbeiters vor. Wir haben die Geschäftsprüfungen daraufhin intensiviert. Aber eigentlich ist es selbstverständlich, dass man so etwas nicht tut. Vor menschlichem Fehlverhalten ist man nicht gefeit.

Ihr Vorgänger Winfried Schubert knüpfte als OLG-Präsident internationale Kontakte zu Kollegen in Österreich, Luxemburg, Rumänien, Frankreich oder auch zu jenen in Skandinavien. Werden Sie diese aufrechterhalten?

Wegehaupt: Das ist weiter im Gedeihen. Ich unterscheide mich im Arbeitsstil nicht so sehr von Herrn Schubert. Wir kennen uns schon sehr lange. Anfangs war ich hier sein Präsidialrichter, also so etwas wie seine rechte Hand.

Interessant für die Naumburger dürfte sein, ob Sie die von Schubert wiederbelebte Veranstaltungsreihe „Mittwochsgespräche“ fortsetzen werden und wenn ja, mit welchem inhaltlichen Schwerpunkt?

Wegehaupt: Wir werden die Tradition der Mittwochsgespräche mit interessanten Themen aus unterschiedlichen Bereichen, wie Kultur, Politik, Geschichte und Recht voraussichtlich im Quartalsrhythmus fortsetzen.

Sie hatten, als Sie als Vizepräsident im OLG Naumburg tätig wurden, parallel dazu das Amtsgericht Magdeburg zu betreuen. In dieser Zeit wohnten Sie weiterhin in Magdeburg und pendelten. Einst sprachen Sie davon, nach Naumburg ziehen zu wollen, sobald diese Doppelbelastung wegfällt. Wohnen Sie inzwischen in Naumburg?

Wegehaupt: Diese Doppelbelastung zog sich etwa über ein halbes Jahr hin, dann gab es für das Magdeburger Amtsgericht wieder einen Vizepräsidenten. Allerdings wohne ich noch immer in Magdeburg. In Naumburg bin ich auf der Suche nach einer geeigneten Wohnung. Ich habe schon während meiner Abordnung an das OLG von 1996 bis 1997 und während meiner Richtertätigkeit am OLG von 1999 bis 2006 in Naumburg gewohnt, kenne dadurch so manche Wohngegend. Ich fühle mich in Naumburg sehr wohl.

Was gefällt Ihnen hier am meisten?

Wegehaupt: Die Weinberge. Ich fahre gern Motorrad und da hätte ich hier in Naumburg gleich die Kurven vor der Tür. Durch die Doppelbelastung und das tägliche Pendeln blieb mir in den letzten Jahren allerdings nicht viel Zeit zum Motorradfahren. Und man lebt hier sehr zentral, ist in Windeseile in alle Himmelsrichtungen unterwegs und gut an Flughäfen angebunden.