Neun Naumburger Nächte im Marientor Neun Naumburger Nächte im Marientor: Wenn Himmel und Drums donnern

Naumburg - Man konnte es fast schon als Gemeinheit ansehen: Vor einem Jahr spielten der deutsche Pianist Walter Lang und der japanische Taiko-Trommler Takuya Taniguchi bei den „Neun Naumburger Nächten“ zwei Stunden lang im Dauerregen, kauerten sich 150 Besucher tapfer unter dem im Marientor zum Schutz vor Witterungsunbilden aufgespannten Segel. Weil das Feedback der Konzertbesucher freilich ein ausnehmend Gutes war, luden die städtischen Organisatoren um Heike Mattausch das ungewöhnliche Duo in diesem Jahr gleich erneut ein - auf dass die beiden Musiker und ihre Zuhörer sich auch mal bei echtem Sommerwetter begegneten.
Allein: „Pünktlich“ zum Konzertbeginn zogen auch an diesem Sonnabend dunkle Wolken auf - und man war sich gar nicht sicher, welches Donnergrollen, das alsbald das ausverkaufte Rund erfüllte, lauter war: das der Taiko-Trommeln von Takuya Taniguchi, der den Abend mit einem Solo eröffnete - oder das aus dem Gewitterhimmel.
"Wir wollen unbedingt spielen!"
„Es ist unglaublich, dass wir genau dasselbe Wetter haben“, schüttelte Walter Lang in der ersten Ansage nach seinem Klavier-Intro den Kopf, stellte unter dem Beifall der Gäste aber klar: „Wir wollen unbedingt für euch spielen!“ Auch wenn der Regen weiter tröpfelte und im zweiten gemeinsamen Stück, das ausgerechnet Brasilien als imaginären Schauplatz hatte, sogar noch anschwoll: Dem kunstvollen musikalischen Zwiegespräch der beiden so unterschiedlichen Akteure taten die äußeren Bedingungen keinen Abbruch: Hier bestrickte der in einem kleinen schwäbischen Städtchen aufgewachsene und in Boston sowie Amsterdam am Jazzpiano ausgebildete Walter Lang mit zarten Klängen, dort beeindruckte der aus der japanischen Provinz Fukui stammende und heute in München und Tokio lebende Takuya Taniguchi mit archaischen Rhythmen aus seinen Taiko-Drums. Die Spielfreude der Künstler und die Begeisterung des Publikums hielten selbst an, als es auf der „Zielgeraden“ des Konzertabends abermals zu regnen anfing: Gleich drei Zugaben legten beredtes Zeugnis dafür ab.
Apropos drei: Noch am Samstag, kurz vor Mitternacht, machte bei Besuchern und Organisatoren der Flachs die Runde, dass Walter Lang und Takuya Taniguchi nun streng genommen gar ein drittes Mal einzuladen wären: „Wenn wir es erneut versuchen, müsste der Wetterfluch dann doch endlich zu bannen sein“, meinte Heike Mattausch augenzwinkernd. Sei es wie es sei: Musikalischen Sonnenschein jedenfalls hat das Duo hier bereits zweimal verbreitet.
