Neuer Schulstandort in Naumburg Neuer Schulstandort in Naumburg: Rat stimmt für Getreidewirtschaft

Naumburg - Der Naumburger Gemeinderat hat am Mittwoch ohne Gegenstimme dem Burgenlandkreis empfohlen, dass dieser seine neue Sekundarschule auf dem Gelände der ehemaligen Getreidewirtschaft bauen soll.
Was hat der Kreis vor? Wegen Platznot in Humboldt- und Schweitzerschule soll eine neue Sekundarschule für 650 Schüler und 37 Klassen gebaut werden. Integrieren möchte man lernbeeinträchtigte Jugendliche, die derzeit in die Pestalozzi-Förderschule gehen. Es wäre laut Landrat Götz Ulrich ein Modellversuch, erstmals im Land eine Sekundar- sowie Förderschule gemeinsam zu führen. Hintergrund ist, dass die Pestalozzischule bereits seit Jahren die erforderliche Mindestschülerzahl von 90 Kindern nicht erreicht.
Nach vielem Hin und Her in der Standortfrage ist das Areal zwischen Schönburger und Grochlitzer Straße nun erste Wahl und wird dem Kreistag am 15. April als Favorit von insgesamt acht potenziellen Standorten zum Kauf vorgeschlagen. Allerdings nur, so Ulrich, wenn durch den Verkäufer ein zügiger Abbruch und eine schnelle Beräumung garantiert werden kann.
Wem gehören die Flächen? 4,2 der 5,2 Hektar werden in Kürze wohl von der Agravis Raiffeisen AG an die Naumburger NBG Grundstückverwertungs- und Verwaltungs GmbH veräußert. „Es müssen nur noch Kleinigkeiten geklärt werden“, sagte NBG-Verantwortlicher Rudi Kürbs am Donnerstag auf Anfrage. Sein Vater und NBG-Geschäftsführer Rüdiger Kürbs hatte bereits im November bestätigt, dass man den rund eine Million Euro teuren Abriss übernehmen, die Flächen von Altlasten befreien und für Neubebauung vorbereiten will.
Die kleinere, rund einen Hektar große Fläche ist in öffentlichem Eigentum und wird durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bewirtschaftet. Laut Stadt wird auch hier bereits ein Verkauf vorbereitet. Zwei bis 2,5 Hektar des Areals würde der Kreis - so der Kreistag zustimmt - als baufertige Fläche der NBG für die Schule abkaufen.
Was kostet die neue Schule, und wann geht es los? 20 bis 25 Millionen Euro teuer wird laut Landrat Ulrich wohl der neue „Bildungscampus“ - ohne die Kosten für die Sporthalle. Ulrich: „Das Vorhaben ist angemeldet als Leuchtturmprojekt zur Strukturentwicklung im Mitteldeutschen Revier. Ich gehe davon aus, dass es zu 90 Prozent aus diesen Mitteln gefördert werden kann.“ Er rechnet bis zur Fertigstellung „ab Übergabe der baureifen Grundstücke mit einer Planungs- und Bauzeit von fünf Jahren“.
Wie verhält es sich mit der Sporthalle genau? Der Kreis hält eine Zwei-Felder-Halle für ausreichend. Die Stadt wünscht sich jedoch eine größere Multifunktionshalle und kann sich eine Mitfinanzierung vorstellen. Zwar heißt es, dass am Abend und Wochenende die Parkplätze der Kreisverwaltung mitgenutzt werden könnten, doch dass mehr als „nur“ eine große Sporthalle, nämlich eine Stadthalle für größere Events entsteht, scheint fraglich.
Was soll auf dem Areal noch passieren? Laut Vorlage der Verwaltung ist vom Projektentwickler (sprich: der NBG) der Bau von Mehrgeschossern mit rund 150 Wohnungen für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen geplant. Das begrüßt die Stadt. Das Angebot an preiswertem, barrierefreiem und innenstadtnahem Wohnraum sei knapp.
Und entlang der Bahnschienen? Möchte die Stadt gerne der NBG - so der ganze Deal wie geplant läuft - für geschätzte 200.000 Euro eine Trasse abkaufen, um die seit Jahren geplante Osttangente zu realisieren. Damit könnte der Autoverkehr ohne Querung der Bahnlinie vom Kaufland über Gehringstraße, Ostbahnhof und Weinbergsweg in Richtung Henne geführt werden, um die Weißenfelser und Hallesche Straße entlasten.
Was passiert mit dem THW? Das ist noch offen. Der Standort des Technischen Hilfswerkes könnte umgestaltet und mit einer neuen Zufahrt versehen werden. Aufgrund der „Lärmproblematik in Bezug zur benachbarten Wohnbebauung“, wie es in der Vorlage der Stadt heißt, sei aber auch ein THW-Umzug an einen ganz anderen Standort zu erwägen. „Dazu wird es Gespräche geben. Das THW hat für uns hier in Naumburg eine sehr wichtige Funktion. Das gilt es zu berücksichtigen“, so die städtische Bau-Fachbereichsleiterin Ute Freund.
Welche Folgen hat der Neubau für Pestalozzi- und Schweitzerschule? Götz Ulrich: „Für eine Nachnutzung der Pestalozzischule gibt es noch keine Pläne. Allerdings spricht viel dafür, das Schulgebäude nicht zu veräußern, um bei künftigen Schulbaumaßnahmen gute Ausweichbedingungen vorzuhalten.“ Über die Zukunft der Schweitzerschule werde man sich, so Ute Freund, konkret Gedanken machen, wenn das Projekt des Kreises in Sack und Tüten ist. Vorstellbar sei für das dann zu große Grundschulgebäude vieles: Sanierung, Teilsanierung samt Abriss der Obergeschosse oder Abriss und Neubau.